marerial um friedmann 10 jahre weg zu sperren
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neuester Beitrag: 07.07.03 08:48
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eröffnet am: | 02.07.03 06:43 von: | altmeister | Anzahl Beiträge: | 84 |
neuester Beitrag: | 07.07.03 08:48 von: | Dixie | Leser gesamt: | 10697 |
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Falsches Mitleid ist unangebracht
Falsches Mitleid ist völlig unangebracht, wenn der "Inquisitor und Verhör-Talkmaster" Friedman mit seiner Lebenslüge (Zitat: "Das Leben ist meine Droge." ) wie ein Kartenhaus einstürzt. Schamlos nutzte er sein Judentum aus um auszuteilen, den Moralisten zu spielen, einzuschüchtern. Nie hätte er ohne seinen Posten als Zentralrats-Vize diese Medienpräsenz bekommen. Friedmans unaufhaltsamer Aufstieg begann 1992, nach dem Tod meines Vaters Heinz Galinski, denn mein Vater durchschaute und misstraute Friedman und sagte zu mir: "Friedman ist ein Fall für die Couch." Wie Recht er hatte! Warum lässt Friedman seine Talk-Shows ruhen, aber seine jüdischen Ämter nicht? Deshalb ist es auch völlig instinktlos, wenn Zentralratspräsident Paul Spiegel den Fall seines Vize Friedman als dessen Privatsache bezeichnet. Privatperson ist Friedman erst, wenn er keine offiziellen Ämter mehr bekleidet. Friedman und Spiegel haben dem Zentralrat der Juden geschadet.
Evelyn Hecht-Galinski, Malsburg-Marzell
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Altmeister: Was ist Dir denn über die Leber gelaufen, dass Du so reagierst? Muss doch nun wirklich nicht sein.
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URL: http://www.stern.de/politik/panorama/index.html?id=509955
Beginn des Artikels
Kommentar
"Es mangelt ihm an Reife"
Schriftsteller Rafael Seligmann: Klatsch, Tratsch und Freude
Der Fall Friedman ist ein Exempel für die fortwährende Unnormalität im deutsch-jüdischen Verhältnis. Diese Beziehung wird bis heute geprägt von Schuldgefühlen, vor allem aber von Angst. So gerät die Freizeitbeschäftigung eines nach geordneten Talkmasters mit angeblich gekauftem Sex und der mutmaßliche Gebrauch von Kokain zum Skandal, der wichtige Themen wie die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens und des Rentensystems aus dem Bewusstsein der Menschen und den Schlagzeilen der Zeitungen verdrängt.
Vom Skandälchen zum Skandal
Friedmans Judentum allein macht das Skandälchen zum Skandal. Jahrzehnte währende Aufklärung über die Verwerflichkeit des Antisemitismus haben nicht vermocht, die deutsch-jüdische Beziehung zu entkrampfen. Sie bleibt im Kernschatten des Nazi-Völkermordes an den Juden. Manche Deutsche pflegen nach wie vor antijüdische Vorurteile, andere dagegen kehren diese ins Positive um und stempeln die Juden zu moralischen Übermenschen. Sie pressen die Hebräer ins Klischee des "Weisen Nathan": gütig, unentwegt verzeihend und verständnisvoll. Kein Mensch kann dieser Rolle auf Dauer gerecht werden, einerlei ob er Jude, Christ oder Atheist ist. So bleiben die Juden Deutschlands Exoten, Exoten des Grauens. Viele Nichtjuden wiederum werden von Schuldgefühlen geplagt. Juden wie Nichtjuden verharren in Angst. Michel Friedman: Ein Moralist am Pranger
Das Tamtam um die gegen Friedman erhobenen Ermittlungen, vor allem aber die Reaktion der jüdischen und deutschen, nichtjüdischen Öffentlichkeit erweisen die Unnormalität aller Beteiligten.
