Siemens klagt gegen Investor
Eine glückliche Hand hat Siemens beim Verkauf seiner einstigen Telekommunikationssparte wahrlich nicht gehabt.Erst schlitterte das Handygeschäft unter dem neuen Eigentümer BenQ in die Pleite.Das ist inzwischen Geschichte,doch die Netzwerksparte taumelt im Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks von einer Sanierung in die nächste.Beim Geschäft mit schnurlosen Telefonen der Marke Gigaset,das Siemens 2008 an den Münchner Finanzinvestor Arques abgegeben hat,ist die schon länger angespannte Lage nun eskaliert.Siemens hat Arques-Vorstand Michael Hütten und andere dortige Topmanager wegen Untreue angezeigt und in Arques-Büros sowie privaten Wohnungen eine Razzia der Münchner Staatsanwaltschaft ausgelöst. Arques-Chef Hans-Gisbert Ulmke weist alle Vorwürfe zurück und bezeichnet die Klage ebenso wie die Razzia als nicht gerechtfertigt.Dem in Bocholt fertigenden Unternehmen Gigaset gehe es gut."Der Knatsch ist nicht mehr nachvollziehbar,Gigaset ist unsere Firma"sagt der Manager.Er werde aber im Herbst seine Kaufoption ziehen und für vertraglich vereinbarte 5000 Euro Siemens das letzte Fünftel an Gigaset abkaufen,um Alleineigner zu werden.Siemens sieht die Lage komplett anders.Arques habe sich beim Kauf verpflichtet,die Gigaset-Sanierung bei Bedarf mit 19,6 Millionen Euro zu unterstützen.Dieser Bedarf sei da.Die ehemalige Siemens-Tochter hat unter Arques bereits einige hundert Arbeitsplätze auf derzeit 1800 Stellen abgebaut.Nun sollen nochmals 140 Arbeitsplätze gestrichen werden.Dafür brauche Gigaset jetzt die Arques-Millionen,erklärt Siemens.Das Geld vorzuenthalten und andere Verstöße gegen die Verkaufsverträge kämen Untreue gleich. Die Gigaset-Belegschaft beobachtet den Streit mit zunehmender Unruhe und stellt sich auf die Seite von Siemens."Das Verhalten von Arques ist eine Frechheit" sagt ein Betriebsrat.Arques sei selbst in Not und löse Zahlungsversprechen nicht ein.Die Mitarbeiter hoffen,dass Siemens Gesellschafter beleibt,um notfalls eingreifen zu können.Noch habe das operative Geschäft aber keinen Schaden genommen.Gigaset leide nicht unter dem Konflikt,beteuern Siemens und Arques.Die Firma steuere 2010 auf eine halbe Milliarde Euro Umsatz und auf Gewinne zu, sagt Ulmke.Beim Verkauf 2008 waren es noch 800 Millionen Euro Umsatz und 2100 Beschäftigte.
|