Roger Federer lag geschlagen am Boden, Sieger Marat Safin beugte sich nach seinem siebten Matchball völlig ausgepumpt übers Netz: Nach einer nervenzerreißenden Achterbahnfahrt hat der russische Tennisprofi die fünf Monate währende Siegesserie des Weltranglisten-Ersten aus der Schweiz gestoppt und sich mit dem dritten Finaleinzug bei den Australian Open selbst das schönste Geschenk zum 25. Geburtstag gemacht.
?Ein Glas Champagner auf dem Hotelzimmer?
Der Thriller zwischen Federer und Safin, der erst am Freitag morgen um 0.24 Uhr Ortszeit endete, stellte sogar noch den dramatischen Viertelfinal-Erfolg von Hewitt 24 Stunden zuvor und das spannende Damen-Halbfinale in den Schatten. Serena Williams gewann nach Abwehr von drei Matchbällen 2:6, 7:5, 8:6 über Wimbledon-Siegerin MariaScharapowa aus Russland und kann in Melbourne damit ihren zweiten Titel nach 2003 holen. Am Samstag gibt es einen amerikanischen Vergleich gegen Lindsay Davenport. Die schon 2000 erfolgreiche Weltranglisten-Erste zitterte lange beim 2:6, 7:6 (7:5), 6:4 gegen die französische Außenseiterin Nathalie Dechy.
Ein Zitterhändchen hatte auch Safin bei der geglückten Revanche für das verlorene Vorjahresfinale. Als 15.000 Fans in der Rod-Laver-Arena danach ?Happy Birthday? sangen, bekam der US-Open-Sieger von 2000 kurzzeitig feuchte Augen. ?Das war eines der härtesten Matches meines Lebens. Vielleicht kriege ich jetzt die Chance, in meinem Hotelzimmer ein Glas Champagner zu trinken?, sagte Safin, der 2002 in Melbourne bereits das Endspiel gegen Außenseiter Thomas Johansson aus Schweden verloren hatte.
?Ich hatte Riesenschmerzen?
Federer tat sich ein Jahr nach seinem glattem Endspiel-Sieg über den damals müden Safin viel schwerer, schien im Tiebreak des vierten Satzes aber am Ziel. Doch der 23jährige verspielte eine 5:2-Führung bei zwei eigenen Aufschlägen und vergab beim 6:5 und eigenem Service einen spektakulären Matchball. Nach einem Lob von Safin spielte Federer den Ball durch die Beine zurück ins Netz. ?Es war einfach Pech. Unter den gegeben Umständen habe ich sehr gut gespielt?, sagte Federer, den ab dem zweiten Satz eine Blase am Fuß behinderte. Zudem strahlte der Schmerz eines eingeklemmten Nervs vom Rücken bis in einen Finger aus.
Doch Safin vergab seinerseits im fünften Satz eine 5:2-Führung und ließ beim 5:3, beim 5:4 und beim 7:6 insgesamt fünf Matchbälle teilweise sträflich ungenutzt. Den sechsten wehrte Federer mit einem As ab. ?Ich habe mich selbst mit meinem Comeback überrascht. Ich hatte schon Riesenschmerzen, als es in den fünften Satz ging?, sagte er.
Nach einer Safin-Rückhand die Linie entlang stürzte der Basler und mußte bei Safins letztem Ball dann machtlos zusehen, wie er erstmals seit dem Olympia-Aus am 17. August und nach 26 Siegen in Serie wieder eine Niederlage kassierte. Gegen Top-Ten-Spieler hatte er die vergangenen 24 Begegnungen gewonnen. Auch der Gewinn des Grand Slams ist damit nicht mehr möglich. Dies hatten ihm viele Experten zugetraut, nachdem Federer 2004 als erster Profi seit 16 Jahren drei der vier größten Tennis-Turniere für sich entschieden hatte.
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