Profiteur und Opfer
Michel Friedman ist Profiteur und Opfer des angstbeherrschten deutsch-jüdischen Miteinanders nach Auschwitz. Er hätte es nicht nötig gehabt. Friedmans Intelligenz, seine blitzschnelle Auffassungsgabe und seine suggestive Rhetorik hätten ihn eine Spitzenstellung einnehmen lassen, zumal in seinem Beruf als Anwalt und seiner Passion als TV-Moderator. Eine normale Karriere war dem zartbesaiteten und eitlen Michel zu langweilig. Lieber gab er die Rolle des "Musterjuden": Friedman gebärdete sich als jüdisches Gewissen der deutschen Nation. In seinen Sendungen und Statements forderte er eine Moral ein, der niemand gerecht werden konnte.
Michel Friedman verachtete mit Recht die Haltung des allzu guten Juden. Stattdessen spielte er den jüdischen Robespierre, die Verkörperung der Tugendhaftigkeit - und deren Fallbeil. Friedman begab sich auf das Hochseil der gnadenlosen Unfehlbarkeit. Er darf sich nicht wundern, dass die anderen auf seinen Sturz hofften. Nicht weil sie arge Antisemiten sind, sondern weil sie wie jeder erwachsene Zirkusbesucher klammheimlich hoffen, dass der Artist, dessen Tapferkeit sie soeben noch bewunderten, abstürzt - damit man sich auf gleicher Ebene wiederfinde.
Wer hat noch keine Rauschmittel zu sich genommen?
Die Schadenfreude, die vielfach in der deutschen Öffentlichkeit beim Bekanntwerden vermeintlich pikanter Details - welcher Mann war noch nicht mit Huren zugange? Und wer hat noch keine Rauschmittel zu sich genommen? - aus Friedmans Privatsphäre aufkam, war nicht edel, aber verständlich. Ebenso hatte man reagiert, als die betont tugendhaft auftretende Rita Süssmuth sich als fehlbar erwiesen hatte. Ähnliche Reaktionen wären jedem anderen Tugendbold gewiss.
Doch bald erschraken Presse und Publikum. Sie hatten sich am Fall eines Juden ergötzt. Da holten schlechtes Gewissen und Angst die Deutschen wieder ein. "Die Zeit" wollte "Antisemitische Anhaftungen" erkannt haben. Selbstverständlich darf es zu keiner antijüdischen Hexenjagd kommen - schon gar nicht in Deutschland. Doch Klatsch, Tratsch und Freude am Skandal sind allzu menschlich und daher international. In Jerusalem ebenso zu Hause wie in Castrop-Rauxel. Die Deutschen erschraken vor ihren Reflexen. So wurde wieder eine Chance zur Normalisierung vertan.
Friedman ist nicht Hauptmann Dreyfus
Michel Friedman genießt wie jeder andere Mensch den Schutz des Gesetzes. Er verdient wie jeder Mensch die Gnade des Mitleids und der Nächstenliebe. Doch Friedman ist nicht Hauptmann Dreyfus, der einer antisemitischen Intrige zum Opfer fiel, sondern ein Jongleur der Moral, der mit seinem Sturz rechnen musste.
Porträt: "Warum zerstören Sie sich selbst"Kommentar: Sex, Luden und VideosMilieu: Die Mädchenhändler von BerlinParty-Droge: Das weiße Pulver und die SocietyMichel Friedman ist unter anderem Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das Gremium vertritt die wiederaufstrebende hebräische Gemeinde dieses Landes. Der Zentralrat besitzt keine reale Macht. Seine Einflussfähigkeit ergibt sich allein aus seinem Renommee. Der unvergessene Ignatz Bubis genoss immenses Ansehen, weil jeder spürte, dass er sich mit aller Kraft der deutsch-jüdischen Verständigung und Aussöhnung verschrieben hatte. Sein Nachfolger Paul Spiegel setzt diese Tradition fort.
