... des Virus' durch Dr. Krall in diesem Video halte ich für nicht angemessen. Er argumentiert ein wenig wie Schäuble, dass ja schließlich jeder irgendwann sterben muss und die Wirtschaft möglicherweise wichtiger ist als die (einzelnen) Menschen. Er schließt daraus, dass die Politik inkompetent ist auf Basis einer Annahme, die er überhaupt nicht hinterfragt, nämlich dass sozialistisches Gedankengut per se schlecht ist. Das zeigt nur auf, dass auch er geistig relativ unflexibel ist und nur die eine oder andere Lösung in Betracht zieht, die Welt also "vereinfacht", damit er sie mit seinem Wissen und seinem Verständnis von ihr noch nachvollziehen kann.
Insgesamt hat er natürlich recht, wenn er die Verflechtungen aufzulösen und die Beziehungen aufzuzeigen versucht, aber er stößt da auch an seine (Lehrbuch-)Grenzen. Er ist halt kein Soziologe und deshalb wäre ich sehr vorsichtig, ihn ernst zu nehmen, denn er neigt damit zum Populismus. So einen kann man dann irgendwann nicht mehr ernst nehmen. Das gilt natürlich noch mehr für den Moderator, der ihn offenbar noch tiefer in diese Richtung treiben möchte. Andererseits war er schon zusammen mit Otte bei KenFM im Studio-Talk. Das grenzt dann schon auch an Aufgabe, mit noch vernünftigen Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren und den Dialog und Auswege zwischen den Extremen zu suchen und zu finden.
Was also ist die Wahrheit? Sie liegt bestimmt irgendwo zwischen Tagesschau und KenFM, muss stückweise und in kleinen Schritten noch "erfahren" werden und kann somit auch keinesfalls vor Dr. Krall oder Prof. Otte per Glaskugel vorausgesagt werden. Leider wird man fast nur noch mit Extremmeinungen konfrontiert und ich selbst neige nun einmal dazu, niemanden (auch mich selbst) nicht wirklich für voll zu nehmen. Ich selbst bin z. B. ein großer Fan des Sozialismus, aber mir ist auch klar, dass der Mensch für eine solche Form des Zusammenlebens noch immer nicht reif ist. Bevor ich mich also wie ein Sozialromantiker benehme, nutze ich mein Wissen, wie es auch ein neoliberaler Kapitalist tun würde, und unterstütze damit (so gut es eben Sinn macht) linke Meinungsmache in der Hoffnung, dass mehr Menschen sich Gedanken machen und bilden, statt sich weter in ihrer Dummheit und Kleinkartiertheit zu suhlen und an abendlichen Spaziergängen unter ihresgleichen teilzunehmen, weil sie Bestätigung brauchen und mit det real existierenden Komplexität in unserer Welt nicht umgehen können oder wollen. Ich habe inzwischen den Eindruck, dass die meisten Menschen nur noch angstgesteuert sind und deshalb sich bietende Chancen liegen lassen ...
... aber es soll bitte deshalb niemand glauben, dass ich deswegen ein Investment in die Deutsche Bank zum jetzigen Zeitpunkt für eine gute Idee halte! ;)
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