Nazis raus. Täglich 100 "Einzelfälle"
Seite 1 von 3
neuester Beitrag: 18.05.06 22:10
|
||||
eröffnet am: | 20.04.06 22:37 von: | cassius.c | Anzahl Beiträge: | 62 |
neuester Beitrag: | 18.05.06 22:10 von: | cassius.c | Leser gesamt: | 8302 |
davon Heute: | 2 | |||
bewertet mit 10 Sternen |
||||
|
--button_text--
interessant
|
witzig
|
gut analysiert
|
informativ
|
URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,412194,00.html
Rechte Gewalt im Osten
Der alltägliche Einzelfall
Von Matthias Gebauer und Jens Todt
Der Angriff auf den Deutsch-Afrikaner Ermyas M. in Potsdam erschüttert die Republik. Doch CDU-Politiker sprechen von einem Einzelfall. Die Zahlen über Überfälle mit rassistischem Hintergrund widersprechen der Darstellung. Mittlerweile sind rechte Gewalttaten in Ostdeutschland Normalität.
Berlin - Jörg Schönbohm, sonst in Sachen Sicherheit ein Mann der schnellen Entscheidungen, ist nach dem Fall in Potsdam fast bedächtig geworden. Voreilige Schlüsse zu ziehen sei sehr gefährlich. "Ich bin immer dafür, dass man Sachverhalte erst beurteilt, wenn man sie kennt. Wir kennen den Tathergang noch nicht", sagte Brandenburgs Innenminister der "Märkischen Allgemeinen Zeitung". Die Tat sei "abscheulich", und doch wolle er über Motive erst reden, wenn die Täter gefasst sind. Ganz sicher sei Brandenburg kein Hort für Nazis.
DDPInnenminister Jörg Schönbohm (CDU): Abwarten und nur nicht überreagieren |
Hinter den beruhigenden Worten der Politiker steckt Kalkül: Während Schönbohm sein Land und ganz Ostdeutschland nur ungern als Spielwiese für rechte Gewalt-Banden dastehen lassen will, fürchtet Schäuble so kurz vor der Fußball-WM unangenehme Schlagzeilen im Ausland. Folglich halten es beide für angemessen, den Vorfall als tragischen - vor allem aber seltenen - Einzelfall zu bezeichnen. In der Woche, als die Tat von Potsdam geschah, wollte Schönbohm eigentlich ein anderes Thema erörtern: Für diesen Freitag wurde eine - seit längerem geplante - Pressekonferenz über die Sicherheitsmaßnahmen Brandenburgs zur WM anberaumt.
Die Sorge über ein Negativ-Image ist begründet. Schon jetzt leidet Potsdam unter den Schlagzeilen. Zuerst sagten Allgemeinmediziner aus ganz Deutschland eine für den Herbst geplante Tagung spontan ab. Einen Tag später meldete sich eine nigerianische Regierungsdelegation und stornierte ihren Aufenthalt in einem Potsdamer Hotel. Und in Polizeikreisen hieß es, während der WM könnten aufgrund der vielen Touristen aus dem Ausland ähnliche Fälle vielleicht wieder passieren.
Einzelfälle am laufenden Band
Gleichwohl erscheint die Einzellfall-Version fraglich. Auch wenn sich die Politik gern auf eine leicht sinkende Zahl von rechten Gewalttaten beruft, hat man sich für Ostdeutschland ganz offensichtlich an ein hohes Niveau rassistischer Gewalt gewöhnt. Mehr als 100 Menschen starben in den Jahren nach der Wende durch Gewalt von Ausländerfeinden. Mehr als 600 Übergriffe gab es 2005 - viele davon bekamen den Stempel des Einzelfalls.
Immer wieder ragen brutale Angriffe heraus, die überregional bekannt werden. So wie im Januar 2006, als Rechtsradikale den zwölfjährigen Sohn eines ägyptischen Vaters bei Magdeburg erst mit brennenden Zigaretten quälten und dann zwangen, ihre Stiefel zu lecken. Der Fall aus Sachsen-Anhalt erregte kurz die Republik und verschwand ebenso schnell aus den Schlagzeilen. Wieder einmal galt auch er als Einzelfall.
Aus einer ganzen Kette solcher Fälle ist für Strafverfolger und die Politik Normalität geworden. So sagte der Brandenburger Generalstaatsanwalts Erardo Rautenberg kürzlich, er habe mit solchen Delikten "immer wieder dienstlich" zu tun gehabt. Das Verhaltensmuster rechtsextremer Gewalttäter beschreibt der Jurist schonungslos als das "Eintreten oder Einschlagen auf wehrlose Andersartige mit dumpfer Vernichtungstendenz".