Keine Extrawürste - auch keine koscheren
Michel Friedman hat durch sein Verhalten jedoch unterstrichen, dass es ihm an Ernsthaftigkeit und Reife für diese Aufgabe mangelt. Er sollte daher sein Ehrenamt zurückgeben, zumindest bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe ruhen lassen. Jeder Politiker, jedes Mitglied einer Glaubensvereinigung sollte ähnlich handeln - einerlei welcher. In der Normalität gibt es keine Extrawürste - auch keine koscheren.
Rafael Seligmann
Meldung vom 02. Juli 2003
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reg dich nett so auf der major ist vom zentralrat beauftragt wenn glaubensgenossen was verzapfen die leute zu beleidigen die noch eine eigene meinung haben [...]
Nein, ich bin nicht vom Zentralrat beauftragt, ich bin der Zentralrat! Scherz beiseite; wo beleidige ich die Leute? Beweise bitte!
altmeister 02.07.03 20:15
[...]mt bei goggel habe ich gerade 126 treffer zu deiner frage bekommen such dir eine quelle aus.schwankt zwischen 46-65% . [...]
Muss ich jetzt die - seriösen - Quellen für deine Behauptungen heraussuchen und angeben?
altmeister 02.07.03 20:15
[...] da ich ja dumm und du schlau weil ich eine andere meinung vertete als deine einzig ware [...]
Wer hat das behauptet? Ich vertrete eben auch meine Meinung und dass die palästinensischen Terroristen edle Partisanenkämpfer sind, wird m. E. durch ständiges Wiederholen auch nicht wahr. Wenn du oder Immobilienhai palästinensische Selbstmordattentate als legitimes Mittel in der Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern bezeichnest - Immobilienhai, korrigiere mich, sollte ich deine Aussage falsch interpretieren:
Immobilienhai 02.07.03 19:47
die israelis nutzen ihre schlagkräftigste waffe um palästinsische zivilisten zu töten. warum willst du das den palästinensern verwehren???
dann entgegne ich, dass dieser palästinensische Terrorismus absolut keine Berechtigung hat!
Dass du Legastheniker bist, das ist für mich bedeutungslos und hat nichts mit Intelligenz oder Dummheit zu tun, es gibt genügend Beispiele "legasthenisch-genialer" Persönlichkeiten (da Vinci, Einstein, Kennedy, Eisenhower, Churchill, Darwin, usw.) in der Geschichte - das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass du genial bist. ;-)
Ich hatte bereits geschrieben: "... dessen ungeachtet habe ich mich für eine Seite entschieden, die ich jedoch nicht kritiklos vertrete."; im Gegensatz zu dir, der aus den Palästinensern - aufgrund deiner Beiträge - ein Volk von hehren Widerstandskämpfern machen möchte; bist du vielleicht ebenfalls involviert?
Ich bin der Meinung, dass die Palästinenser ein Recht auf einen eigenen Staat haben, besser wäre es sogar, Israel, Palästina (Westbank und Gazastreifen - über detaillierte Grenzverläufe diskutiere ich jetzt nicht) und Jordanien würden sich zusammenschließen, nicht nur zu einer Freihandelszone; dieser "Traum" wird allerdings ein Traum bleiben, denn es gibt auf jeder Seite Kräfte, die das unter allen Umständen verhindern wollen.
Klar, das ist jetzt wieder ein Aspekt meines sog. "Gutmenschentums", das stört mich aber nicht; besser Träume und Visionen zu besitzen, als in starren Denkweisen zu verharren.
altmeister 02.07.03 20:15
[...] ach mt noch was kein palestinenser würde sich in die luft sprengen würde israel ihnen nicht ihr land stehlen und städte besetzten und mit bomben werfen. [...]
Ursache und Wirkung; wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei? Wer hat angefangen mit den Kriegen, den Überfällen, den Attentaten - wenn du meinst, eine eindeutige Bewertung abgeben zu können (ich kann das nicht), dann besitzt du eine Erkenntnis, die absolut umwerfend ist - vorausgesetzt, du hast dich mit der Geschichte der Juden, der Palästinenser, der arabischen Welt und Israels - im Zeitraum von 1897 bis heute - intensiv auseinandergesetzt.
