(schon älter)
Isaac Yeffet ist ehemaliger Sicherheitschef bei El Al Israel Airlines und derzeit als Berater für die HiEnergy Technologies Inc. tätig.
Frage: Wie war die Auftragslage für Ihr Unternehmen vor den Anschlägen des 11. September, wie ist sie heute?
Isaac Yeffet: HiEnergy Technologies Inc. ist ein Unternehmen in der Entwicklungsphase, das eine nicht-invasive, stoichiometrische Technologie entwickelt hat, die die Formel unbekannter Substanzen wie zum Beispiel von Sprengstoff, biologischen Kampfstoffen und Drogen chemisch entziffern kann. Seit den tragischen Ereignissen des 11. September ist das Interesse an HiEnergys Technologie, deren Patentierungsantrag anhängig ist, gestiegen. Diese gestiegene Unterstützung hat es HiEnergy erlaubt, die Bemühungen in Bezug auf Forschung und Tests zu beschleunigen, um die Kommerzialisierung der Technologie voranzutreiben und Anwendungen für Bereiche wie die Flughafensicherheit, das Aufspüren von Schmuggelwaren, das Aufspüren biologischer Kampfstoffe sowie von Landminen und für andere Bereiche zu entwickeln.
Frage: Inwieweit haben sich die Schwerpunkte der Flugsicherung verändert?
Isaac Yeffet: US-Verkehrsminister Norman Mineta sagte erst kürzlich, dass die derzeit eingesetzten Röntgenscanner nicht zuverlässig sind. Mineta erklärte, sie seien äußerst langsam und man könne sich nicht auf die Überprüfung des Flughafengepäcks verlassen. Das Gesetz sieht vor, dass ab dem 31. Dezember 2002 jedes einzelne Gepäckstück durchleuchtet werden muss, bevor es an Bord eines Flugzeuges gelangt. Unglücklicherweise wird es nicht möglich sein, dass dieses Gesetzt innerhalb der festgesetzten Frist umgesetzt wird. Der Kongress und das Verkehrsministerium diskutieren derzeit eine Verschiebung bis Anfang 2004. Meiner Meinung nach ist bisher fast nichts getan worden, um das Sicherheitsniveau anzuheben.
Frage: Hat es Neuentwicklungen nach dem 11. September gegeben?
Isaac Yeffet: Seit dem 11. September ist an amerikanischen Flughäfen keine neue Technologie entwickelt oder installiert worden. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die chemische Erkennungstechnologie, die HiEnergy entwickelt, das Potenzial besitzt, die Flugsicherheitsbranche zu revolutionieren. Einer der Vorteile der HiEnergy-Technologie, der sie von allen mit bekannten Röntgen-Geräten unterscheidet, ist, dass sie nicht darauf basiert, dass das Bedienungspersonal die Daten interpretiert. Das Gerät erkennt Sprengstoffe automatisch, während derzeit noch das Sicherheitspersonal für die Identifizierung und Erkennung verantwortlich ist. Die Regierung erkennt an, dass die zurzeit eingesetzte Technologie veraltet, sperrig, langsam und nicht so zuverlässig ist wie die Überwachungssysteme, die sie letztlich installiert haben will, und ich denke, dass HiEnergy die Lösung sein könnte, die wir benötigen, um den Flugverkehr sicherer zu machen.
Frage: Gibt es seit dem 11. September auch staatliche Zuschüsse für Unternehmen Ihrer Branche, also nicht nur für betroffene Fluggesellschaften?
Isaac Yeffet: HiEnergy hat finanzielle Mittel von der Regierung erhalten. In den vergangenen Jahren hat HiEnergy insgesamt fünf Mal Geldmittel von verschiedenen US-Regierungsbehörden erhalten, um seine Technologie zu entwickeln.
Frage: Hat es von Regierungsseite aus neue Verordnungen oder Gesetze gegeben?
