von Marc Faber
Verzweifelt hat Herr Greenspan seit dem Jahr 2000 mit seiner höchst expansiven Geldpolitik versucht, durch Kurserhöhungen an der Börse und Preiserhöhungen am Immobilienmarkt den Konsum der Haushalte, dank einer wachsenden Verschuldung, künstlich zu fördern. Das ist ihm auch weit gehend gelungen, aber dieser Verbrauch der Haushalte, der ausschließlich durch eine Finanz- und Sachwertinflation belebt wurde, hat nicht nur eine begrenzte Haltbarkeit, sondern er hat auch die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft wesentlich vergrößert. Seit dem Jahr 2000 ist das Wachstum des amerikanischen Konsumentenverbrauchs nur auf Grund steigender Immobilienpreise und Steuersenkungen ermöglicht worden und nicht durch steigende Realeinkommen der Beschäftigten. Tatsächlich sind in den USA - sowie in Europa - in den letzten Jahren die Erwerbseinkommen vor Steuern weniger schnell angestiegen als die Lebenskosten, was zu fallenden Realeinkommen geführt hat.
Somit ist also eine zusätzliche Steigerung der Verbrauchsausgaben völlig von weiteren Immobilienpreiserhöhungen abhängig, die aber ihrerseits aus folgenden Gründen in Zukunft nicht eintreffen dürften. Damit Immobilienpreise weiter ansteigen können, muss die Geldpolitik, wie bis vor kurzem, sehr expansiv weiter betrieben werden. Das Inflationsgespenst ist aber sehr beweglich. Falls wir Inflation als eine Erhöhung der Geldmenge verstehen, kann dieses Gespenst Kurssteigerungen an den Aktienbörsen auslösen, wie das der Fall bis zum Jahre 2000 war, dann kann es, wie in den letzten Jahren, zu steigenden Immobilienpreisen kommen. Und schließlich kann der Inflationsgeist auch zu steigenden Konsumentenpreisen und Löhnen führen. Dass die Löhne stark ansteigen werden, ist kaum anzunehmen, denn die Geldpolitik extrem niedriger Zinssätze hat einen Anlageboom in China und Indien zur Folge gehabt, bei dem immer mehr Produktion und Dienstleistungen, auf Kosten der amerikanischen Einkommensempfänger, in diese Niedriglohnländer verschoben werden. Der Konkurrenzdruck aus dem Ausland wird deshalb weit gehende Lohnerhöhungen im Westen unmöglich machen.
Dagegen scheint es aber, als ob die Konsumentenpreisinflation sich in einer Beschleunigungsphase befindet, die nicht nur fallende Realeinkommen zur Folge hat. Sie wird auch verhindern, dass die Zinsen noch wesentlich fallen werden - fallende Zinsen, die ihrerseits zu den Preissteigerungen am Immobilienmarkt und dem höheren Verbrauch geführt haben. Wir sehen hier also ganz deutlich, dass die Grenzen einer Geldpolitik, deren Ziel künstlich niedrige Zinsen sind, dann erreicht werden, wenn die Inflationsrate sich beschleunigt. Und so nicht nur fallende Realeinkommen zur Folge hat, sondern auch zu einer Verknappung der inflationsbereinigten oder "realen" Geldmenge führt, die sich dann wie eine Verknappung des Geldes durch den Marktmechanismus - und wohlverstanden nicht als Folge einer restriktiveren Geldpolitik - bemerkbar macht. Dass eine Verknappung des Geldes durch den Markmechanismus in Verbindung mit fallenden Realeinkommen sich früher oder später negativ auf die Preise von Vermögenswerten wie Immobilien und Aktien auswirkt, dürfte klar sein. Und nachdem der amerikanische Verbrauch ausschließlich durch diese Vermögenswertinflation in den letzten Jahren getrieben wurde, erwarte ich, dass innerhalb der nächsten sechs Monate das amerikanische Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne ganz deutlich enttäuschen werden.
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