"Überfälle sind Normalität"
Das Verhalten nach dem Potsdamer Fall ist ein gutes Beispiel für den mittlerweile eingeübten Reflex der Verantwortlichen. Während die Potsdamer Staatsanwaltschaft und die Politik erneut von einem "extremen Einzelfall" sprechen, beklagt der Verein Opferperspektive eine Vielzahl von Übergriffen mit rechtem Hintergrund. Seit Januar zählte der Verein landesweit 24 ähnliche Vorfälle. "Überfälle sind im Grunde Normalität", so Nadja Hitzel-Abdelhamid.
Das Szenario für die Tage nach einem solchen Vorgang kennen die Mitglieder der Opferperspektive zu gut. "Es läuft immer gleich ab", sagt Hitzel-Abdelhamid, "entweder die Taten bekommen überhaupt keine mediale Aufmerksamkeit und geraten einfach in Vergessenheit". Oder in besonders schweren Fällen geht es anders - wenn auch nicht besser - aus: "Eine Woche lang sind alle ganz aufgeregt, bis die Empörung wieder verebbt."
Es sind Vorfälle wie jener am 19. Februar in Rathenow, bei dem ein 15-Jähriger Jugendlicher mit dunkler Hautfarbe von zwei Rechtsextremisten beschimpft und mit Pfefferspray attackiert wurde. Oder der Angriff auf einen Jugendlichen aus der linksalternativen Szene in Blankenfelde am 25. März. Das Opfer soll von sechs Vermummten am Bahnhof geschlagen und auf die Gleise geworfen worden sein, wo die Täter auf ihn eingetreten hätten.
"Die Zahlen sind immer noch unerträglich hoch"
Die Zahlen von Polizei und den Vereinen gehen mitunter weit auseinander. So dokumentierten die Aktivisten im Jahr 2005 für Brandenburg 128 Übergriffe mit rechtsextremistischer Motivation, das Landeskriminalamt hingegen notierte nur 97 Fälle. Doch die Zählweisen, bei denen die Vereine auch Bedrohungen oder Nötigungen erfassen, ändern an der hohen Summe wenig.
Auch die Reaktionen des obersten märkischen Strafverfolgers beruhigen nicht. "Die Zahlen sind immer noch unerträglich hoch", so Rautenberg. Männer wie er kennen die Realität mit den täglichen "Kunden" und deren Akten. Von Zonen in Ostdeutschland, in denen Schwarze nicht auf die Straße gehen könnten, will er nichts hören. Vorfälle wie in Potsdam könnten überall in Brandenburg passieren.
Den Begriff Einzelfall benutzt er nicht.
© SPIEGEL ONLINE 2006
Optionen
Man darf es sagen, wie schlimm, bzw. mit vielen anderen Attributen und Beschimpfungen belegt, wohl die Naziköppe sind! Da ist wohl selbst der Staat, die Politik, die Justiz und letztlich hier ja auch nicht ganz unwichtig, die Mehrheit der Moderatoren hier, nicht unbedingt dagegen, eher im Gegenteil.
Keine Frage, rassistische Verhaltensweise haben keinen Platz in Deutschland, das gehört bestraft!
Aber sind in der Tat die jungen Glatzköppe die Verursache, die "Haupttreiber"?
Ist es nicht viel mehr so, dass sie eben in dieser Lage, in der sie sich wohl befinden, einfach eine Möglichkeit suchen, jemanden oder irgendwas für die eigene schlechte Lage und Perspektivlosikeit verantwortlich zu machen?
Es darf keine Entschuldigung für Gewalt oder Diskrimierung geben, doch die Ursachen, werden nur durch Strafen, und den "Aufschrei in der Gesellschaft" nicht bekämpft!
Genauso wie die jungen Ausländer sich, wie gesehen in der Berliner Schule, aufführen, dass es nicht hinnehmbar ist, gibt es für alles Gründe und Ursachen.
Den Intellekt, überhaupt zu begreifen, was Rassismus ist, was er anrichten kann, und welchen sinn oder Unsinn ihr Handeln hat, werden wohl die wenigstens dieser Glatzköppe haben.
Sie haben eine Gruppe, und Gemeinschaft, für die sich einsetzen, einbringen wollen...
