Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hatte eine Fortsetzung der Kampfhandlungen im Libanon angekündigt. Israel werde nicht ruhen, bis die radikal-islamische Hisbollah-Bewegung keine Bedrohung mehr für sein Land darstelle, sagte Olmert in der israelischen Knesset. Israel vollziehe mit der am vergangenen Mittwoch begonnenen Militäroperation "Gerechter Preis" einen "Akt der Selbstverteidigung in seiner wesentlichsten Natur". Es werde "niemals sein Einverständnis dazu geben, im Schatten der auf seine Bürger gerichteten Raketen zu leben". Wegen der Militäroffensive beruft Israel nun mehrere tausend Reservisten ein. Sie sollen im Westjordanland eingesetzt werden, wie am Montagabend aus Militärkreisen verlautete. Die bislang dort stationierten Soldaten werden an die libanesische Grenze verlegt. ***************** Jerusalem - "Die Armee hat viele Möglichkeiten, um vorzugehen", sagte der Vize-Oberkommandeur des Heeres, Mosche Kaplinski, heute Morgen im israelischen Hörfunk. Zwar gehe man im Moment nicht davon aus, dass der Einsatz von Bodentruppen nötig sein werde. "Aber wenn wir das tun müssen, werden wir es tun. Wir schließen es nicht aus." Im Rahmen der Militäroffensive im Libanon hat Israel bereits drei Reservisten-Bataillone mobilisiert. Dies teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gestern mit. Die Infanterie-Reservisten sollen israelischen Rundfunkberichten zufolge im Westjordanland stationierte Einheiten ersetzen, damit diese an die nördliche Landesgrenze zum Libanon verlegt werden können. Die israelische Armee forderte die Bewohner des grenznahen libanesischen Dorfes Aita Atsch-Tschaab zum Verlassen ihrer Häuser auf. Ein Armeefahrzeug habe sich dem Dorf genähert, die Bewohner seien per Megafon aufgefordert worden, ihre Häuser bis zum frühen Morgen zu verlassen, sagte ein Anwohner. Die Armee drohte ansonsten die Zerstörung der Häuser an. Das Dorf liegt in der Nähe des Ortes, in dem schiitische Hisbollah am 12. Juli zwei israelische Soldaten entführt hatte. Zur Befreiung der Entführten hatte Israel die groß angelegte Militäroffensive begonnen. Israels Außenministerin Zippi Livni sagte im US-Fernsehsender ABC, die Angriffe Israels hätten die Hisbollah geschwächt und der libanesischen Regierung die Chance gegeben, ihre Souveränität zu behaupten. Die Außenposten der Hisbollah an der Grenze zu Israel gebe es nicht mehr, Beirut müsse nun die Gelegenheit nutzen, um die Hisbollah und andere militante Gruppen zu entwaffnen. Nach eigenen Angaben will Israel die Angriffe noch mindestens eine Woche lang fortsetzen. Eine deutliche Mehrheit der Israelis unterstützt die Angriffe im Libanon. Nach einer heute veröffentlichen Umfrage der Zeitung "Jedioth Ahronoth" halten 86 Prozent das Vorgehen des israelischen Militärs für gerechtfertigt. 58 Prozent sind der Ansicht, dass die Offensive fortgesetzt werden sollte, bis Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah von der Armee getötet wurde. 17 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Kämpfe gestoppt und Verhandlungen aufgenommen werden sollten.
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