Isaac Yeffet: Am 17. Februar 2002 wurden die Gesetze in den Vereinigten Staaten geändert. Die Verantwortung für die Sicherheit des Flugverkehrs wurde von der FAA (Federal Aviation Administration) auf die neu geschaffene Transportation Security Administration oder TSA übertragen. Die TSA sollte dem Gesetz zufolge zwischen 60.000 und 70.000 Mann neues Sicherheitspersonal einstellen, doch der Vorgang nimmt mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Das gesamte, bereits eingestellte Sicherheitspersonal wird nun von der US-Regierung beschäftigt. Jedoch ist das Sicherheitsniveau in den Vereinigten Staaten meiner Ansicht dadurch nicht gesteigert worden, da man nur die Bezeichnung des Sicherheitspersonals geändert und es in den Dienst der Regierung gestellt hat. Vor einigen Monaten hat die US-Regierung bekannt gegeben, dass sie Sicherheitstests an Flughäfen durchgeführt hat. Bei diesen Tests ist es 60 Prozent des Sicherheitspersonals nicht gelungen, einfache Messer aufzuspüren und 60 Prozent gelang es nicht, Sprengstoff zu erkennen. Seit dem 11. September 2001 mussten auf Grund von Sicherheitsproblemen 640 Flugzeuge in letzter Minute evakuiert und 40 Flughäfen im ganzen Land geschlossen werden. Agenten der Bundesbehörden haben zudem überprüft, ob es möglich ist, unbemerkt von Sicherheitskräften und den örtlichen Sicherheitsbehörden auf Flughäfen oder in Flugzeuge zu gelangen. An 17 von 32 Flughäfen gelangten sie an Bord von insgesamt 58 Maschinen, indem sie einfach ohne Ticket zustiegen.
Frage: Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden am Boden und in der Luft ergriffen?
Isaac Yeffet: Zusätzliche Röntgenscanner wurden an einigen Flughäfen installiert, doch dabei handelt es sich um dieselbe, chemisch blinde Technologie, die verborgene Gefahrenquellen wie beispielsweise Sprengstoff nicht schlüssig identifizieren kann.
Frage: Welche Kontrollmechanismen, Behörden, Regierungsstellen prüfen wie und in welchen Abständen die Flugsicherheit?
Isaac Yeffet: Die TSA ist nun für die Sicherheit verantwortlich. Ich bin der Überzeugung, dass die vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren werden und für das 21. Jahrhundert bereit gemacht werden müssen. Wir müssen die Sicherheit verbessern. Und das schnell, damit wir alles unternehmen können, was in unserer Macht steht, um ein weiteres tragisches Ereignis wie den 11. September zu verhindern.
Frage: Wo waren bisher die größten Mängel aus Ihrer Sicht und wo besteht immer noch das größte Risiko?
Isaac Yeffet: Ich bin der Überzeugung, dass wir in den Vereinigten Staaten gefährdet sind. Und ich denke die US-Interessen in Europa sind ebenso gefährdet, wie der Rest der Welt, insbesondere in muslimischen Ländern, in denen die USA vertreten sind. Im Bereich Flugsicherheit sind wir derzeit noch nicht in der Lage, jene aufzuhalten, die uns schaden wollen.
Frage: Gibt es ein einheitliches System an allen Flughäfen oder ist dies von der Entscheidung des Flughafenbetreibers abhängig?
Isaac Yeffet: Den Gesetzten der Vereinigten Staaten von Amerika zufolge ist die Transportation Security Administration (TSA) für die Sicherheit an allen US-Flughäfen verantwortlich.
Frage: Wie sieht die Zukunft der Flugsicherheit aus, welche Szenarien sind geplant, wie sieht dies die Regierung?
Isaac Yeffet: Wenn wir uns auf Technologie stützen wollen und sobald die Gesetze der Vereinigten Staaten die Flughäfen zwingen, jedes Gepäckstück zu scannen, wird meiner Überzeugung nach HiEnergys Technologie eine der führenden Lösungen sein, um zu verhindern, dass Sprengstoff an Bord von Flugzeugen gelangt.
Frage: Werden Anschläge wie die des 11. September aus Ihrer Sicht jemals zu verhindern sein?
Isaac Yeffet: Wenn Terroristen versuchen, Sprengstoff in Gepäck oder Fracht in Flugzeuge zu schmuggeln, ist die Antwort ja, wir können es den Terroristen sehr schwer machen. Wenn jedoch die Terroristen versuchen ein Flugzeug zu entführen, kann ich nicht mit solcher Zuversicht und Sicherheit sprechen. Wir müssen hart daran arbeiten, mehr Sicherheitspersonal an Bord unserer Flüge zu bringen, um sicher zu stellen, dass diese Terroristen unverzüglich aufgehalten und in Gewahrsam genommen werden. Zusätzlich benötigen wir zwei solide Cockpit-Türen in jeder Maschine.
Frage: Haben sich die Expansionspläne Ihres Unternehmens, soweit vorhanden, seit dem 11. September geändert? Arbeiten die Unternehmen Ihrer Branche nun enger zusammen?
Isaac Yeffet: Seit dem 11. September hat sich signifikantes Interesse an Sprengstofferkennungstechnologien entwickelt. Als in diesem Bereich tätiges Unternehmen hat HiEnergy die Entwicklung seiner Technologie beschleunigt und ist im April 2002 an die Börse gegangen. Zweifellos ist die Kooperationsbereitschaft und das Interesse bei Unternehmen dieses Bereichs gestiegen.
Herr Yeffet, wir bedanken uns für das Interview!
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