Der Weg nach oben ist frei Charttechniker sehen Dax im Aufwärtstrend - Überkaufte Lage kein Verkaufssignal von Beatrix Wirth
Berlin - Der Dax ist weiter gut in Form: So zumindest lautet die Analyse von Charttechnikern zum Jahresanfang. Trotz der bereits deutlichen Gewinne, die den Index über die "magische Marke" von 4000 Zählern trugen, stellen sie den Anlegern weitere Kurszuwächse in Aussicht. Selbst das zwischenzeitliche Schwächeln in der ersten Handelswoche ist für die Experten kein Warnsignal. "Die aktuelle Börsenstimmung ist typisch für den Jahresbeginn: Die Investoren kommen zurück an den Markt, suchen Orientierung und sind daher erst einmal vorsichtig", sagt Wieland Staud von Staud Research. "Das ändert nichts daran, dass das Chartbild sehr gut aussieht. Unser Kursziel von 4400 bis 4500 Punkten ist bis zum Frühling leicht zu erreichen."
Ein wichtiges Argument ist für Staud die "unglaublich gute Verfassung" zahlreicher Einzelwerte. Die Charts der High-Tech-Titel wie SAP, Infineon und Siemens, aber auch die Kursverläufe von Allianz und Hypo-Vereinsbank signalisierten weitere Kurssteigerungen. "Doch vor allem die T-Aktie, die ein Maß für die Stimmung in der breiten Anlegerschaft darstellt, stimmt mich optimistisch", sagt Staud. "Mit dem Überwinden der Widerstände bei 14 und 15 Euro sind die Zeichner der ersten Tranche wieder auf der Gewinnerseite. Das dürfte neue Zuversicht in den gesamten Markt bringen."
Auch Stefan Schilbe, Technik-Experte bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, sieht den Dax in einem intakten, starken Aufwärtstrend. Den nächsten Widerstand taxiert er erst bei 4466 Zählern. Auf diesem Niveau verläuft der übergeordnete Baissetrend seit den historischen Dax-Höchstständen. Allerdings macht Schilbe auch einige Warnsignale aus. "Die Indikatoren zeigen eine deutlich überkaufte Lage an, zudem ist die Volatilität stark gefallen", so Schilbe. Aktuell notiert der so genannte Volatilitäts- oder V-Dax bei rund 19 Zählern und spiegelt damit eine sehr geringe Risikoerwartung der Börsianer wider, was gefährlich schnellen Stimmungsumschwüngen einen Nährboden bereitet. Auf weitere Anzeichen einer möglicherweise bevorstehenden Korrektur macht der Sentiment-Experte Manfred Hübner aufmerksam. So notiert der von ihm erhobene Sentix-Indikator, der den Optimismus der Marktteilnehmer misst, bei über 30 und damit auf einem extrem bullishen Niveau. In der Regel zeigten Levels oberhalb von 30 Korrekturen an, warnt Hübner.
"Doch geben die Indikatoren keine akuten Verkaufssignale", hält Schilbe gegen. "Aus rein charttechnischer Sicht besteht kein Grund, sich gegen den Markttrend zu positionieren." Anlegern, die sich absichern wollen, rät der Analyst, in der Unterstützungszone um 3840 Punkte einen Stopp zu setzen. Auch die Charttechniker der Bayerischen Landesbank verweisen auf das Motto "The trend is your friend". Sie machen beim Dax zwar einen "gewissen Konsolidierungs- beziehungsweise Korrekturbedarf" aus. Andererseits sei der Januar statistisch gesehen der stärkste Börsenmonat, was für Rückenwind sorge. Je nach den Vorgaben von Wall Street erwarten sie weitere Kurssteigerungen oder eine "Beruhigung".
Optimist Staud können die Einwände sowieso nicht beeindrucken. Gefahr aufziehen sieht er erst bei einem Fall des Dax unter 3880 Punkte. "Grundsätzlich glaube ich, dass die Marktmeinung noch viel zu negativ ist", unterstreicht er sein Positiv-Szenario. "Ich gehe davon aus, dass wir uns 2004 die 5000er Marke auch einmal von oben ansehen werden."
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