ftd.de, Mi, 5.11.2003, 13:53, aktualisiert: Mi, 5.11.2003, 14:26 WCM-Aktienkurs stürzt in die Tiefe
Die Sorge vor der Kündigung weiterer Kredite hat den Aktienkurs der WCM Beteiligungs- und Grundbesitzgesellschaft in die Tiefe stürzen lassen. Nun wird es eng für das Unternehmen. Die Gläubigerbanken der WCM-Tochter Sirius haben ihre Kredite fällig gestellt. Die Geldinstitute wollen ihr Pfand - ihre Beteiligung an der IVG Immobiliengesellschaft - zügig verwerten. "Das kann innerhalb von fünf Wochen über die Bühne gehen. Entscheidend ist, dass die IVG von der WCM abgetrennt wird", sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Banker am Mittwoch.>/b> Dabei käme neben einer Versteigerung des IVG-Anteils von 49,9 Prozent auch der Verkauf auf Basis einer so genannten Verwertungsvereinbarung in Frage.
Die WCM-Aktien waren am Mittwochmorgen in der Spitze um 20 Prozent eingebrochen und lagen am Mittag mit gut 11,83 Prozent im Minus bei 1,49 Euro. Die Papiere der IVG stiegen unterdessen um 1,72 Prozent auf 9,46 Euro. Das Bonner Immobilienunternehmen wollte zu den Vorgängen keinen Kommentar abgeben. Unterdessen hofft WCM-Chef Roland Flach darauf, bald einen Großinvestor zu finden, der eine Kapitalerhöhung mitträgt und die IVG-Anteile doch noch bei der WCM hält.
Ein Aktienhändler begründete den Verfall der WCM-Aktie mit der Sorge des Marktes, dass nun andere Banken nachziehen und WCM "in arge Bedrängnis bringen" könnten. Der Fondsmanager Stefan Leibold vom Bankhaus Ellwanger & Geiger nannte den Kursverlust aber übertrieben. Die Wahrscheinlichkeit, die Schulden der Sirius vollständig über die Versteigerung zu tilgen, sei sehr hoch. Der WCM-Konzern habe "kein Liquiditätsproblem, wenn die Sirius-Problematik gelöst" sei.
Mithaftung könnte für WCM schmerzhaft werden Nur bei einem Preis von gut 10 Euro pro IVG-Aktie würden die Sirius-Banken ihren Kredit vollständig zurückbekommen. "Falls wir darunter bleiben, ist die Frage, inwieweit wir die WCM in Mithaftung nehmen. Darüber wird gerade verhandelt", sagte ein Banker. Dabei sei es im Interesse der Banken, die WCM nicht durch eine zu große Mithaftung in Liquiditätsschwierigkeiten zu bringen.
Analysten rechnen damit, dass die Mithaftung bei etwa 60 Mio. Euro liegen könnte. Sie sehen auch ohne das IVG-Paket Chancen für WCM. Andraes Weese von der HVB sagte: "WCM würde zwar ihr Haupt-Asset verlieren, sie steht allerdings nicht vor dem Kollaps." Die WCM hat bislang die Zinsen an die Banken immer gezahlt, allerdings ihre Kredite kaum getilgt. Das hat zu Schulden von über 3 Mrd. Euro der Gesellschaft und ihrer verbundenen Unternehmen geführt.
WCM-Banken sprechen von Drohgebärde Einige nicht bei Sirius engagierte WCM-Banken sprachen in diesem Zusammenhang von einer Drohgebärde und setzen darauf, dass der Sanierungsspezialist und WCM-Aufsichtsratschef Dieter Vogel noch vermitteln kann. Allerdings hatten die Sirius-Banken Vogels Konzept abgelehnt, das eine Zerschlagung der WCM verhindern soll. Es sieht vor, dass WCM ihren Commerzbank-Anteil von 5,5 Prozent verkauft und sich von Randaktivitäten im Immobilienbereich trennt. "Auch die von Vogel angedachte Verschmelzung von IVG und WCM ist mit uns keinesfalls zu machen", sagte ein Banker.
Zu den wichtigsten WCM-Gläubigerinstituten zählen unter anderem die DZ Bank, die WGZ Bank und die HSH Nordbank. Der hochverschuldete WCM-Aufsichtsrats-Vize Karl Ehlerding muss wegen privater Schulden von rund 450 Mio. Euro auf Druck seiner Banken - darunter die Vereins- und Westbank sowie die Bankgesellschaft Berlin - seinen 42,5-prozentigen Anteil mindestens halbieren.
Kein Verkauf des Commerzbank-Pakets Am Dienstagabend bekräftigte WCM-Chef Roland Flach, der Verkauf des Commerzbank-Pakets werde erwogen, aber eine Transaktion stehe nicht unmittelbar bevor. Für das Paket, das an der Börse mit gut 500 Mio. Euro bewertet wird, soll es bereits Interessenten geben. Neben der Commerzbank ist die Beteiligungs- und Immobiliengesellschaft noch mit 83 Prozent an den Klöckner-Werken beteiligt.
Erst vergangene Woche hatte Flach nach einem operativen Gewinn im dritten Quartal von 42,5 Mio. Euro für das Gesamtjahr einen deutlichen Gewinn in Aussicht gestellt. 2002 hatte WCM wegen Abschreibungen auf Beteiligungen dagegen einen Nettoverlust von 860 Mio. Euro verbucht. ------------------------------------
Die Glaübigerbanken wollen sich also IVG unter den Nagel reißen und die Verschmelzung, die die beste Lösung wäre, wegen eigener Interessen verhindern.
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