aus Börse-online
Internetprovider Freenet hübscht sich für Fusion auf [12:38, 11.08.11] Von Nicola de Paoli Für das Mobilfunkunternehmen Freenet zahlt sich die Abkehr von den Rabattschlachten der Branche aus. Das Unternehmen erhöhte am Dienstagabend seine Prognosen für das Gesamtjahr 2011. Das sorgte gestern für einen Kurssprung von zwischenzeitlich mehr als 18 Prozent. Vor einem halben Jahr hatte der Vorstand noch eine längere Talfahrt angekündigt. Jetzt rechnet Freenet stattdessen für das laufende Jahr mit einem um Einmaleffekte bereinigten Betriebsergebnis von 350 Mio. Euro. Bisher ging man von 325 Mio. Euro aus.
Freenet ist mit über 15 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 17 Prozent der drittgrößte Mobilfunkanbieter in Deutschland. Zu der Firmengruppe mit Sitz in Hamburg und Büdelsdorf bei Rendsburg gehören nach einer Reihe von Übernahmen die Marken Freenet, Mobilcom, Debitel und Talkline. Speziell die Integration von Debitel habe positive Synergieeffekte gefördert, schrieben die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg gestern in einer Mitteilung.
Freenet-Chef Christoph Vilanek nannte im Interview mit Reuters eine ganze Reihe von weiteren Gründen für die gute Geschäftsentwicklung. So konzentriere sich Freenet beispielsweise darauf, lukrative Vieltelefonierer als Kunden zu halten, sagte Vilanek. Dank der neuen Strategie könnten ruinöse Preiskämpfe vermieden werden. Und zudem sorge eine neue einheitliche Software dafür, dass der Verkauf von Handys und Tarifen unter den verschiedenen Freenet-Marken besser laufe. ?Wir haben deshalb niedrigere Kosten, um neue Kunden zu gewinnen?, betonte er. Positiv hatten sich auch verbesserte Konditionen mit den Lieferanten bemerkbar gemacht.
Der Verlust an Vertragskunden dürfte in diesem Jahr bei nunmehr 450 000 statt einer halben Millionen liegen. Aber selbst das ist in dem hart umkämpften Markt bereits ein Erfolg.
Ein weiterer Grund für die Euphorie an der Börse war vermutlich aber auch die Aussage des Freenet-Chefs zu einer möglichen Fusion von Freenet mit dem kleineren Rivalen Drillisch. Diese biete Vorteile für beide Unternehmen, sagte Vilanek und zeigte sich offen für ein Zusammengehen: ?Das könnte Sinn machen.? Eilig habe er es damit aber nicht. ?Das ist etwas, was wir irgendwann prüfen werden.? Die Spekulationen über einen Zusammenschluss hatten die Notierungen bei dem Mobilfunk-Serviceprovider bereits in den vergangenen Monaten in die Höhe getrieben.
Drillisch ist Großaktionär bei Freenet und hatte in den vergangenen Monaten den Anteil am Unternehmen auf 22 Prozent aufgestockt. Branchenkenner erwarten, dass Drillisch eine Verschmelzung der beiden Mobilfunkanbieter anstrebt oder Freenet dazu bringen will, Drillisch zu übernehmen.
Beide Unternehmen verfügen über kein eigenes Mobilfunknetz, sondern verkaufen lediglich Telefonminuten und Datenpakte der vier Netzbetreiber Vodafone, Deutsche Telekom, E-Plus und O2 an ihre Kunden weiter. Drillisch gewinnt Kunden eher im Billigsegment und konzentriert sich auf den Vertrieb übers Internet. Freenet dagegen bietet Anschlüsse mit höheren Umsätzen und ist mit 600 eigenen Shops und mehr als 6000 Partnern stark im direkten Verkauf.
Drillisch-Chef Paschalis Choulidis hat bereits gesagt, dass beide Unternehmen viel Geld sparen würden, wenn sie ihren Einkauf zusammenlegten. Freenet-Chef Vilanek hatte sich bis jetzt eher zurückgehalten, doch scheint diese Zurückhaltung nun Stück für Stück aufzugeben.
Die Geschäfts-Talfahrt konnte Freenet im zweiten Quartal nicht aufhalten. Der Betriebsgewinn ging um sechs Prozent auf 90 Mio. Euro zurück, der Umsatz sank um neun Prozent auf 756 Mio. Euro. An seinen Dividendenversprechen rüttelte Vilanek allerdings nicht. Für dieses Jahr können die Aktionäre wie schon 2010 je Aktie 80 Cent fest einplanen. ?Die werden es auf jeden Fall?, sagte er. Für das Gesamtjahr korrigierte Vilanek die Erwartungen beim Free Cashflow von zuletzt 200 Mio. Euro auf aktuell mehr als 220 Mio. Euro nach oben. Der Verzicht auf Rabattschlachten machte sich beim Umsatz bemerkbar.
Der schrumpfte im ersten Halbjahr um 5,6 Prozent auf rund 1,55 Mrd. Euro, das Konzernergebnis aus weitergeführten Geschäftsbereichen stieg dagegen um 0,8 Mio. Euro auf 46,7 Mio. Euro
|