Mein Posting Nr. 42 wurde von BARCODE (als Moderator) gelöscht, weil ich mit der - zugegeben provokativen - Überschrift "Holocaust reversed" angeblich "den Holocaust verharmlost" hätte. Im Posting selbst stand nur ein Artikel aus der FTD ohne weitere Kommentare.
Unten poste ich den Artikel nun noch einmal, diesmal von der Site "Spiegel Online", da der Text bei der FTD nicht mehr auffindbar ist. Es ist aber ein ähnlicher, ich glaube sogar derselbe Text, der auf einer News von Associated Press (AP) beruht.
Die Löschung aufgrund meines provokativen Titels zeigt, wie schwierig es ist, Israel für Menschenrechtsverletzungen zu kritisieren. Inhalt des Artikels ist ein heute begangenes Kriegsverbrechen: Israels Luftwaffe hat einen Kleinbus mit 20 fliehenden Zivilisten, darunter viele Kinder, mit Raketen zerstört. Das ist IMHO ein Kriegsverbrechen vergleichbar dem, das amerikanische GIs vor kurzem im Irak begangen hatten. Die US-Soldaten hatten in einem Dorf mit Maschinengewehren wehrlose Frauen, Kinder und einen Greis im Rollstuhl erschossen, weil sie zuvor auf eine Autobombe gefahren waren. Es war ein purer Rache- und Vergeltungs-Akt, denn die Frauen, Kinder und der Greis hatten diese Bombe ziemlich sicher nicht gelegt. Die GIs stehen wegen dieser Kriegsverbrechen jetzt vor Gericht.
Die gleiche Kritik kann man an der Tötung von fliehenden Zivilisten in dem Kleinbus durch die israelische Luftwaffe anbringen, finde ich. Wenn aus Vergeltung oder blinder Ideologie Kinder, Frauen und Greise ermordet werden, drängt sich bei mir auch der Vergleich mit dem Holocaust auf. Auch Hitler hat aus ideologischer Verblendung - und ohne Sinn und Verstand - jüdische Kinder, Frauen und Greise in den KZs ermordet.
[Bei dieser Gelegenheit möchte ich mal das hier gängige Kürzel KZ für Kursziel rügen!]
Ich gebe zu, dass mein Titel "Holocaust reversed" stark provokativ war/ist. Aber eine Verharmlosung des Holocaust ist er meines Erachtens nicht. Ein perfektes Äquivalent zum Holocaust ist übrigens die Attacke des irakischen Militärs, das zu Zeiten Saddam Husseins auf dessen Befehl hin ein kurdisches Dorf mit Giftgas beschossen und Tausende Zivilisten "vergast" hatte. Saddam steht wegen dieses Kriegsverbrechens jetzt ebenfalls vor Gericht.
Israel wird für die Tötung der libanesischen Zivilisten aber vermutlich niemals vor einem Kriegsgericht zur Rechenschaft gezogen werden. Denn der Judenstaat steht wegen seiner Geschichte - und weil die Wall Street fest in jüdischer Hand ist (man denke nur an George Soros, den aggressivsten Spekulanten der Welt, der schon mal das britische Pfund und das thailändischen Bath gestürzt hat) - unter dem besonderen Schutz der USA, und die sind schließlich die Weltmacht.
Auch die Greueltaten im Gaza-Streifen, in dem die Israelis gerade wegen einer aufgebauschten Bagatelle (vermisste jüdischer Soldat) völlig unverhältnismäßige Flächenbombardements betreiben, werden vermutlich nicht juristisch verfolgt.
Ich bleibe dabei: Auch wenn an den Juden in der Nazizeit unmenschliche Verbrechen (Holocaust) begangen worden sind, die ich hier keinesfalls leugnen oder verharmlosen will, sind sie dennoch nicht berechtigt, ihrerseits Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen.
Es gilt im Prinzip das, was ich in Posting 19 geschrieben habe. Dafür gab es bislang 6 grüne Sterne für "gut analysiert".
