Neuer Trainer Soldo wird Daum-Nachfolger beim 1. FC Köln
Von Klaus Schlütter 11. Juni 2009, 15:24 Uhr
Es geht nur noch um die letzten Vertragsdetails, aber im Grunde genommen steht es fest. Der 41-jährige Zvonimir Soldo wird neuer Trainer beim 1. FC Köln. Spätestens am Samstag soll der Vertrag von beiden Seiten unterschrieben werden. Da passt es, dass der Kroate schon länger ein Rheinländer ist.
Große Namen waren es, die am Rhein gehandelt wurden für die Nachfolge von Christoph Daum beim 1. FC Köln. Internationale wie der des Dänen Morten Olson, des Schweizers Christian Gross, des Norwegers Staale Solbakken, des Franzosen Gerard Houllier, des Niederländers Co Adriaanse. Dazu kamen Bernd Schuster, Volker Finke, Mirko Slomka. Das Renne aber machte einer, den nur ganz wenige auf der Rechnung hatten: Zvonimir Soldo (41), ehemaliger Kapitän des VfB Stuttgart.
Nachdem Daums Wechsel zu Fenerbahce Istanbul bekannt wurde, drehte sich das Trainerkarussell in Köln so schnell, dass einer nach dem anderen hinaus geschleudert wurde. Zuletzt waren nur noch Soldo und Slomka darauf, bis am Mittwochabend der ehemalige Schalker Slomka den Kölnern absagte. Seit Donnerstag werden nun die Vertragsdetails mit Soldo besprochen. FC-Manager Michael Meier will „bis Samstag Klarheit“.
Zvonimir Soldo wäre schon als Fußballer beinahe beim 1. FC Kölngelandet. Das war 2005, als sein Vertrag in Stuttgart auslief und er mit 36 Jahren noch Lust auf ein weiteres Jahr verspürte. Soldo aber folgte dem Ruf seines alten Klubs Dinamo Zagreb in der Heimat, erst als Juniorentrainer, dann als Chefcoach der Ersten, schließlich hatte er mit beiden Team auf Anhieb Erfolg. Mit dem Nachwuchs gewann er in Sindelfingen den hochkarätig besetzten Junior Cup, mit den Profis wurde er 2007 Meister und Pokalsieger. Nach Querelen mit Dinamo-Geschäftsführer Sdravko Mamic warf Soldo, für viele überraschend, das Handtuch. Und landete sofort in Köln.
Soldo lebt in Köln
Zumindest als Lizenzbewerber in der dortigen Sporthochschule und genau das kommt ihm nun zugute: Soldo hat nicht nur den deutschen Trainerschein, er lebt auch bereits seit sieben Monaten in der Domstadt und kennt sich dort aus. Erich Rutemöller, ehemaliger DFB-Trainerausbilder, nennt Soldo „eine gute Lösung für den FC“. Was den Kroaten so besonders macht: Geradlinigkeit, Entschlossenheit und Konsequenz. In Stuttgart galt Soldo daher als einer der größten Glücksgriffe, den die Schwaben auf dem Transfermarkt getätigt hatten. 1996 kam Soldo von Croatia Zagreb, der damalige Stürmer Fredi Bobic sagte daraufhin: „Das ist keiner mit großer Klappe, der hat richtig was drauf.“ Die Mannschaft war begeistert von den taktischen Ideen Soldos. „Unser Grandseigneur“, schwärmte Präsident Manfred Haas.
Soldo war bedacht, ein ruhiger Typ. Er hatte den Krieg auf dem Balkan hautnah erlebt. „Manchmal haben wir fünfhundert Meter hinter der Frontlinie Fußball gespielt. Ich habe großes Glück gehabt, aber einige meiner Schulfreunde mussten sterben.“ Zehn Jahre lang war Soldo beim VfB eine feste Institution. Er war der Stratege, der dem Spiel den nötigen Halt gab. Aus klugem Abwehrverhalten leitete er intelligente Angriffszüge ein. Er wies den „jungen Wilden“ wie Kuranyi, Hleb, Lahm oder Hinkel ihre Wege zum Ruhm. Mit seiner schnörkellosen Art galt Soldo als bester defensiver Mittelfeldspieler der Bundesliga. Und das war unter Trainer Felix Magath, selbst einem der größten Strategen.
Studierte Jura
So überholte Soldo in der Hierarchie der Mannschaft selbst Ballkünstler Krassimir Balakov und wurde für Magath der verlängerte Arm auf dem Feld. Der sagt: „Zvoni war mein unumstrittener Chef, der Kopf der Mannschaft. Bei ihm konnten sich alle etwas abschauen, vor allem seine Zweikampfstärke und seine große Spielübersicht. Das findet man nur selten in einer Person.“ Genau deshalb trauen sie ihm in Köln nun große Taten auch als Trainer zu. Soldo ist niemand, den schnell etwas aus der Fassung bringt. Er ist Sohn eines Maschinenarbeiters und einer Putzfrau, studierte vor der Profikarriere Jura. Er ist verheiratet (Tanja) und hat drei Jungen (Filip, Matej, Nikola). Kevin Kuranyi sagt über Soldo: „Zvoni hat einen starken Charakter und ist ein absoluter Fachmann. Etwas Besseres kann Köln nicht passieren.“
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