Wall Street: Steile Gewinne vor dem Feiertag
Die versuchten Terroranschläge in London und Glasgow, den hohen Ölpreis, all das steckten die US-Börsen am Montag locker weg. Danke einer ganzen Flut von durchgeführten und angekündigten Mergern und Übernahmen, begannen Anleger das zweite Halbjahr 2007 mit einer ansehnlichen Rallye.
Der Dow-Jones-Index kletterte am Montag um mehr als 100 Punkte, und auch der marktbreite S&P-500-Index und die auf Hightech-Werte konzentrierte Nasdaq legten deutlich zu.
Ein unerwartet steiler Sturz für den Dollar machte Anlegern offensichtlich genau so wenig aus wie die Entwicklungen am Rohstoffmarkt: Dabei kletterte der Ölpreis über 71 Dollar pro Fass, nachdem die Terrorakte in Europa selbstverständlich für Unmut in dem Sektor gesorgt hatten.
Doch standen dem auch gute Nachrichten gegenüber. Der ISM-Index, der über die Aktivitäten im Produzierenden Gewerbe berichtet, wurde für den Juni mit 56 Punkten gemessen und damit besser als im Vormonat und über den Erwartungen der Analysten.
Allerdings waren es zahlreiche Merger und Übernahmen, die den Handel und das Interesse der Anleger bestimmten. Neu ist das nicht, in den letzten Monaten hat sich der „Merger Monday“ fest etabliert. Im ersten Halbjahr 2007 gab es weltweit Übernahmen im Wert von 2,7 Billionen Dollar, was einem Zuwachs um 62 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Die größte Übernahme an diesem Montag spielte sich in Kanada ab: Eine Gruppe privater Investoren, darunter auch die US-amerikanische Firma Kohlberg Kravis Roberts, kauft für 48,5 Milliarden Dollar BCE, die kanadische Holding hinter Bell Canada, einem der größten Telekomprovider des Landes.
Die Carlysle Group will derweil 11,7 Milliarden Dollar in Virgin Media investieren, die an der Nasdaq gelistete Kabelfernseh-Tochter der Virgin-Gruppe.
Der US-Telekomkonzern AT&T kauft für 2,8 Milliarden Dollar den Mobilfunkexperten Dobson Communications. Die Aktie dürfte am Montag aber nicht nur in Reaktion auf diese Übernahme handeln, sondern auch im Zusammenhang mit Erfolgen und Misserfolgen rund um das iPhone von Apple. Das sagenumwobene iPod-Internet-Handy ist seit dem Wochenende im Handel, doch soll AT&T mit der Aktivierung zahlreicher Geräte überfordert gewesen sein.
Ein seit einiger Zeit erwarteter Deal wird hingegen wohl nicht zustande kommen: Trump Entertainment, der Kasinokonzern, der teilweise dem New Yorker Baulöwen Donald Trump gehört, hat im Zuge einer strategischen Untersuchung keinen interessierten Käufer auftreiben können.
Die hohen Gewinne am Montag dürfen übrigens nicht über das schwache Handelsvolumen hinwegtäuschen. Die Börsen stehen inmitten einer Ferienwoche: Am Dienstag schließt der Handel frühzeitig um 13 Uhr (Ortszeit, 19 Uhr MESZ), am Mittwoch bleibt die Wall Street ganz geschlossen. Die Amerikaner begehen am 4. Juli ihren Nationalfeiertag.
Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc. Quelle: http://www.wsc.de/index.php?id=12063 Beste Grüße vom Gesellen
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