Schuster, bleib bei deinen Leisten Werkbank eines Schuhmachers Maßarbeit
Auch heute verwenden Schuhmacher Leisten, um Halbschuhe, Sandalen und Stiefel zu bauen.
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Schuhmacher lassen sich heutzutage ungern "Schuster" nennen. Weil das oft abwertend im Sinne von "Flickschuster" gemeint ist. Ein Schuhmacher aber beherrscht die Kunst, mit Hilfe von Fußmodellen, den Leisten, komplette Schuhe herzustellen, die als Maßanfertigungen heute zu den Luxusgütern zählen.
Auch unsere Redewendung ist nicht allzu freundlich gemeint. Sie geht auf eine Anekdote zurück, die Plinius der Ältere über den griechischen Maler Apelles niederschrieb. Der Künstler lebte im 4. Jahrhunderts v. Chr. und war Hofmaler für Alexander den Großen. Einmal hörte er der Überlieferung nach, wie ein Schuster vor einem der Gemälde bemängelte, die dargestellten Schuhe hätten eine Öse zu wenig.
Der antike Meister besserte den Fehler aus. Doch nun kritisierte der Schuster auch noch die Schenkel der gemalten Person, worauf Apelles ärgerlich erwiderte: "Ne sutor ultra crepidam!" (Schuster, bleib bei deinem Leisten). Das sagt man ? im Plural ? bis heute, wenn jemand fachsimpelt, obwohl er sich auf dem Gebiet gar nicht auskennt.
Also entspricht der Leistenbegriff aus der Fachsprache des alten Handwerks dem Leisten eines Schusters und hat im Prinzip gar nichts mit dem Spruch an sich zu tun, gelle qiwwi!
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