"Noch vor wenigen Tagen zeigte sich EZB Chefin Christine Lagarde zuversichtlich, dass die Inflation unter Kontrolle sei. Ob sie das wirklich ist, dürfte sich aber erst in den kommenden Monaten zeigen. Unsere Volkswirte zumindest rechnen damit, dass sich die Kerninflation mittelfristig eher bei 3% als bei 2% einpendeln wird.
Doch der Markt könnte die Inflationszahlen für Mai, die am Freitag veröffentlicht werden, als einen ersten Lackmustest für Lagardes Aussagen werten. Zuvor stehen noch die Daten aus den einzelnen Ländern an, wie beispielsweise die deutschen Preisdaten heute Morgen, die bereits erste Hinweise darauf geben könnten, ob es Risiken für die Konsenserwartungen für die Eurozone (2,5% Gesamtrate, 2,7% Kernrate auf Basis einer Bloomberg-Umfrage) geben könnte. Nachdem die Basiseffekte zusehends aus den Inflationsraten fallen, dürfte sich allmählich herauskristallisieren, wo sich die Inflation letztendlich einpendelt. Natürlich ist dies ein langsamer Prozess. Aber sollte sich nach und nach herausstellen, dass zum einen die EZB auf schnelle Zinssenkungen drängt (wie zu Wochenbeginn der Chef der französischen Zentralbank Villeroy andeutete), zum anderen aber die Inflation doch hartnäckig erhöht bleibt, könnte der Euro darunter leiden. Natürlich hätte Lagarde recht, wenn sie sagt, dass die Inflation unter Kontrolle ist, wenn sie sich beispielsweise bei 2,5% oder 2,7% einpendelt und nicht wieder deutlich anspringt. Aber das Inflationsziel wäre dennoch nicht vollkommen erreicht und der Markt könnte vor allem schnelle Zinssenkungen, so sie kämen, dann wiederum dahingehend interpretieren, dass die EZB doch nicht so entschlossen wie nötig gegen die Teuerung angeht. Das wäre ein äußerst ungünstiges Szenario für den Euro."
Quelle: Lackmustest für Lagarde? | Societe Generale ideas News
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