Nach Eskapaden Soldo degradiert Novakovic Von Frank Nägele, 26.11.09, 18:48h, aktualisiert 26.11.09, 21:34h Der Trainer des 1. FC Köln, Zvonimir Soldo, hat dem slowenischen Stürmer Milivoje Novakovic die Kapitänsbinde entzogen. In einer Erklärung rechnete der tief enttäuschte Soldo mit Novakovic ab. Nun übernimmt Petit die Teamleitung. Milivoje Novakovic ist nicht mehr Teamkapitän des 1. FC Köln. (Archivbild: Dahmen) KÖLN - Zvonimir Soldo ist kein Mensch, der andere gerne in seine Seele blicken lässt. An diesem Donnerstag macht er eine Ausnahme, denn er ist wütend. Und das hat Folgen: Milivoje Novakovic ist nicht mehr Kapitän des 1. FC Köln. Die Entscheidung fiel am Donnerstag nach dem Training am Nachmittag. Soldos Begründung: „Ich habe Milivoje die Chance gegeben, dass er sich nach den Vorkommnissen der letzten Woche bei mir und der Mannschaft entschuldigt. Diese Chance hat er jedoch nicht genutzt. Ich brauche einen Kapitän, der mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld ist und mit dem ein gegenseitiges respektvolles Verhältnis besteht.“ Manager Michael Meier erklärte: „Wir wollten ihm Gelegenheit geben, zur Besinnung zu kommen, aber das hat er nicht getan.“ Am Freitag in Bochum (20.30 Uhr) wird der Portugiese Petit die Spielführerbinde tragen; Novakovic wird wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. Schon Mittags war zu erkennen, dass sich der Kölner Trainer das Theater der letzten Tage und Wochen nicht mehr bieten lassen wollte. Beim wöchentlichen Talk mit der Presse wirkte er aufgewühlt. Der Kroate erzählt sogar eine kleine Anekdote. „Vor ein paar Tagen hat mich jemand gefragt, ob das nächste Training geheim ist. Ich habe geantwortet: ,Wo ist der Unterschied?'“ Das klang lakonisch, mit einem verbalen Minimum erzählt. Und doch transportierte dieser winzige abgeschlossene Roman die Enttäuschung und Frustration eines Menschen, dessen Vertrauen missbraucht worden ist. Zvonimir Soldo glaubt seit der öffentlich gewordenen Aussprache seiner Mannschaft nicht mehr daran, dass irgendetwas geheim bleibt am Geißbockheim. Es ist ihm noch einmal wichtig, darzustellen, dass solche Gespräche zwischen Trainer und Mannschaft normal sind, auch wenn gegensätzliche Meinungen aufeinander prallen. „Ich war zehn Jahre Profi in Deutschland, und so etwas habe ich mit jedem Trainer gehabt“, erklärt er. Allerdings wusste danach nicht die ganze Stadt, was das Team an seinem Chef auszusetzen hat. „Mir ist es nicht wichtig, nach außen hin immer gut aussehen“, sagt Soldo aufrecht und wahrheitsgemäß, „aber damit habe ich ein Problem.“ Das Problem hat jetzt der ganze Verein. Eine Niederlage in Bochum würde ihn auf einen Abstiegsplatz befördern. Nur noch Einzelgespräche mit Spielern In der Darstellung des Vereins steht die Entmachtung des seit September 2008 als Kapitän amtierenden Novakovic nicht in Zusammenhang mit der Maulwurf-Affäre, sondern mit dem Unwillen, nach der geglückten WM-Qualifikation der Slowenen zum FC zurück zu kehren. Doch der Zeitpunkt passt zu allem. „Was ich mache, entscheide ich alleine“, hatte Trainer Soldo noch am Mittag erklärt. Der massive Vertrauensbruch wird auch in einem veränderten Umgang Soldos zu seinem Team deutlich. Offene Diskussionen, an denen alle beteiligt sind, wird es in Zukunft nicht mehr geben. „Ich werde jetzt nur noch Einzelgespräche mit den Spielern führen“, sagt Soldo. Keiner soll mehr hören, was ein anderer zum Trainer sagt, dann kann es auch keiner weiter sagen. Vor dem Hintergrund der Entscheidung am Abend wirkte Michael Meiers Versuch, die Lage zu entdramatisieren, völlig hilflos. „Die Mannschaft ist intakt“, hatte der Manager behauptet, „es ist nicht das Vorrecht des 1. FC Köln, solche Probleme alleine zu haben.“ Allerdings zeichnet den Klub aus, dass er ziemlich viele solcher Probleme auf einmal hat. Meuternde Profis, Gespräche, die nicht intern bleiben. Und dazu ein sportliches Handicap: Man schießt nur etwa alle hundert Stunden einmal aufs Tor des Gegners. Ob mit oder ohne Novakovic. VfL Bochum: Heerwagen - Concha, Maltritz, Mavraj, Fuchs - Pfertzel, Dabrowski - Sestak, Epallé, Grote - Klimowicz. - 1. FC Köln: Mondragon - Schorch, Geromel, Mohamad, Wome - Maniche, Petit, Pezzoni, Ehret - Freis, Ishiaku. - Schiedsrich ter: Aytekin (Oberasbach).
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