09.11.2007 - Mit Asian Bamboo geht bald ein weiteres Unternehmen aus China an den Prime Standard. Im Vorfeld erklärt Vorstandschef Zuojun Lin im Gespräch mit unserer Redaktion die Wachstumsperspektiven seines Unternehmens. Er spricht über das Erreichen von Zielgrößen, anstehende Umsatzveränderungen und über die Märkte die Zukunft.
www.4investors.de: Was ist für sie die Motivation, als chinesisches Unternehmen an die Frankfurter Börse zu gehen? Spielen da auch die Aktivitäten der Deutschen Börse in China eine wichtige Rolle?
Lin: Dass man lieber mit einer Börse zusammenarbeitet, die wie die Deutsche Börse bereits gut etablierte Verbindungen nach China hat, steht außer Frage. Für unsere Entscheidung waren aber im Wesentlichen drei Gründe ausschlaggebend: Erstens sind Europas Börsen und vor allem die Frankfurter Börse reife Handelsplätze mit langer Tradition. Insbesondere der Prime Standard genießt aufgrund seiner hohen Transparenzanforderungen großes Vertrauen. Dieses Segment war für uns von Anfang an das bevorzugte Umfeld.
Zweitens glauben wir, dass das Bewusstsein über das Marktpotenzial nachwachsender Rohstoffe und Bio-Lebensmittel unter europäischen Investoren sehr groß ist. Insofern gehen wir davon aus, dass unser Unternehmen und unser Geschäft hier sehr gut verstanden werden.
Drittens beobachten wir, dass gerade unter den europäischen Investoren eine wachsende Zahl am Wirtschaftswachstum in China teilhaben will. Ein Investment in Asian Bamboo ist eine sehr gute und einfache Möglichkeit, an chinesischen Wachstumsbranchen zu partizipieren.
www.4investors.de: Sie haben vor allem Pachtverträge über Bambusplantagen abgeschlossen, Käufe sind nicht geplant. Wäre ein gewisser Teil an eigenen Plantagen nicht sinnvoller? Sowohl hinsichtlich der Kosten als auch der Abhängigkeit?!
Lin: Für diese uns oft gestellte Frage sind wir immer sehr dankbar, weil sie uns Gelegenheit gibt, die Regeln des Wirtschaftens in China zu erläutern. Es ist in China üblich, Anbauflächen zu pachten anstatt diese zu kaufen. Das ist für uns kein Nachteil. Die vergleichsweise geringen Pachtgebühren sind durch langfristige Verträge mit 20 bis 25 Jahren Laufzeit sehr gut kalkulierbar. Die lokalen Kommunen, denen die Anbauflächen gehören, profitieren ebenfalls von dieser langfristigen Partnerschaft. Sie können mit regelmäßigen Kapitalzuflüssen rechnen oder erhalten in einigen Fällen eine Einmalzahlung, die dann für größere Investitionen verwendet werden kann. Keine der lokalen Kooperativen könnte die Plantagen in Eigenregie profitabel bewirtschaften. Da fehlen einfach das Know-how und die nötigen Skaleneffekte.
www.4investors.de: Mit dem frischen Kapital wollen sie weitere Plantagen pachten. Sind so viele Liegenschaften auf dem freien Markt erhältlich? Und geht der Anbau von Bambus sehr rasch vonstatten, so dass sie schnell neuen Bambus erhalten?
Lin: Bereits zwei Drittel des erwarteten Netto-Emissionserlöses sind fest für die Pachtung von rund 10.000 Hektar Anbauflächen eingeplant und entsprechende Absichtserklärungen von den potenziellen Verpächtern schon unterzeichnet. Bislang haben wir Zugriff auf rund 14.600 Hektar an Anbaufläche für Moso-Bambus ? die Sorte, die wir anbauen. Dies sind lediglich 2 Prozent der Moso-Bambusflächen in unserer Provinz Fujian und nur knapp 0,5 Prozent der Moso-Bambusflächen Chinas. Dass die Plantagen knapp werden, muss also niemand befürchten. Bambus selbst wächst auch sehr schnell. Unsere bevorzugte Sorte Moso wächst bis zu 119 Zentimeter am Tag und erreicht schon nach zwei Monaten die Maximalhöhe von rund 20 Metern. Nach etwa vier Jahren sind die Stämme härter als Eichenholz und können gefällt werden. Besonders deutlich wird hier der Nachhaltigkeitsaspekt: Während klassische Gehölze mehrere Jahrzehnte wachsen müssen, bis sie für die Holzverarbeitung geeignet sind, kann man praktisch jedes Jahr ein Viertel eines gesamten Bambuswaldes abholzen, ohne den Bestand an Bambuspflanzen mittelfristig zu verringern.
www.4investors.de: Sie bauen auf ihren Plantagen nur die Bambusart Moso-Bambus an. Welche Gefahren bestehen bei solchen Monokulturen, auch hinsichtlich Krankheiten?