Major Tom
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von Maximilian Ohl
Vor längerer Zeit berief der Zentralrat der Juden in Deutschland erstmals einen bekannten Fernsehunterhalter in sein Direktorium. Bis 1980 gehörte der Moderator der Spielshow "Dalli Dalli", Hans Rosenthal, diesem auch an. Das hohe Maß an Sympathie, das Rosenthal in weiten Teilen der Bevölkerung entgegen gebracht wurde, trug Gravierendes dazu bei, Spannungen im Verhältnis zwischen jüdischen und nicht jüdischen Deutschen nach 1945 abzubauen. Über den Fernsehmoderator Michel Friedman, der heute führend im Zentralrat vertreten ist, lässt sich Ähnliches nicht mit ausreichender Bestimmtheit feststellen.
Friedman gefiel sich sowohl im Rahmen seiner Sendung als auch im Rahmen seines übrigen Auftretens in der Öffentlichkeit als wortgewaltiger Fürsprecher rigider zivilgesellschaftlicher Moralvorstellungen, die er wie viele andere als verbindlichen Kanon für die deutsche Gesellschaft der Postmoderne etablieren wollte. Während Friedman stets in energischer, von nicht wenigen Menschen im Lande auch als selbstgerecht angesehener Art und Weise Kritik an der Regierungspolitik Israels zurückwies, empfand er es als "unerträglich und gefährlich", wenn etwa in der BRD die nationalkonservative Deutsche Volksunion (DVU) Wahlerfolge erzielte.
Auch Friedmans vom "Rheinischen Merkur" kolportiertes Statement, wonach Versöhnung "ein absolut sinnloser Begriff" sei und "den Erben des Juden mordenden Staates" nichts anderes zukäme, als "die schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen, Generationen lang, für immer", hat ihm in der breiten Bevölkerung kaum Sympathien eingebracht.
Es vermag vor diesem Hintergrund kaum zu verwundern, wenn sich nun angesichts der "Paolo Pinkel"-Affäre, die den Journalisten in den manifesten Verdacht des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie in die Bredouille peinlicher Enthüllungen aus dem Bereich des Sexuallebens gebracht hatte, in Teilen der Öffentlichkeit zunehmend klammheimliche bis unverhohlene Schadenfreude regt. Nach einer Umfrage sprechen sich nunmehr 52% der Deutschen dafür aus, Friedmans Fernsehshows von der Mattscheibe zu verbannen. Eine Forderung, die nicht nur nach Bekannt werden des Drogenverdachts von den Republikanern, sondern auch von Teilen der Union erhoben wurde, in der man mittlerweile an einen Parteiausschluss denkt. Medien berichteten zudem, dass Friedmans Anwaltszulassung durch die Kokain-Vorwürfe in Gefahr sei.
Der ARD als öffentlich-rechtlichem Sender kommt selbstverständlich die Freiheit zu, im Rahmen privatautonomer Gestaltung selbst zu entscheiden, mit wem man Verträge über die Durchführung von Fernsehsendungen abschließt und mit wem nicht. Man wäre zu keiner Zeit gezwungen gewesen, einem Mann wie Friedman eine Sendung zu geben, nicht wenige Gebührenzahler hätten es sicher begrüßt, wäre Friedman nicht ARD-Moderator geworden.
Dass nunmehr plötzlich vor dem Hintergrund eines schwebenden Verfahrens jedoch die Forderungen nach Berufsverbot und nach der Verbannung des umstrittenen Journalisten von den Bildschirmen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Gehör finden, sollte nicht vergessen machen, dass von einer rechtskräftigen Verurteilung noch keine Rede sein kann und auch für Friedman von Gesetzes wegen die Unschuldsvermutung zu gelten hat.
