Ein Bekannter ist Juwelier, Mitglied in einer Loge und auch sonst eine honorige Persönlichkeit. Bei ihm bekomme ich "Prozente", wie er das nennt. Dummerweise hatte ich ihm gesagt, daß ich eine neue Uhr suche. Er stammt aus einer alten jüdischen Kaufmannsfamilie. Man fühlt sich immer bestens beraten und sehr persönlich betreut. Natürlich führte er mich durch den Laden nach hinten in sein kleines Zimmer. Man hätte sich ja lange nicht gesehen und müsse doch mal miteinander reden ... Mehrfach mußte er dann in den Laden, weil wichtige Kundinnen nur durch den Inhaber bedient werden durften. Zwischendurch gab er mir die Uhr, ich prüfte sie und bezahlte. Irgendwann zu Hause konnte ich mich nicht daran erinnern, das Wechselgeld erhalten zu haben. In meiner Brieftasche waren die Scheine offensichtlich nicht. Kurzes Telefonat: Ja, er hätte auch das Gefühl, mir das Wechselgeld nicht gegeben zu haben, aber man werde ja nachher sehen, es müsse ja dann zuviel in der Kasse sein. Am nächsten Tag wieder ein Telefonat. Originaton: "Das is ja'n Ding. Mensch, du, ich hätte schwören können, daß ich dir das Wechselgeld nicht gegeben habe. Aber stell Dir vor, die Kasse stimmt." Seitdem verstehe ich jüdische Witze besser.
Die Uhr wurde mir später übrigens geklaut. Heute habe ich eine Uhr aus dem Duty-Free für 200 Mark, die Porsche übrigens geringfügig geändert für 2.000 DM verkauft. Das ist wahrer Luxus.
R.
Ich hoffe, daß mir das nicht als Rassismus ausgelegt wird. Ich habe ähnliches auch schon mit anderen Menschen erlebt. Aber das hatte weniger Charme.
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