Der Markt bestraft Karstadt-Quelle Kurssturz zum Start des Bezugsrechte-Handels - Aktionärschützer kritisieren zusätzliche Banken-RechteDüsseldorf - Mit einem Kursrutsch von bis zu 20 Prozent startete der angeschlagene Handelskonzern Karstadt-Quelle in seine dringend benötigte Kapitalerhöhung. Am Dienstag konnten Aktionäre erstmals mit den Bezugsrechten für die Kapitalmaßnahme handeln, die dem Konzern 500 Mio. Euro bringen soll. Der Kurs der Bezugsrechte betrug am Mittag 1,79 Euro. In dieser Größenordnung lag auch der Kursabschlag für die Karstadt-Quelle-Aktie.
Einige Beobachter hatten nach den schlechten Nachrichten vom Vorabend noch einen tieferen Sturz befürchtet. Im Prospekt für die Kapitalerhöhung hatte Karstadt-Quelle neben einer Vielzahl von Risiken für die Sanierung auch eingeräumt, daß das Unternehmen den Kreditbanken weitreichende Kontrollrechte eingeräumt und ihnen den Großteil seines Grundbesitzes sowie den Anteil am Touristik-Konzern Thomas Cook verpfändet hat. "Mich wundert, daß diese Details aus dem Verkaufsprospekt die Aktie kaum belasten", sagte Michael Punzet, Analyst der Landesbank Rheinland-Pfalz, "vermutlich wird da Kurspflege betrieben".
In diesen Details steht auch, daß Karstadt-Quelle die bisher nur als Option genannte zusätzliche Wandelanleihe über mindestens 125 Mio. Euro bindend bis Ende April 2005 an den Markt bringen muß. Andernfalls ist das Bankenkonsortium nicht mehr an seine Kreditzusage über 1,75 Mrd. Euro gebunden. Karstadt-Quelle erwägt, die Wandelanleihe noch 2004 auszugeben.
"Jetzt bestimmen die Banken bei Karstadt-Quelle. Der unternehmerische Spielraum des Vorstandes ist nur noch winzig klein", sagte Jella Benner-Heinacher, Geschäftsführerin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) der WELT.
Erstmals bestätigt der Konzern im Prospekt auch Verhandlungen für "ergänzende Finanzierungen mit einem Volumen von bis 500 Mio. Euro". Sollte sich der kurzfristig geplante Verkauf von Unternehmensteilen verzögern, der zusätzliche 1,1 Mrd. Euro einbringen soll, drohe spätestens im Herbst 2005 eine neue Finanzierungslücke, heißt es in dem Papier.
Damit bestätigt der Prospekt frühere Meldungen der WELT. Es sei "unwahrscheinlich, daß in Zukunft wieder das Ergebnis-Niveau früherer Jahre" erzielen werde. Ein Unternehmenssprecher relativierte diese Warnungen: Sie seien "aus juristischen Gründen" notwendig, um Anleger über alle Eventualitäten zu informieren. Daraus könne aber nicht auf "die aktuelle Situation des Unternehmens geschlossen werden".
Unbestritten dagegen haben sich die Banken mit ihrer Kreditzusage weitere umfangreiche Kontrollrechte einräumen lassen: So kann der Vorstand ohne die Zustimmung der Kreditgeber nicht mehr über Investitionen oder Unternehmensverkäufe, den Rückkauf eigener Aktien oder neue Kredite entscheiden. Besonders der letzte Punkt könnte für Ärger sorgen. Schließlich spricht Karstadt-Quelle gegenwärtig bereits unter anderem mit Goldman Sachs oder Barclays - beide Institute sind nicht im bisherigen Konsortium - über eine zusätzliche halbe Milliarde Euro. Zudem schreiben die Banken dem Vorstand Mindestwerte etwa für das Vorsteuer-Ergebnis Ebitda oder die Eigenkapitalquote vor.
Mögliche Gewinne darf der Vorstand nicht für eine Dividende verwenden. Beim Verstoß gegen die Vorschriften können die Banken den Kredit kündigen - was die Insolvenz zur Folge haben könnte.
Weitgehend unbeachtet verpuffte die Erklärung der beiden Führungsbanken unter den Kreditgebern, ABN Amro und Dresdner, wonach das Management und insbesondere Vorstandschef Christoph Achenbach das "uneingeschränkte Vertrauen" der Banken genießt. Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, die Banken wollten die Führung austauschen. sl
Artikel erschienen am Mi, 1. Dezember 2004
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