Düsseldorf (vwd) - Die von "Capital" als Flops titulierten Unternehmen am Neuen Markt haben in der Mehrzahl mit Unverständnis oder Empörung auf die Veröffentlichung reagiert. Das Magazin hat eine Liste mit 20 Werten des High-Tech-Segments an der Frankfurter Börse herausgegeben und zum Rauswurf aus dem Depot geraten. "Eine Verkaufsempfehlung bedeutet ja noch keine aktuelle Gefährdung des ganzen Unternehmens", betonte ein Sprecher der Refugium Holding AG, Bonn am Mittwoch auf Anfrage von vwd. Vorstand Klaus Küthe gab zwar zu, derzeit auf Grund der ausstehenden Bilanzen für die Jahre 1997 und 1998 eine angespannte Liquiditätsdecke zu haben, doch finanziere sich das Unternehmen bisher trotz der Verluste aus Eigen- und nicht aus Fremdmitteln. Bei einer Bilanzsumme von 200 Mio DEM seien 35 Mio DEM Eigenkapital vorhanden. In der Bilanz 2001 erwartet Küthe wieder schwarze Zahlen. Aktienhändler verweisen jedoch auf die immensen Auswirkungen der derzeit kursierenden Floplisten für den Neuen Markt. "Die versetzen die Investoren erstmal in Panik, vor allem die Kleinanleger", sagte ein Händler an der Düsseldorfer Börse. Bei einigen Unternehmen werde wohl auch was Wahres dran sein. Die Lobster Technology Holding AG, Berlin, reagierte gelassen auf die Meldung. "Ich kann verstehen, dass man angesichts der jüngsten Vergangenheit das Unternehmen eher unter Spekulationsgesichtspunkten sieht und nicht im Vertrauen auf den Turnaround", sagte Alleinvorstand Thomas Strobl zu vwd. Ihn wundere die Empfehlung von "Capital" nicht besonders. Bei einem Turnaround-Kandidaten wie Lobster sei ein Aktienengagement aus Sicht des Anlegers eine sehr spekulative Angelegenheit. Strobl zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Turnaround geschafft werden könnte. "Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen haben wir unsere Hausaufgaben zu machen begonnen", unterstrich er. Die PlasmaSelect AG, Teterow, stritt die schlechte Entwicklung ab. Das Unternehmen zeigte völliges Unverständnis für das Auftauchen der Firma auf der Liste von "Capital". Die Ergebnisse seien im Gegenteil hervorragend, hieß es aus dem Unternehmen. Der Umsatz läge zehn Prozent über Plan. "Wir sind völlig bestürzt über den Magazinbericht." Mit diesen Worten reagiert Joachim Regenbogen, Generalbevollmächtigter der Emprise Management Consulting AG, Hamburg, auf die Empfehlung des Magazins, die Aktionäre sollten sich von den Aktien des Unternehmens trennen. "Der Kursverfall unserer Aktie hat nichts mit der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens zu tun", betonte der Generalbevollmächtigte. Hier handele es sich lediglich um die Reaktion des Marktes auf den Anteilsverkauf von Altaktionären. Die Unternehmen der Emprise-Gruppe seien sehr erfolgreich. Außerdem seien die geplanten Verluste des ersten Quartal 2000 geringer als geplant ausgefallen. Die Gruppe soll den Break-even im nächsten Jahr erreichen. "Der Bericht im Magazin ist rufschädigend", sagte Regenbogen. Die Teles AG, Berlin, bezeichnete die Nennung des Unternehmens in der Liste als "abenteuerlich". Teles schreibe "seit Jahren" schwarze Zahlen und verzeichne jährliche Umsatzsteigerung von 60 Prozent, sagte Sprecher Herbert Beinlich. Zwar habe das Unternehmen im ersten Quartal ein Minus von rund 600.000 EUR verzeichnet, der Turnaround sei aber bereits im zweiten Quartal und damit früher als ursprünglich geplant erreicht worden. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr liege bei fünf Mio EUR. Zudem weise der Geschäftsbericht 1999 eine Cash-Position von gut 43 Mio EUR auf. Die Teldafax AG, Marburg, sieht die Neuausrichtung des Unternehmens noch nicht im Aktienkurs widergespiegelt. Ein Unternehmenssprecher verwies mit Blick auf die von "Capital" kritisch beurteilte wirtschaftliche Entwicklung von Teldafax auf die Kapitalstruktur des Unternehmens. Zum 31. März habe Teldafax ein Eigenkapital von 183,93 Mio DEM ausgewiesen, betonte der Sprecher gegenüber vwd. Desweiteren seien neue Geschäftsfelder erschlossen worden, insbesondere im Bereich Mobilfunk. Zwar habe das Unternehmen im ersten Quartal ein negatives Betriebsergebnis von 6,4 Mio DEM erwirtschaftet. Das Ergebnis sei jedoch belastet worden durch Personalrestrukturierungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen im Bereich Telekommunikation. Ohne diese Sonderaufwendungen wäre ein positives Betriebsergebnis erzielt worden, hob der Sprecher hervor. Auch die Saltus Technology AG, Solingen, dementierte Liquiditätsengpässe. Einer Bilanzsumme von 107 Mio DEM stehe ein Eigenkapital von 68 Mio DEM gegenüber. Nach einem von Abschreibungen und Verlusten geprägten Geschäftsjahr 1999/2000 (31. Januar) rechne der Hersteller von Präzisionstechnik fest mit schwarzen Zahlen in der laufenden Geschäftsperiode. +++Antje Kullrich vwd/12.7.2000/aku/ak/grt/kib/oa/sk/sa
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