Öffentliche Vorwürfe strafbarer Handlungen, begleitet von entsprechenden Medienkampagnen, hatten in der Vergangenheit nicht wenige Karrieren von Menschen zerstört, für die Michel Friedman zwar vielleicht selbst keine Anteilnahme empfunden hätte, die aber dennoch bei freiheitlich denkenden Menschen einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen sollten. Ein prominentes Beispiel für voreilige Konsequenzen ist der Fußballtrainer Christoph Daum. Auf bloßen Verdacht hin wurde auch er vom DFB suspendiert, was dem Aufbau der Mannschaft massiv schadete. Verurteilt wurde Daum hingegen nie.
Auch wenn ein Michel Friedman zweifellos über wesentlich weiter gehende Möglichkeiten verfügen dürfte, sich angemessen in der Öffentlichkeit gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen, als dies bei einem Normalbürger der Fall ist, sollte man sich in einem Rechtsstaat doch eher die Haltung des Zentralrats zu Eigen machen. Dieser hatte erklärt, keinen Anlass für Konsequenzen zu sehen, ehe sich die Vorwürfe nicht mit juristisch bindender Sicherheit als wahr erwiesen hätten.
Deutsche Gerichte können Berufsverbote aussprechen, wenn jemand eine strafbare Handlung unter Missbrauch seines Berufs oder seines Gewerbes begangen hat, etwa gegen einen Kindergärtner, der Kinder missbraucht. In einer freien Gesellschaft sollte dieses Mittel auf Extremfälle beschränkt werden. Zu groß wäre sonst die Gefahr, dass Menschen aus unsachlichen Gründen ihre Existenz zerstört wird. Und man muss einen Michel Friedman nicht mögen, um zu erinnern, dass auf die Unschuldsvermutung als Grundprinzip eines Rechtsstaats nicht verzichtet werden darf.
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gruß
proxi
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Karen Duve über Prostitution und die Affäre Friedman
Also noch einmal: Was - falls überhaupt - geht es uns an, wenn Michel Friedman Drogen nimmt oder sich Prostituierte per Handy aufs Hotelzimmer bestellt?
Karen Duve,
41, lebt als Schriftstellerin bei Hamburg und veröffentlichte zuletzt den Roman "Dies ist kein Liebeslied" (Eichborn Verlag).
Was das Kokain betrifft, so muss sich noch zeigen, ob die größeren Mengen, von denen vorige Woche plötzlich die Rede war, am Ende doch zu einer Verurteilung Friedmans führen werden. Andererseits weisen Friedmans Verteidiger nicht ganz zu Unrecht darauf hin, dass man schon sehr unbedarft sein muss, um sich überrascht zu zeigen, wenn eine bekannte Gestalt aus Film, Funk oder Fernsehen mit Koks erwischt wird. (Sollte sich die breite Öffentlichkeit tatsächlich auf den Konsens "Ist nicht so schlimm, die machen`s doch sowieso alle" einigen, wäre im selben Moment allerdings auch das viele schöne Geld für die Katz, das seit Jahren für Plakate ausgegeben wird, auf denen Prominente wie Franziska van Almsick versichern, ihr Leben sei auch ohne Drogen ganz prima - möglicherweise hat die Katz das Geld aber sowieso schon.)