SPIEGEL ONLINE - 15. Juli 2006, 13:24 URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,426884,00.html
Libanon Israels Luftwaffe beschießt Kleinbus - 20 Tote
Erneut fliegt Israels Luftwaffe heftige Angriffe im Libanon: Im Süden des Landes wurden laut libanesischen Sicherheitskreisen 20 Menschen getötet. Das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut wurde zerstört. Auch im israelischen Tiberias am See Genezareth schlugen Raketen ein.
Beirut/Tel Aviv - Die israelischen Streitkräfte griffen am vierten Tag in Folge Brücken, Straßen und Dörfer im Libanon an. Bei einer Attacke auf einen Fahrzeug-Konvoi kamen laut Augenzeugen im Süden des Landes viele Menschen ums Leben. Libanesische Sicherheitskreise sprachen von mindestens 20 Toten. Damit würde die Zahl der Todesopfer im Libanon seit Beginn der israelischen Angriffe am Mittwoch auf fast 90 steigen. Bei den Opfern handele es sich um flüchtende Dorfbewohner, unter ihnen Frauen und Kinder, hieß es. Nach Krankenhausangaben waren in der vergangenen Nacht bereits neun Menschen getötet worden.
Auch das Hauptquartier der Hisbollah-Miliz im Süden Beiruts war heute Ziel eines israelischen Luftangriffs. Das neunstöckige Gebäude sei vollständig zerstört worden, meldete die offizielle libanesische Nachrichtenagentur ANI unter Berufung auf die Polizei. Der israelische Einwanderungsminister Seev Boim hatte zuvor gesagt, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah solle "bei der ersten sich bietenden Gelegenheit" getötet werden. Am Freitag hatte die israelische Armee bereits das Büro und das Haus Nasrallahs zerstört.
Erstmals seit dem Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen im Grenzgebiet zwischen dem Libanon und Israel schlugen heute mindestens drei Raketen in der nordisraelischen Stadt Tiberias am See Genezareth ein. Nach israelischen Militärangaben wurden dabei mehrere Menschen verletzt. Die Raketen seien vom Libanon aus abgefeuert worden, hieß es. Sie seien unter anderem in der Nähe eines Hotels eingeschlagen. Angaben zur Zahl der Verletzten lagen zunächst nicht vor.
Die israelische Kriegsmarine suchte unterdessen weiter nach drei Soldaten. Die Männer gelten seit gestern Abend als vermisst, als eine von der radikal-islamischen Hisbollah abgeschossene Rakete ein israelisches Kriegsschiff in Brand geschossen hat. Die Leiche eines vierten Soldaten wurde geborgen. Das Schiff wurde von einer Rakete getroffen, erklärten die israelischen Streitkräfte heute und korrigierten damit frühere Angaben, wonach eine Drohne den Angriff ausgeführt habe. Nach israelischen Angaben stammte die Rakete vom Typ C-802 aus iranischer Produktion. Die Hisbollah pries den Angriff als Erfolg. Ein weiteres Geschoss der Miliz traf laut Nachrichtenagenturen ein ägyptisches Handelsschiff.
Rund 150 Bewohner eines libanesischen Dorfes an der Grenze zu Israel mussten heute nach einem Ultimatum der israelischen Streitkräfte ihre Häuser verlassen, wie aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete. Soldaten hätten die Bewohner von Marwahin aufgefordert, das Dorf binnen zwei Stunden zu räumen, andernfalls werde die Ortschaft zerstört. Laut dem Fernsehsender der libanesischen Hisbollah-Miliz, al-Manar, wurden bei einem israelischen Angriff in Hermel im Bekaa-Tal mindestens drei Menschen getötet. Sicherheitskräfte sprachen dagegen von sechs Verletzten. Ein israelischer Militärsprecher sagte heute Morgen, die Luftwaffe habe in den vorangegangenen 24 Stunden 44 Ziele im Libanon angegriffen, darunter das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut.
