Das ist in meinen Augen nicht ehrlich, das alles auf SAP zu schieben. SAP hat genau das, was sie aktuell machen, seit 5-10 Jahren angekündigt. Sie haben immer gesagt: "das Lizenzmodell wollen wir klein haben, weil wir die Kunden auf SaaS Services in die Cloud bringen wollen".
Ich erinnere mich noch, dass ich vor Jahren ein Gespräch mit einem der Verantwortlichen für die HANA-Transition bei SAP hatte. Der hat genau das gesagt, was SAP dann später mit Rise with SAP und heute mit dem Rausekeln der Kunden aus dem Lizenzmodell tatsächlich auch umgesetzt hat. Da ist keinerlei Überraschung drin und das war auch immer die Kommunikation der SAP in die Partnerlandschaft. Der SAPler deutete damals an, der ein oder andere Partner sei allerdings etwas behäbig.
Zu dem Thema hab ich immer wieder mit IR bei All for One gesprochen über die Jahre, weil es natürlich ein echtes Risiko für die Aktie war. Da wurde von Seiten All for Ones aber immer nur abgewiegelt. Man habe sich perfekt vorbereitet auf den Cloud-Übergang und den erwarteten Rückgang der Lizenzen. Im Gegenteil: das sei gerade ein großes Plus für All for One, weil man an den SaaS Lizenzen sehr gut verdiene und dann auch noch Add-On Services verkaufen könne. Und die ganze Transformation sei ja überhaupt enorm profitabel etc. etc. Jetzt, Jahre später, muss man feststellen, dass das Unternehmen das einfach total falsch eingeschätzt hat.
Der Vorstand hat hier über Jahre immer nur weiter das SAP Geschäft ausgebaut. Schau Dir einfach mal die Töchter an, die man übernommen hat. Oder die Stellenanzeigen. Das hängt zu 90% an SAP dran. Wenn SAP aber genau das macht, was sie seit 5-10 Jahren angekündigt haben, dann kann man das bei All for One eben auch nicht mehr als Entschuldigung hernehmen Jahre später.
Man muss sich nur anschauen, wie sich Allgeier, Datagroup, adesso usw. usw. entwickelt haben. Die haben sich alle transformiert und sind in ertragreiche neue Bereiche gegangen. Allgeier hing z.B. enorm an der Leiharbeit -- ein Bereich, der auf einmal regulatorisch sehr unattraktiv wurde. Was haben sie gemacht? Sie haben schnell Expertise in anderen Bereichen aufgebaut und sich damit dumm und dämlich verdient. Das Geld lag hier auf der Straße in den letzten 10 Jahren.
All for One hingegen hat sich festgeklammert am SAP Geschäft und an den Industriekunden. Wo ist die Softwareexpertise bei All for One? Da hat man ausser "Jugend forscht" auch heute nicht viel. Wie ist der Marktanteil bei Managed Services? Wie im Microsoft Geschäft oder bei IT Security?
Wir schreiben hier seit Jahren, dass All for One aggressiver durch Übernahmen wachsen sollte. Man kann nicht jahrelang sagen "nee, nee, lieber keine Experimente -- der SAP Markt ist ja viel attraktiver" um dann nach dem Scheitern der eigenen SAP Strategie zu klagen "das ist nicht meine Schuld, denn der SAP Markt ist ja so schwierig".
Zum Thema Frust: natürlich hat sich da viel Frust bei mir aufgestaut. Ich habe jahrelang mit IR gesprochen und die potenziellen Geschäftsrisiken der A4O durch SAP SaaS/Cloud-Ansatz diskutiert. Und jahrelang habe ich auf die offensichtlichen Opportunitäten in anderen Bereichen hingewiesen. Da wurde von IR in ellenlangen Details dargelegt, warum es genau ganz anders ist. Deshalb ist die Schlussfolgerung klar: dem Vorstand hier zu vertrauen bei seiner Strategie war ein Fehler.
Nur um klarzustellen: natürlich denke ich, dass All for One dennoch auch heute hervorragende Möglichkeiten für die Zukunft hat. Die HANA Welle geht ja gerade erst los. Aber angesichts der Bruchlandung der Strategie 2022 wäre es in meinen Augen unangemessen, hier die bis September 23 laufenden Vorstandsverträge noch mal zu verlängern. Ausgangspunkt der Zielsetzung des Vorstands war ein EBIT von 20 Mio. EUR. Ziel war es, dieses EBIT um 20 Mio. auf 40 Mio. zu steigern. Zielerreichung im Jahr 2022 nach sieben Jahren Investitionen daher: exakt 0,0%. Das sind die Fakten.
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