Der ISM Index des verarbeitenden Gewerbes hat uns schon einen ersten Hinweis darauf gegeben, was uns morgen zu den US-Arbeitsmarktdaten erwartet. Die Investoren warten auf die Veröffentlichung der Zahl der neue geschaffenen Stellen in den USA. Die Analysten haben nach den enttäuschenden Zahlen vom Juli bereits ihre Prognosen angepasst. Im Juli gab es katastrophale 32.000 neu geschaffene Stellen, Analysten hatten damals mit über 215.000 neu geschaffene Stellen gerechnet!
Diesmal rechnen die Analysten mit immer noch optimistischen 135.00 bis 150.000 neu geschaffenen Stellen. Das ist vielleicht nicht so abwegig, denn es kann gut sein, dass neue Stellen aus dem Vormonat hin in den August hineinverlagert/verzögert wurden. Es gibt aber Warnzeichen: Der gestern veröffentlichte ISM Index stellt sich aus mehreren Teilindizes zusammen, darunter der Teilindex "Beschäftigung".
Bereits im Juli ist dieser Index auf überraschend schlechte 57,3 Punkte zurückgegangen. Doch auch der Wert von gestern war wieder ein deutlicher Rückgang auf 55,7 Punkte. Das sind wenig gute Zeichen. Ich befürchte, dass in den USA weniger Stellen neu geschaffen wurden, als die Analysten erwarten und das trotz der eventuell aus dem Juli in den August "verzögerten" Stellen. Dazu passt auch, dass die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit heute wieder deutlich über die 350.000er Marke gestiegen sind (Dazu unten gleich mehr).
Sie werden sich nun fragen, wie wird der Markt auf eventuell schlechtere Arbeitsmarktdaten morgen reagieren, zumal am Montag auch noch in den USA die Börsen aufgrund des Labor Days geschlossen sind. Doch ich muss Sie enttäuschen. Das ist im Moment überhaupt nicht zu prognostizieren. Der Markt reagiert bisher nicht auf schlechte Nachrichten, ein sehr bullishes Zeichen. Wie lange er das durchhält, besonders wenn die Zahlen wesentlich schlechter sein sollten, ob vor dem längeren Wochenende einige Anleger aus dem Markt gehen oder ob sich die ersten auf die nächste Woche positionieren, frei nach dem Motto: nun ist alles Schlechte durch ? sehr, sehr schwer zu sagen.
Zum ISM-Index fällt noch eine andere besorgniserregende Entwicklung auf. Wenn Sie sich die Kapazitätsauslastung und den ISM Index anschauen, erkennen Sie in den letzten Jahrzehnten ein klare Korrelation. Normalerweise kam es nach jedem Einbruch des ISM Index zu einem Einbruch der Kapazitätsauslastung ? dann stieg der ISM Index wieder an und wies damit auf eine Konjunkturerholung hin. Meistens folgte die Kapazitätsauslastung dem ISM Index sehr schnell mit einem ebenfalls sehr starken Anstieg. Mit anderen Worten: Die Entwicklung der Kapazitätsauslastung folgt der Entwicklung des ISM Index mit leichter Verzögerung.
Seit 2000 / 2001 ist es jedoch anders. Der ISM Index brach 2000?2001 ein, ebenso die Kapazitätsauslastung. Soweit verlief alles noch wie gewohnt. Dann jedoch stieg der ISM Index seit seinem Tief bei ca. 40 Punkten auf über 63 Punkte. Das einzige Problem ? die Kapazitätsauslastung kommt nicht so schnell hinterher wie sonst, sondern dümpelt auf niedrigem Niveau unter 80 %.
Für den Markt bedeutet das: Zwar zeigte sich das verarbeitende Gewerbe wesentlich optimistischer, dieser Optimismus wurde aber nicht so recht durch eine höhere Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe untermauert. Im Moment holt offenbar die Realität der niedrigen Kapazitätsauslastung das verarbeitende Gewerbe ein. Der ISM Index taucht wieder unter die 60er Marke und bewegt sich auf die 50er Marke zu. Sollte der ISM Index unter diese Marke rutschen, dann gilt das als ein konjunkturelles Warnzeichen.
Wichtiger als der ISM-Index wird also die Kapazitätsauslastung werden. Hier entscheidet sich, ob wir aktuell nur eine Konjunkturdelle erleben, wie es Old Greeny so gerne beteuert oder den Anfang vom Ende der Welt wie wir sie kennen, wie es Bill Bonner vermutet.
Ja, natürlich ist es vermessen angesichts dieser vielen Warnzeichen immer noch auf eine Wahl und Jahresendrally zu setzen. Aber gerade diese Unsicherheit gefällt mir. Lesen Sie dazu auch gleich den Text von Tom Dyson. "Rotlicht" und darin speziell was Dr. Sjuggerud zu diesem Thema sagt. Es steht viel Geld an der Seitenlinie, dass in den Markt gezwungen werden könnte!
Ein Satz von Kostolany dazu: Nicht die Nachrichten machen die Märkte, sondern die Märkte die Nachrichten.
|