Lin: Moso-Bambus ist sehr widerstandsfähig und sowohl gegenüber Witterungsschwankungen als auch Schädlingen oder Krankheiten kaum anfällig. Dies ist der wichtigste Grund, warum diese Bambusart die wirtschaftlichste und deshalb für uns ideale ist. Moso-Bambus ist heimisch in der Fujian-Region und daher bestens an die lokalen Bedingungen angepasst. Und auch die Natur profitiert von den Bambus-Wäldern: Sie beugen mit ihren weitverzweigten Wurzeln der Bodenerosion vor und geben ein Vielfaches mehr an Sauerstoff an die Umgebung ab als normale Bäume.
www.4investors.de: Ihre Bio-Sprossen gehen vor allem nach Japan. Welche weiteren Märkte sind neben Japan und China für sie interessant?
Lin: Bio-Bambussprossen sind für viele Japaner und Chinesen die Basis ihrer gesunden Ernährung. Natürlich freuen wir uns auch über den wachsenden Zuspruch aus anderen Ländern, aber Hauptabsatzmärkte werden bis auf Weiteres Japan und China bleiben. Dennoch beobachten wir die Entwicklungen auch in anderen Märkten. Wir sind jedenfalls vorbereitet, denn unsere Bambussprossen genügen schon heute nicht nur den japanischen sondern auch anderen internationalen Richtlinien für Bio-Lebensmittel.
www.4investors.de: Drei Viertel des Umsatzes machen sie mit Bambussprossen, ein Viertel wird dank der Stämme erlöst. Bleibt es bei diesem Verhältnis? Und aus welchem Bereich holen sie höhere Gewinne heraus?
Lin: Das Verhältnis wird sich nach und nach ausgleichen, sodass beide Geschäftsbereiche je zur Hälfte zum Umsatz beitragen werden. Aufgrund des wachsenden Bedarfs an Bambus als Alternative zu herkömmlichem Holz und der Tatsache, dass die Stämme höhere Gewinnmargen mit sich bringen, ist dieser Bereich besonders profitabel.
www.4investors.de: Als weiterer Bereich von Asian Bamboo soll ein Betrieb zur Herstellung von Bambusbodenbelägen ihr Portfolio ergänzen. Welche Erwartungen haben sie daran? Wie wird diese Sparte Umsatz und Gewinn beeinflussen?
Lin: Wir sehen schon jetzt nicht nur den Bauboom sondern auch einen wachsenden Bedarf der chinesischen Konsumenten an Produkten zur Verschönerung der eigenen vier Wände. Dies ist ganz selbstverständlich, denn der zunehmende Wohlstand lässt den Verbrauchern nun mehr und mehr übrig, um auch jenseits der Grundbedürfnisse das persönliche Lebensumfeld zu gestalten. Insofern wächst hier gerade ein riesiger Markt heran, von dem wir möglichst frühzeitig profitieren wollen und werden. Die Weiterverarbeitung der Stämme bedeutet natürlich auch höhere Kosten als die reine Ernte, wird aber ein wesentlicher Umsatz- und Gewinntreiber und damit eine wichtige Säule unseres Geschäfts werden.
www.4investors.de: 2006 lag ihr Umsatz bei 10,9 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2007 kam er auf 5,37 Millionen Euro. Das Bruttoergebnis erreichte vergangenes Jahr 4,9 Millionen Euro, nach sechs Monate im laufenden Jahr steht es bei 1,8 Millionen Euro. Rechnet man das hoch, kann man im laufenden Jahr bei weitem nicht mit solchen Umsatz- und Gewinnsteigerungen rechnen wie in den Vorjahren. Woran liegt das?
