Experten: NPD- und DVU-Wähler fühlen sich benachteiligt
Großansicht Mannheim/Berlin (dpa) - Mit der NPD in Sachsen und der DVU in Brandenburg schaffen gleich zwei rechte Parteien den Sprung in ein Parlament. Während die DVU dabei bereits zum zweiten Mal im Potsdamer Landtag vertreten ist, markiert das NPD-Ergebnis in Dresden den ersten Erfolg der rechtsextremen Partei seit 1968 auf Länderebene.
Auch wenn sich Organisationsstruktur und Auftreten beider Parteien stark unterscheiden, zeigt die Wählerschaft nach einer Analyse der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen doch auffällige Parallelen. Sowohl bei den DVU- als auch den NPD-Anhängern fühlen sich weit überdurchschnittlich viele in ihrem Leben benachteiligt, in Brandenburg sehen 88 Prozent der DVU-Anhänger und in Sachsen 96 Prozent der NPD-Anhänger in den in Deutschland lebenden Ausländern eine «Überfremdungsgefahr». Trotz des im Osten relativ niedrigen Ausländeranteils meint in beiden Ländern eine überwältigende Mehrheit, dass es in Deutschland zu viele Ausländer gebe.
Der Wahlkampf der rechtsextremen Parteien hatte jedoch hauptsächlich auf die im Osten besonders ausgeprägte Proteststimmung gegen die Sozialreformen abgezielt. Und diese Rechnung ging auf: Während jeweils 59 Prozent aller Sachsen und Brandenburger die Reformen der Bundesregierung für falsch halten, sind dies unter NPD-Anhängern 84 Prozent sowie unter DVU-Anhängern 83 Prozent. Auf einer +5/-5-Skala erhält die Bundesregierung von den NPD-Anhängern die Note minus 3,5 (Sachsen insgesamt: minus 0,9) und von den DVU-Anhängern die Note minus 3,2 (Brandenburg insgesamt: minus 0,7).
Umgekehrt jedoch haben die rechten Parteien in der Gesamtbevölkerung ein miserables Image: Die NPD wird in Sachsen mit minus 3,3, die DVU in Brandenburg mit minus 3,8 massiv abgelehnt. Vor der Wahl fanden es 72 Prozent der Sachsen schlecht und 12 Prozent gut, wenn die NPD in den Landtag kommt, 14 Prozent war dies egal. Dabei vermuteten 86 Prozent aller Befragten bei den meisten NPD- Wählern vor allem Protestmotive, nur 9 Prozent glaubten, dass die NPD aus Überzeugung gewählt wird. Ähnlich in Brandenburg: Hier vermuteten 10 Prozent Überzeugung, aber 84 Prozent Protest, 10 Prozent fanden es gut, 75 Prozent aber schlecht, wenn die DVU in den Landtag einzieht (egal: 12 Prozent).
Am erfolgreichsten sind die rechtsextremen Parteien bei jüngeren, formal niedrig gebildeten Männern. In Sachsen erreicht die NPD bei den 18- bis 29-jährigen Männern 21 Prozent, bei allen unter 35-Jährigen mit Hauptschulabschluss sogar 26 Prozent aller Stimmen. Aber auch bei den unter 30-Jährigen insgesamt schneidet die NPD im Freistaat mit 18 Prozent und die DVU in Brandenburg mit 14 Prozent besonders gut ab. Bei den Arbeitslosen kommt die NPD auf 18 Prozent und die DVU auf 13 Prozent. In der Gruppe der Arbeiter erzielt die NPD 14 Prozent und die DVU 10 Prozent aller Stimmen. Wie schon in der Vergangenheit finden beide Parteien bei Männern deutlich mehr Unterstützung als bei Frauen.
Die Wähler von NPD und DVU sind nach der Analyse der Forschungsgruppe für dezidiert rechtes Gedankengut empfänglich. Dennoch müsse deutlich zwischen den Positionen der Parteikader und der Wähler unterschieden werden: Es war nach dem Befund der Wahlforscher ganz eindeutig der im Osten besonders starke Protest gegen die Reformpolitik, der die Rechten bei diesen Wahlen so stark gemacht hat.
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