Das wußten wir auch noch nicht:
FASZ
Die deutschen Wurzeln des Schweizer Oberpatrioten
Die größten Patrioten sind oft Neubürger, die vaterländische Verläßlichkeit beweisen wollen. So geben sich einstige Deutsche gerne besonders schweizerisch: Sie verteidigen am lautesten das Bankgeheimnis und wehren sich gegen jegliche Annäherung an die EU.
Der nationalkonservative Justizminister Christoph Blocher ist zwar kein Neubürger, weil es schon fast 150 Jahre her ist, daß sein deutscher Ururgroßvater den Test der Schweizermacher bestand.
Ist es aber wirklich bloß Zufall, daß gerade dieser Nachfahre württembergischer Pietisten der Schweizer Oberpatriot ist?
Blocher, der es als mittelloser Sohn eines Pfarrers mit seiner Ems-Chemie zum Milliardär brachte, fasziniert die Eidgenossen, irritiert sie aber auch. Denn seine Sprachgewalt und die ruppige Art haben etwas Unschweizerisches. Die Medien beschäftigen sich neuerdings genauer mit deutschen Ursprüngen dieser politischen Saftwurzel. Damit will man ihm Widersprüchlichkeit nachweisen. Denn was Blocher einst als Volkstribun verdammte, mußte er nun als Minister verteidigen. Zum Beispiel die erleichterte Einbürgerung junger Ausländer, die seine Volkspartei (SVP) ablehnt. Aus der Zwickmühle versucht er sich dadurch zu befreien, daß er für die Verfassungsänderung, über die das Volk demnächst abstimmt, möglichst wenig wirbt.
Er redet lieber über das spätere Gesetz, das die Einbürgerungs-Prozedur regelt, und verlangt, daß auch künftig in erster Linie die Wohnsitz-Gemeinde entscheidet, wer den Schweizer Paß haben darf.
Doch auch hier verhakt er sich in Widersprüche: Johann Georg Blocher bekam 1861 den Paß nicht etwa am Wohnsitz Bern, wo er ein christliches Mädchenheim leitete, sondern in Schattenhalb im Haslital (Berner Oberland). Da war der Paß mit 900 Franken offenbar billiger zu haben. Noch heute gibt es arme Schweizer Dörfer, die mit der Einbürgerung von Ortsfremden ihren Etat aufbessern. km.
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