Lin: Das Ergebnis ist saisonbedingt verfälscht, denn die besonders margenträchtigen Bambusstämme werden erst in der zweiten Jahreshälfte geerntet. Man kann davon ausgehen, dass rund 70 Prozent der Gesamtumsatzerlöse noch in der zweiten Jahreshälfte erzielt werden.
www.4investors.de: Sie haben derzeit mehr als 14.000 Hektar Land gepachtet. Für rund 10.000 weitere Hektar gibt es Absichtserklärungen. Bis Ende 2010 wollen sie insgesamt 30.000 Hektar unter Vertrag haben. Wenn man diese aktuellen Zahlen hört, klingen die 30.000 Hektar nicht sonderlich ambitioniert, oder?
Lin: Die mehr als 30.000 Hektar waren unser mittelfristiges Ziel. In der Tat werden wir uns dieser Marke bei planmäßigem Geschäftsverlauf schon relativ kurzfristig nähern. Sollte sich dies bestätigen, werden wir unsere Ziele selbstverständlich nach oben korrigieren. Dass wir bereits in so kurzer Zeit derart große Flächen hinzugewinnen konnten, bestätigt den von uns eingeschlagenen Wachstumspfad.
www.4investors.de: Bei Bambusplantagen können Naturkatastrophen alles zerstören. Sie sind in der Provinz Fujian tätig. Wie hoch ist dort die Gefahr für solche Katastrophen?
Lin: Die Provinz Fujian liegt in der Tat in einem Gebiet, in dem starke Regenfälle und heftige Stürme nicht selten sind. Moso-Bambus ist als einheimische Pflanze jedoch hervorragend an die Gegebenheiten angepasst und daher auch gegenüber sehr starken Umwelteinflüssen kaum anfällig. Trotz ihrer mit den Jahren zunehmenden Härte sind Bambusstämme flexibel und trotzen somit auch widriger Witterung.
www.4investors.de: In ihrem Wertpapierprospekt ist ein ganzer Bereich den ?Risiken bzgl. des politischen, sozialen und rechtlichen Umfelds der Volksrepublik China? gewidmet. Wie ernst müssen Anleger dies nehmen? Welche Unterstützung erhalten sie von den Behörden?
Lin: Wir müssen interessierte Anleger natürlich auf alle möglichen Risiken hinweisen, die uns bekannt sind, denn sie sollen ihre Anlageentscheidung für sich gut begründen können. Es besteht kein Zweifel, dass China derzeit einen immensen wirtschaftlichen Wandel vollzieht, dessen Auswirkungen auf die politische, rechtliche und soziale Sphäre erst nach und nach sichtbar werden dürften. Wir arbeiten sehr gut mit den lokalen und nationalen Behörden zusammen und verfügen über hervorragende Netzwerke. Entwicklungen können wir daher sehr früh antizipieren und in unsere Geschäftsplanung einbeziehen. Im übrigen sind wir vor allem mit unserer Bambusstamm-Produktion in einem Markt tätig, der von der chinesischen Regierung gefördert wird. In China heißt es schon lange nicht mehr: ?Wachstum um jeden Preis, auch wenn die Umwelt leidet?. Wir profitieren von einer Regierung, die auf den Erhalt der Natur setzt und Waldrodungen sanktioniert ? zugunsten von Holzalternativen wie Bambus.
www.4investors.de: Bleiben sie nur dem Bambus treu oder können sie sich vorstellen, sich auch anderen Produkten zu öffnen?
Lin: Bambus bietet sehr große Wachstumschancen und wird daher langfristig der Kern unseres Geschäfts bleiben. Hier liegen unsere Wurzeln, und hier sind wir Experten ohne echten Wettbewerber in China. Dass wir unser Geschäft von Bambussprossen und Bambusstämmen auf weitere Bereiche ausweiten, ist keine ferne Vision, sondern zukünftige Realität, an der wir bereits jetzt planen. Die von Ihnen angesprochene Fabrik für Bambusbodenbeläge ist ein gutes Beispiel. Diese wird voraussichtlich ab Anfang 2009 bis zu 1 Million Quadratmeter Bodenbeläge pro Jahr produzieren und damit unsere Wertschöpfungskette verlängern. Und vielleicht heißt es dann auch bald in deutschen Wohnzimmern: ?Parkett made in Fujian?.
www.4investors.de: Herzlichen Dank für das Gespräch! ( js )
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