64.100 Zuschauer im Signal Iduna Park sahen ein Spiel, das der BVB von der ersten bis zur letzten Minute dominierte. Nachdem zahlreiche gute Chancen nicht genutzt worden waren, schoss Florian Kringe kurz vor dem Pausenpfiff die hochverdiente Führung (44.). Im zweiten Durchgang traf der eingewechselte Diego Klimowicz doppelt (70. und 84.) und machte den auch in der Höhe verdienten 3:0-Sieg perfekt.
Ausgangslage: Nach zwei Niederlagen und sieben Gegentoren in den ersten beiden Spielen der neuen Saison (es war der schlechteste BVB-Start der Bundesliga-Historie) stand Borussia Dortmund im Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus gehörig unter Druck. Doch auch die Lausitzer hatten keinen Traumstart hingelegt: Durch ein glückliches Unentschieden beim 0:0 in Leverkusen und eine 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum konnten sie lediglich auf ein "Pünktchen" mehr verweisen als der BVB.
Saisondebüt für den BVB: Markus Brzenska. Personalien: Der BVB präsentierte sich im Vergleich zum Schalke-Spiel mit einem völlig veränderten Gesicht: Gleich fünf Spieler rückten neu ins Team, nur zwei spielten auf derselben Position wie in der Vorwoche (Petric und Dede). Während der vom DFB-Sportgericht gesperrte Weidenfeller wie angekündigt durch Ziegler ersetzt wurde, gab es in der Verteidigung eine kleine Überraschung: Anstelle von Kovac spielte Brzenska. Für den ebenfalls gesperrten Kruska (Gelb-Rot) kam Degen als rechter Verteidiger ins Team. Kringe rückte dafür auf die linke Position im Mittelfeld, Kuba auf die rechte. In der Offensive liefen Federico (für Buckley) hinter den Spitzen sowie Valdez (für Klimowicz) gemeinsam mit Petric im Sturm auf. Wegen Verletzungen konnte Doll nicht auf Frei (Faserriss in der Wade), Kehl (Knieprobleme) und den letzten verbliebenen "Sechser" Gordon (nach Knie-OP im Lauftraining) zurückgreifen. Bei Cottbus waren da Silva (gesperrt) und Burca (im Aufbautraining) nicht dabei.
Taktik: Thomas Doll ließ seine Mannschaft zwar auch gegen Cottbus im 4-4-2-System antreten, setzte im Unterschied zum Schalke-Spiel im Mittelfeld aber bis Mitte der zweiten Halbzeit wieder auf die altbewährte, offensiver ausgerichtete Raute. Aus Ermangelung eines gelernten "Sechsers" übernahm Tinga dabei den Part vor der Abwehr. Cottbus´ Trainer Petrik Sander ließ seine Mannen wie gewohnt defensiv agieren, die je nach Spielsituation zwischen einer 4-2-3-1 und 4-4-2-Formation wechselten.
Spielverlauf & Analyse Sein Schuss aus knapp 20 Metern brachte die hochverdiente Führung: Florian Kringe.
Es war ein forscher Beginn von beiden Teams. Keine ganze Minute war gespielt, da prüfte Energies Kapitän Timo Rost BVB-Torhüter Marc Ziegler mit einem wuchtigen Distanzschuss aus fast 30 Metern. In letzter Sekunde hatte Ziegler seine Fäuste oben und konnte den Ball über die Latte lenken. Die Antwort der Borussen ließ nicht lange auf sich warten: Nach einer Ecke köpfte Nelson Valdez nur knapp am Tor der Gäste vorbei (3.). Der personell und taktisch rundum erneurte BVB blieb am Drücker, insbesondere Giovanni Federico hinter den Spitzen sorgte in der Anfangsphase für Aktzente. Federico war es auch, der Mladen Petric mit einer tollen Vorabeit vor dem Tor der Gäste in der 8. Minute aussichtsreich in Szene setzte. Doch der Schuss des Kroaten donnerte an den Innenpfosten und konnte von dort geklärt werden. Die Gäste zogen sich nun immer weiter in ihre eigene Hälfte zurück und beschränkten sich darauf, den Spielaufbau der Borussen zu stören und auf Konter zu lauern.
Der BVB agierte überaus engagiert und mit schnellen Kombinationen nach vorne, war klar überlegen und erarbeitete sich durch Kuba (13.), Philipp Degen (23.) und Valdez (30.) gute Möglichkeiten. Einziges Manko: Die Borussen gingen zu fahrlässig mit den sich ergebenden Chancen um. So verzog Dede einen Schuss aus 40 Metern gegen den aus seinem Tor geeilten Tomislav Piplica ganz knapp (37.), auch Federico schaltete nicht schnell genug, als er in der 43. Minute im Cottbuser Strafraum freigespielt wurde.
Den Bann brach schließlich Florian Kringe. Nach einer zu kurz geklärten Ecke aus dem Cottbuser Strafraum fasste sich Kringe aus knapp 20 Metern ein Herz und schoss den Ball ins linke obere Eck - 1:0, die mittlerweile hochverdiente Führung für den BVB (44.). Piplica hatte den gut platzierten Ball zwar noch berühren, aber nicht mehr entscheidend ablenken können. "Hier regiert der BVB", schallte es von den Rängen, als Schiedsrichter Herbert Fandel wenig später zur Halbzeit pfiff.
Lieferte eine souveräne Leistung: "Ersatz"-Torwart Marc Ziegler. Zur zweiten Halbzeit brachte Thomas Doll Stürmer Diego Klimowicz für den angeschlagenen Petric (Wadenprobleme). Doch die erste Aktion gehörte wieder den Gästen aus der Lausitz. Nach einer Ecke von Ervin Skela kam Dennis Sörensen aus kürzester Distanz zum Kopfball, Brzenska konnte gerade noch auf der Linie klären (48.). Danach gehörte das Spiel wieder einzig den Borussen, die den Gästen klar überlegen waren, schnell kombinierten und weitere Chancen erarbeiteten. So scheiterten Dede (53.) und Federico (65.), der das Außennetz traf, mit zwei Freistößen nur ganz knapp. Kurz darauf wechselte Doll erneut. Für den starken Federico kam Delron Buckley (69.) - und damit einher ging eine Systemumstellung: Kringe und Tinga agierten fortan als Doppel-Sechs, Buckley (links) und Kuba (rechts) besetzten die Flügel offensiv.
Die Wechsel des Trainers sollten sich als Glücksgriff erweisen. Denn nur Augenblicke später spielte Buckley mit einem tollen Solo Klimowicz im Strafraum frei, der Piplica mit einem Schlenzer ins lange Eck keine Chance ließ - 2:0 für den BVB, Riesenjubel im SIGNAl IDUNA PARK. Das erste Tor des Argentiniers im Dress der Schwarzgelben (70.).
Ihren Traum-Tag machten die beiden Joker in der 84. Minute perfekt: Mit einer butterweichen Flanke setzte Buckley erneut Klimowicz im Strafraum in Szene. "Klimo" stieg am höchsten und drückte den Ball mit dem Kopf ins Tor der Gäste - 3:0, die deutliche, trotzdem aber mehr als verdiente Führung für den couragiert auftretenden BVB. Kurz vor dem Ende wechselte Doll noch Sebastian Tyrala für Kuba ein (89.). Doch dieser Joker stach nicht mehr, denn Augenblicke später beendete Schiedsrichter Fandel unter dem Jubel der Zuschauer die Partie.
|