Düsseldorf (vwd) - In der von vwd vorgenommenen Umfrage sind weitere am Neuen Markt notierte Unternehmen der Veröffentlichung von "Floplisten" entgegengetreten. Wir sind nicht pleite, sagte ein Sprecher der CPU Softwarehouse AG, München, mit Blick auf die Verkaufsempfehlungen des Magazins "Capital". CPU habe 70 Mio DEM in der Kasse und könne damit noch eine ganze Weile arbeiten. "Natürlich fühlen wir uns jetzt nicht als die großen Sieger, wir haben klar erkannt, dass es so nicht weitergeht, auch ohne "Capital". CPU arbeite daran aus dem Keller zu kommen, man sei überzeugt, die Lage in den Griff zu bekommen, wenn auch "nicht in den nächsten zwei Wochen". Der Sprecher kündigte noch für den laufenden Monat die Vorstellung einer neuen Strategie an. Mit Unverständnis reagierte der Vorstandsvorsitzende der realTech AG, Walldorf, Daniele Di Croce, auf die Bezeichnung seines Unternehmens als "Flop". Von Skepsis für die weitere wirtschaftliche Entwicklung könne keine Rede sein. realTech habe Gewinne gemacht und werde auch dieses Jahr ein positives Ergebnis erzielen, sagte Di Croce zu vwd. Die Liquiditätslage sei mit 70 Mio DEM in Cash mehr als ausreichend und werde auch durch die angekündigte Übernahme des US-Partners von mySAP.com, Zen & Art, nicht geschmälert, da diese mit realTech-Aktien finanziert werde. Der Umsatz liege im zweiten Quartal über Plan. Allein der Software-Umsatz habe sich im zweiten Jahresviertel auf 4,8 Mio EUR belaufen, verglichen mit 1,8 Mio EUR im gesamten Geschäftsjahr 1999. Zwar bestünden "leichte Probleme" im US-Geschäft, die aber durch die bevorstehende US-Akquisition behoben würden. Die Odeon Film AG, Geiselgasteig wehrte sich mit der Feststellung, die Bavaria gebe doch ihre Tochter nicht auf. Für das abgelaufene Geschäftsjahr gestand sie zwar "dicke Fehler" ein, doch sei es "jetzt nicht mehr richtig, unsere Lage derart kritisch zu beurteilen". Auf die Verluste des Jahres 1999 habe der Vorstand mit "personellen Konsequenzen" reagiert sowie mit einer Restrukturierung aller Geschäftsbereiche. Den Kursverfall der Aktie kommentierte Odeon mit den Worten: "Unsere Aktie gibt es jetzt eben zum Einstiegspreis." Die Euromed AG, Fürth, räumte ein, sich in der Vergangenheit verkalkuliert und verfrühten Optimismus gezeigt zu haben. Ihre derzeitige Situation betrachte Euromed als "Umwandlungs- und Anlaufphase". "Wir haben uns selbst beschnitten und auf das Kerngeschäft zurückgezogen." So wolle sich das Unternehmen künftig stärker auf den Klinikbetrieb konzentrieren, damit würden 90 Prozent des Umsatzes generiert und Ergebnissteigerungen erzielt. Vom Krankenhausbetrieb "im Alleingang" werde Euromed abrücken und verstärkt auf Parnterschaften und Franchise-Konzepte setzen. Damit, so die Geschäftsleitung werde bald auch der Kurs "mehr Grund zur Freude" bieten. Erbost reagierte die MWG Biotech AG, Ebersberg, auf die Liste von "Capital": "Demnächst veröffentlichen wir selber eine mit allen Journalisten, die uns aufregen." Das Unternehmen verfüge nach eigenen Angaben seit der Kapitalerhöhung im Februar über 180 Mio DEM "Cash" und ein Grundkapital von 31 Mio EUR. Angesichts der erwarteten Umsatzzahlen von 69,6 Mio EUR für 2000 und der angestrebten "schwarzen Null", die MWG im laufenden Geschäftsjahr erzielen will, sei der Vorwurf der schnellen Kapitalvernichtung "absolut unverständlich". "Unsere Geschäftsfelder sind zukunftsträchtig", ist die Geschäftsleitung überzeugt. Die Foris AG, Berlin, verweist darauf, dass sie im Rahmen des Artikels mit vier anderen Unternehmen aus dem Segment "Finanzdienstleister" verglichen worden sei. Dabei werde der Foris die schlechteste Performance bescheinigt, aber auch ausdrücklich auf das "Pech der Foris mit den kürzlich erschienenen Falschmeldungen hingewiesen", erklärte das Unternehmen. Seit ihrem Bestehen habe Foris zu "keinem Zeitpunkt Verbindlichkeiten gehabt, die nicht sofort ausgeglichen worden seien". Sie verfüge über ausreichend liquide Mittel, den avisierten Break Even zu erreichen und das geplante Wachstum aus eigener Kraft zu finanzieren. Wie vwd berichtete, hat die Zeitschrift "Capital" klargestellt, dass es sich bei dem Verzeichnis von Unternehmen, für deren Aktien das Blatt eine Verkaufsempfehlung abgegeben hat, keinesfalls um eine Liste von Pleitekandidaten handelt. "Capital" habe lediglich darauf aufmerksam machen wollen, dass andere Aktien bessere Chancen bieten, betonte ein Sprecher der Zeitschrift am Mittwoch auf Anfrage. Bei den von "Capital" als "Wackelkandidaten" genannten Werte handelte es sich um MWG Biotech, Plasmaselect, Foris, Bertrandt, Saltus Technology, Abit, Artnet, Cybernet, Emprise, RealTech, Edel Music, Odeon Film, Euromed, Refugium, CPU, Ixos, Lobster, Wizcom, Teldafax und Teles. vwd/12.07.2000
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