Wenden wir uns also der Sache mit den Prostituierten zu. Der bloße Umstand, dass Friedman die Dienstleistung von Huren in Anspruch genommen haben soll, wird ihn in den Augen der meisten noch nicht diskreditieren. Weswegen auch? Fernsehmehrteiler wie "Der König von St. Pauli" verbreiten immer noch ein folkloristisch-menschelndes Bild vom horizontalen Gewerbe, in dem Huren mütterlich und sentimental sind und ruppige Zuhälter nur ihr goldenes Herz verbergen wollen. Boxende oder sonnenbebrillte Vertreter des echten Rotlichtmilieus dürfen in Talkshows ihre Weltsicht verbreiten und tauchen auf privaten Society-Partys auf, um sich dort von prominenten Nichtsnutzen liebevoll in die Arme schließen zu lassen. Filmproduzent Bernd Eichinger brüstete sich öffentlich, Puffgänger zu sein, und wenn es auch jedes Mal ein bisschen Aufregung gibt, sobald ein Prominenter sich erwischen lässt, wird sein Bordellbesuch doch letztlich unter "menschlich, nur allzu menschlich" abgebucht. Zunehmende Akzeptanz allerorten. Eine Frau, die vor 20 Jahren ihren Freund oder Ehemann fragte, ob er jemals eine Prostituierte in Anspruch genommen habe, erhielt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein empörtes Nein zur Antwort. Heute mischt sich unter diese Neins immer öfter das Geständnis: "Ja, aber nur ein einziges Mal", wobei die sukzessive Annäherung an die Wahrheit vorerst noch durch einen Appell an das weibliche Mitgefühl gebrochen wird: "... und außerdem war es ganz schrecklich."
Nun hat sich Michel Friedman der traumatisierenden Erfahrung des käuflichen Geschlechtsverkehrs nicht ausgesetzt, indem er ein Bordell aufsuchte, die Dienste einer Hure in Anspruch nahm und ihr 60 bis 90 Euro aufs Nachtkastl legte. Bei dieser Vorgehensweise bliebe ja wenigstens offen, wie viel Euro der Inhaber des Etablissements kassiert und mit kaukasischen Schutzgelderpressern teilt, wie viel ein möglicherweise vorhandener Verlobter verlangt und wie viel dann schließlich noch ins Sparschwein für den zukünftigen Frisiersalon wandern. Friedman - so zumindest behaupten die Staatsanwälte - hat die Frauen per Telefon ins Hotel bestellt, und er hat den Deal nicht mit ihnen selbst vereinbart. Er hat nicht gefragt: "Werte Dame, hätten Sie und Ihre Kollegin Lust, für diese Nacht meine Bettgespielinnen zu sein?" Und es gab auch keine Dame, die hätte antworten können: "Aber gern, sofern Sie 800 Euro bereithalten."
Stattdessen hat es Herr Friedman - wenn es denn so war - vorgezogen, mit einem osteuropäischen Zuhälter zu telefonieren und dort seine Bestellung aufzugeben. Er hat sich mit dem organisierten Verbrechen eingelassen. Anders wäre die Berliner Justiz, die gegen eine ukrainisch-polnische Schleuserbande ermittelte, auch gar nicht auf ihn aufmerksam geworden. Michel Friedman, davon darf man getrost ausgehen, ist ein sehr gut informierter Mensch. Er weiß also, dass Frauenhändler aus Osteuropa mit Erniedrigung, mit der körperlichen und seelischen Zerstörung junger Mädchen arbeiten. Er weiß, dass Polinnen, Ukrainerinnen oder Russinnen nicht deswegen alles über sich ergehen lassen, weil sie "naturgeil" sind, sondern weil sie durch einmalige, mehrmalige oder tagelange Vergewaltigungen, durch Drohungen, Schläge, Würgen oder Tritte gefügig gemacht worden sind. Er weiß, dass Zuhälter wie der, mit dem er telefoniert hat, ihre Uhren, Mercedesse und geschmacklosen Anzüge durch gnadenlose Ausbeutung finanzieren und dass sie, wenn diese ersten existenziellen Bedürfnisse gestillt sind, auch gern einmal in den Waffenhandel einsteigen.
