© ZEIT Campus online "Exzellenzinitiative überdenken"Kaum die drei neuen Elite-Universitäten präsentiert, regt sich Unmut über die Entscheidung. Die Wissenschaftler hätten die Politik vor vollendete Tatsachen gestellt, kritisiert die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) im Interview. © Matthias Hiekel/dpa ZEIT Campus online: Frau Dr. Stange, die Entscheidung für die drei Elite-Unis ist nun gefallen. Sie selbst saßen auch im Bewilligungsaussschuss. Wie haben Sie denn das heutige Treffen erlebt? Eva-Maria Stange: Die Sitzung war schwierig. Die positive Nachricht ist: In der Endkonsequenz ist es für die Hochschulen gut ausgegangen. Das Verfahren, dass die Wissenschaftler vorrangig entscheiden und fair bewerten, ist soweit umgesetzt worden. ZEIT Campus online: Wo liegt dann das Problem? Eva-Maria Stange: Die Länder und auch der Bund haben sich in der Frage Anerkennung des Primats der Wissenschaft zurückgehalten. Es gab ein verabredetes Verfahren, dass die Politik von der Wissenschaftsseite Listen bekommt. In denen sollten in Grün unstrittig positive und in Rot unstrittig abgelehnte Anträge stehen, außerdem sollten darin in Gelb die zur Diskussion stehende Anträge markiert sein. Uns sind aber Listen vorgelegt worden, die nur rote und grüne Einträge enthielten. Dem Bewilligungsausschuss aus Wissenschaftlern und Politikern wurden damit die Möglichkeiten zur Entscheidung genommen. ZEIT Campus online: Wie waren die Reaktionen der Politiker darauf, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden? Eva-Maria Stange: Es gibt Länderminister, die schon ziemlich verärgert sind. Es ging in der Diskussion vor allem um diejenigen, die als Grenzfälle galten und die sich mehr erhofft hatten. ZEIT Campus online: Die TU Dresden ist sowohl für die Graduiertenschule als auch für das Exzellenzcluster ausgezeichnet worden. Sind Sie mit diesem Abschneiden zufrieden? Eva-Maria Stange: Ein zwiespältiges Gefühl. Wir haben Glück gehabt. Unsere Projekte waren bei dieser Debatte aber auch nicht das Problem. Die TU Dresden ist die einzige ostdeutsche Hochschule und Sachsen das einzige ostdeutsche Bundesland, die das Auswahlverfahren bestanden haben. ZEIT Campus online: Wie geht es jetzt für Sachsen weiter? Will die Uni Dresden auch noch an der zweiten Runde des Verfahrens teilnehmen? Eva-Maria Stange: Ich gehe davon aus, dass wir gute Chancen haben. Insbesondere die TU Dresden hat auch für die dritte Linie "Exzellenzuni" einen Antrag eingereicht. Das jetzige Ergebnis ist eine gute Basis um in der nächsten Runde nochmal einen Schritt weiter zu kommen. Für die anderen könnte das ein Ansporn sein. ZEIT Campus online: Ostdeutschland geht beim Wettbewerb der Unis leer aus - mit Ausnahme Dresdens. Hat der Osten ein Problem mit dieser Form der Konkurrenz? Eva-Maria Stange: Die Exzellenzinitiative fördert vor allem die Universitäten, an denen schon sehr viel Potenzial vorhanden ist. Das ist ein forschungsstrukturelles Defizit für die östlichen und nördlichen Länder. Man muss sich gut überlegen, ob man eine solche Förderung zukünftig politisch will. Und ob die Exzellenzinitiative in dieser Form das einzige Förderinstrument sein kann, darüber muss man nachdenken.
Die Fragen stellte Falk Lüke.
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