Laut einem Bericht des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira feuerte die Hisbollah in der vergangenen Nacht erneut Dutzende Raketen auf die nordisraelische Ortschaft Naharija ab. Auch im Gaza-Streifen gingen die Gefechte weiter. Die israelische Luftwaffe beschoss in der Nacht das palästinensische Wirtschaftsministerium, zahlreiche Büros gingen in Flammen auf. Die israelischen Streitkräfte erklärte, das Ministerium werde von der radikalislamischen Hamas kontrolliert. Bei einem Luftangriff auf ein Wohnhaus in Gaza wurden heute Morgen zwei Palästinenser getötet, wie Rettungskräfte mitteilten. Nach palästinensischen Augenzeugenberichten hatten sie in dem Haus Raketen für Angriffe auf Israel präpariert.
Krisentreffen der Arabischen Liga
Die Außenminister der Arabischen Liga kamen heute in Kairo zu einem Krisentreffen zusammen. Der libanesische Ressortchef Fausi Salluch legte seinen Kollegen einen Resolutionsentwurf vor, in dem die israelische Militäroffensive verurteilt und dem Libanon das Recht zugesprochen wird, sich "der Besatzung mit allen legitimen Mitteln zu widersetzen". Liga-Generalsekretär Amr Mussa hatte Syrien zuvor in Schutz genommen. Es gebe keine Beweise, dass Damaskus hinter den Angriffen der radikal-islamischen Hisbollah stehe. Der Westen wirft Syrien vor, die Hisbollah zu steuern. In der arabischen Welt protestierten gestern Abend Tausende gegen die israelische Offensive im Libanon und im Gazastreifen.
US-Präsident George W. Bush machte die Hisbollah für die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten verantwortlich. Vor Beginn des G-8-Gipfels in Sankt Petersburg forderte Bush die Gruppe auf, die Waffen niederzulegen und die Angriffe zu stoppen. Syrien müsse seinen Einfluss geltend machen und die Hisbollah zum Niederlegen der Waffen bewegen. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bush, die Angriffe und Entführungen durch die Hisbollah seien inakzeptabel. In diesem Zusammenhang seien die Sorgen Israels aus russischer Sicht gerechtfertigt. Er warnte jedoch vor dem Einsatz übermäßiger Gewalt.
"Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor"
Die deutsche Bundesregierung ist laut eigenen Angaben angesichts der israelischen Luftangriffe besorgt um die rund 1100 Bundesbürger, die sich im Libanon aufhalten. Das Auswärtige Amt empfiehlt derzeit, am jeweiligen Aufenthaltsort zu bleiben und Reisen zu vermeiden. Wer ausreisen wolle und sich melde, dem werde geholfen, sagte eine Sprecherin heute in Berlin. Weiterhin versuchte das Ministerium, eine Bestätigung für Hinweise auf den Tod einer deutsch-libanesischen Familie bei einem Luftangriff zu erhalten.
Zu einer möglichen Evakuierung deutscher Staatsbürger sagte eine Ministeriumssprecherin, die Sicherheitslage werde permanent geprüft. "Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor." Deutschen Staatsbürgern im Libanon wurde angesichts der Bombenangriffe geraten, sich nicht in unmittelbarer Umgebung von wichtigen Infrastrukturobjekten wie Flughäfen, Kraftwerken, Verkehrsknotenpunkten und Hisbollah-Stützpunkten aufzuhalten.
Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul verurteilte die Angriffe der israelischen Armee im Libanon. "Dass mittlerweile zivile Einrichtungen und Zivilisten in einem anderen Staat bombardiert werden, ist völkerrechtlich völlig inakzeptabel", sagte die SPD-Politikerin dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die israelische Regierung forderte sie auf, "alles zu tun, die Zivilbevölkerung zu schützen". Dazu sei Israel völkerrechtlich verpflichtet.
har/ap/dpa/afp
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