Warum also bestellt Michel Friedman sein Fleisch nicht dort, wo noch hausgeschlachtet wird? Warum bestellt er beim Ukrainer? Gehen wir zu Friedmans Gunsten davon aus, dass es nicht das Elend, das Ausgeliefertsein der Mädchen ist, das ihn besonders gereizt hat, dann bleibt eigentlich nur noch die Möglichkeit, dass der Herr aus Osteuropa offenbar ein Mann war, der für Premiumware bürgte und dass Friedman nach Ende der Sendung einfach mal richtig die Puppen tanzen lassen wollte. Schampus, Luxussuite, Koks und Top-Weiber. Was kost` die Welt! Es hat ihn offenbar nicht interessiert, ob die Champagnertraube umweltfreundlich gekeltert worden ist. Es hat ihn nicht interessiert, auf welche Weise aus einer jungen Osteuropäerin mit Illusionen über den Westen die Ware "Zu allem bereite Prostituierte" geworden ist.
Da gut die Hälfte der Frauen, die in Deutschland anschaffen gehen, aus dem Ausland kommen, hat Friedman sich nicht besser und nicht schlechter benommen als Abertausende deutsche Freier. Und das ist vielleicht eine noch interessantere Frage: Wie können so viele Männer in und auf Frauen ejakulieren, ohne deren Not zur Kenntnis zu nehmen? Sehen die nie fern? Wie erklären die es sich, wenn die Haut einer Prostituierten mit blauen Flecken und centstückgroßen Brandflecken übersät ist? Wie können sie Erregung empfinden, wo sich Mitleid aufdrängen würde?
Es gibt eine menschliche Neigung, hinsichtlich unserer inneren Maßstäbe und moralischen Grundsätze Kompromisse zu schließen, wenn wir etwas sehr gern wollen. Und es ist ein Klischee, wie leicht Männer zu belügen und zu manipulieren sind. Die männliche Willfährigkeit, Schmeicheleien für präzise Beobachtungen zu halten, das abwegigste Lob bedingungslos zu glauben und jede Situation auf die für sich günstigste Weise zu deuten, wird von Frauen gern als liebenswerte Schwäche gedeutet.
Wenn Freier Sätze von sich geben wie "So eine Hure freut sich doch auch, wenn mal ein junger hübscher Mann dabei ist" oder "Diesmal war es aber nicht gespielt, das war so echt, das kann gar nicht gespielt sein", erinnern sie an elfjährige Mädchen, die auch felsenfest davon überzeugt sind, ihre Ponys wären froh und glücklich, von ihnen geritten zu werden.
Aber vor dem Hintergrund des brutalen internationalen Frauenhandels kann man diese Bereitschaft, die Gefühle einer anderen Person konsequent zu ignorieren und durch eine Projektion zu ersetzen, die den eigenen Interessen entgegenkommt, nicht mehr als Naivität durchgehen lassen, sondern muss sie als wahnhafte Form von Realitätsverweigerung bezeichnen. Wenn in einer Erotiksendung die Pornodarstellerin Anja vorgeführt wird, eine junge Frau, der - für jeden, der Augen hat - die sexuelle Misshandlung geradezu auf die Stirn geschrieben steht, und dazu eine weibliche Stimme aus dem Off raunt: "Was Anja am liebsten mag, ist Analsex ...", dann ist das keine liebenswerte männliche Träumerei, sondern die Pest, und es wird Zeit, aufzuwachen und ein paar Realitäten ins Auge zu sehen. Zum Beispiel, dass es in Deutschland Sklaverei gibt.
Es geht nicht darum, ob Friedmans Argumente und Attacken in Zukunft weniger glaubwürdig sind, weil er persönlich gefehlt hat. Der Skandal ist nicht, dass Friedman als Politiker und Mann des öffentlichen Lebens sich erpressbar gemacht hat. Der eigentliche Skandal ist, dass uns in der Diskussion über Michel Friedmans Verhalten etwas als menschlich, allzu menschlich verkauft werden soll, was zutiefst unmenschlich ist. Wenn das endlich einmal in den Hirnen ankäme, hätte der umstrittene TV-Moderator - wenn auch nur in der undankbaren Rolle als Fallbeispiel - mehr erreicht, mehr aufgeklärt und aufgewühlt als in seiner ganzen bisherigen Laufbahn.