Malko, vor einigen Monaten hast Du noch im Doomsday-Thread geschrieben, ich würde mich zu einseitig auf ein Nischenproblem, nämlich die US-Housing-Krise, konzentrieren und dadurch den Blick für das Wesentliche verlieren. Dass es Rückwirkungen von der Housing-Krise auf das Bankensystem geben würde, wie ich damals schon vermutete, sahst Du ebenfalls nicht. Es gab seitdem also auch für Dich einige Überraschungen.
Auch jetzt hoffst Du, ähnlich wie Katjuscha, dass sich die US-Wirtschaft schon irgendwie aus dem Schlamassel herausmanövrieren wird. Langfristig wird das aller Voraussicht nach auch klappen. Die Frage ist, was in den nächsten 1 bis 2 Jahren passiert, wenn die Subprime-Krise ihren Gipfel erreicht. Dein damaliger Optimismus hat sich als unangebracht erwiesen - vielleicht Dein jetziger auch?
Ein großes Problem sehe ich bei der "Veredelung" von Schrottkrediten, die zusammengefasst und dann als "höherwertig" an Investoren weitergereicht werden. Um mal im Bild zu bleiben: Wenn Du 50 Schrottautos hast, die dann zusammenstampfst und den Block in schön glänzende Alu-Folie einwickelst, mit Stempel "Goldman Sucks approved" drauf, ändert das nicht wirklich was am Inhalt. Der Block glänzt nur ein bisschen besser, solange die Sonne scheint.
Für mich wird da Augenwischerei betrieben: Ein systemischer Trick, Bonitäten künstlich aufzuwerten, indem man große Namen davorstellt wie GS. Doch diese Aufwertung ist lediglich ein Versprechen, sie entspricht nicht den Realitäten. Wenn die Hedgefonds, die diese Risiken über CDS "versichern", im Schadensfall nicht leisten können (weil zu viele Schäden auf einmal auftreten), erweist sich die Sicherheit als Illusion.
Die Gefahren steigen, sobald der dynamischen Schuldenwirtschaft der USA Liquidität entzogen wird - z. B. über sinkende Hauspreise, Yen-Carrytrade-Rückabwicklung und/oder Zinserhöhungen wegen ausufernder Inflation (die in einer Schuldenwirtschaft ja unvermeidlich ist). Dann wird die jetzige "übertriebene Sorglosigkeit" im Umgang mit Überschuldung enden, womöglich sogar "mit Schrecken".
Den ersten Schuß vor den Bug lieferte Altmeister Greenspan vor zwei Wochen. Nach Grünspans Rezessions-Warnungen, die auch Chinas Börse über Nacht um 9 % einbrechen ließen, begannen sich die Spreads zwischen Staatsanleihen und Junkbonds - die wegen Rendite-Gier der Anleger auf Rekordtiefs gefallen waren (d.h. das Junkbond-Risiko war nicht angemessen eingepreist) - wieder deutlich auszuweiten. Je weiter diese Spreads klaffen, desto wackeliger werden auch obige "versicherte" Kreditpakete.
Wenn sich herausstellt, dass diese Sicherheit aus dem GS-Stempel in Wirklichkeit nichts wert ist, weil der Inhalt stinkt wie die 50 Schrottautos, droht ein Kollaps, der seinesgleichen sucht. Dann stürzt ein riesiges "Kartenhaus auf Pump" in sich zusammen. Die Fed kann dann die Zinsen senken wie sie will - die Karre wäre tief im Dreck. Solche Krise zu bewältigen kann 10 Jahre und länger dauern (siehe Japan nach 1990).
(Disclaimer: Ich bin zurzeit 100 % in Cash und habe keine Puts/Shorts. Wer also unterstellt, meine Sicht der Dinge würde durch meine Positionierung getrübt, irrt sich.)
"Märkte können länger irrational bleiben, als man liquide bleiben kann."
John Maynard Keynes, britischer Ökonom.
"Märkte können länger fallen, als man rational bleiben kann."
Anti Lemming, Diplom-Querulant
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