Der Einzige, der hier Unsinn verzapft, bist Du. Offenbar scheinst Du von Zuwanderungsfragen bzw. der wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei sowie der demographischen Entwicklung im asiatischen Teil des Landes wenig Ahnung zu haben.
1) Der SPD-Politiker Klose geht in einem Schreiben an seine Fraktionskollegen im Deutschen Bundestag von 5 Millionen zusätzlichen Zuwanderer aus der Türkei im Falle eines EU-Beitritts des Landes aus. Der weitgereiste Publizist Peter Scholl-Latour schätzt die Zahl der Neuzuwanderer in diesem Fall sogar auf 10 Millionen und beruft sich dabei auf Experten in der Türkei selbst. Und die müssen es ja wohl wissen.
2) Der Vergleich zwischen den neuen osteuropäischen EU-Beitrittsländern und der Türkei hingt völlig. Erstens gilt die Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus diesen Ländern erst ab dem Jahre 2010. Da konnte es also noch gar keine Zuwanderung geben. Der entscheidende Unterschied zur Situation in den 70er und 80er Jahren, als die von Dir zitierten südeuropäischen Länder beigetreten sind, ist der, dass seinerzeit so gut wie keine Bürger dieser Staaten in Deutschland lebten. Anders sieht das bei den Türken aus, immerhin 2,5 Millionen (inkl. der Kurden) wohnen in Deutschland. Aus der Migrationsforschung ist bekannt, dass Auswanderer immer in die Länder gehen, in denen sich bereits eine größere Kolonie ihrer Landsleute befindet, einfach weil man sich dann besser zurechtfindet.
Gleichzeitig hat die Türkei speziell im asiatischen Teil, aus dem auch die meisten der heute bereits in Deutschland lebenden türkischen Zuwanderer kommen, einen erheblichen Geburtenüberschuss zu verzeichnen, dem auch mittelfristig keine ausreichenden wirtschaftlichen Perspektiven gegenüberstehen. Dadurch ist der Auswanderungsdruck in die EU gespeist von der Hoffnung, dort eine bessere wirtschaftliche Existenz zu finden, sehr groß, deutlich größer jedenfalls, als das seinerzeit in Spanien und Portugal der Fall war. Und das Hauptziel dieser Zuwanderung wird Deutschland sein, auch weil bei uns die Sozialsysteme relatv gut ausgebaut sind.
3) Gemeint habe ich in meinem Posting natürlich einen türkischstämmigen Bundeskanzler. Im Übrigen kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Jahre 2100 auch EU-Bürger das aktive und passive Wahlrecht in anderen Mitgliedsstaaten auf Landes- und Bundesebene haben. Und wenn die Türkei dann zur Gemeinschaft gehört, dann könnte zumindest theoretisch auch ein türkischer Abgeordneter im Deutschen Bundestag zum Kanzler der Republik gewählt werden.
Also Funman, ein wenig mehr Faktenkenntnis und wenig Polemik, das täte der Diskussion hier im Board wirklich gut.
J.R.
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