Statt mal 100%ig dazu zu stehen, dass es aber auch gar keinen Grund für solche Gewalttaten gibt, fängst du jedes mal an, den Schuldigen entweder beim Staat oder gar den Umständen, die die "Ausländer" selbst verursacht haben, zu suchen. Am Ende arten dann solche Threads immer in eine Diskussion zum Thema "Ausländer und deren mangelnde Bereitschaft zur Intergration" aus. Wir kommen vom Thema Nazis zum Thema Ausländer. Das Opfer wird zum Täter gemacht, auch wenn du das nie so direkt ausdrückst, und möglicherweise auch gar nicht willst. Mittlerweile glaub ich aber nicht mehr an deine Gutmütigkeit und Aufklärungswillen.
Revanchismus schlimmster Sorte. Und das alles machst du unter dem Deckmantel der Aufklärung. Sorry, aber langsam hab ich dein Spiel durchschaut. Zwischendurch schleimst du dich immer mal wieder ein, aber an deiner ganzen Art und Weise merkt man erst, dass du gefährlicher bist, als bestimmte Hohlköpfe, die eh nichts gescheites zu sagen haben.
Grüße
Optionen
Auch ist nie das Opfer selber Schuld, auch nicht die Gruppe aller Ausländer, oder wie man es ausdrücken möchte.
Gar keine Frage, es ist nicht zu rechtfertigen was die Glatz-Hohl-köppe da machen.
Sconto, hat es doch so wunderbar auf den Punkt gebracht - "Haltlose" im Netz der Rattenfänger!
Die junx, müssen bestraft werden, und wo es möglich ist, auch alle, die irgendwie davon wusste oder es gutgeheissen haben. Ihnen muss klar gemacht werden, dass es einfach nicht gut, und gegen Gesetz und Ordnung verstösst.
Nur, dann haben wir, evtl. aber auch wirklich nur evtl. gerade bei diesen Verurteilten etwas erreicht. Bei den Kumpels wohl kaum und schon gar nicht bei neuen "nachwachsenden Haltlosen".
Das Netz, ist immer ausgelegt von den "Rattenfängern" und diese wird auch immer, und immer wieder geben.
Was dauerhaft nur Nutzen bringen kann, dieses Klima von Hass, Gewalt und Unverständnis zu kanalisieren, oder auch oftmals gar nicht erst aufkommen zu lassen, sind klare Änderungen in den jeweiligen Lebensumständen der Menschen!
Deshalb nochmals klar und deutlich!
Dieser Tat ist abscheulich. Einen Mensch mit derartigen Hass zu verfolgen, ihn fast tod zu schlagen, ist durch überhaupt nichts auch nur ansatzweise zu rechtfertigen!
Es ist eine feige kriminelle Tat. Dieser Mensch liegt im Komma, keiner weiss genau, ob er jemals wieder aufwacht und wie es ihm dann geht.
Hier muss klar eine harte Strafe ausgesprochen werden, wohl wegen versuchten Todschlags, oder Mordes und das auch noch mit niedrigsten Beweggründen.
Da kann es überhaupt auch nicht nur ansatzweise Verständnis geben!
________________________________-
Doch, und das war meine Aussage, was können wir tun, damit es von diesem Täter keine, oder zumindest weniger gibt?
Der Abschreckungsmoment von harten Strafe ist ohnehin umstritten, und ich meine hier ist der noch niedriger, wenn überhaupt da! Hass und Gewalt regiert in diesem Hohl-köppen, die lachen eher über die angedrohten Strafe, als sie es als Bedrohung empfinden.
Wenn einer aus Habgier, aus Eifersucht, oder was auch immer jemanden überfällt, so kann die Gesellschaft daran wohl insgesamt so ad hoc wenig ändern.
Aber hier, haben wir junge Menschen, die sich meinen zu Herrenmenschen, zu Überlegenden aufspielen zu können, und mit einer bestimmten Gruppe von menschen das machen zu können, was sie, für richtig halten.
Und wie kommt das ?
Doch bestimmt nicht, nur und unbedingt vom Elternhaus, oder von der Schule?
Da muss eben angesetzt werden, um von vornherein zu versuchen, zu verhindern, dass dieser unsinnige Rechtsradikalismuss, der mit Gewalttaten einher geht, gar nicht erst überhaupt nimmt. Und gerade bei diesen jungen Skinheads, ist es doch meist so einfach. Die werden doch erst, mangels anderer Ziele, Perspektiven, oder Ideale, von anderen dahingetrieben!
1. es ist noch nicht bewiesen, daß ein rassistischer Hintergrund besteht.
2. haben Politik und Medien schnell reagiert (da Weltmeisterschaft)
3. ist der 1. Mai abzuwarten, wieviel Gewalt gegen Personen und Sachen von (Linken?)-Chaoten ausgeführt werden.
4. wenn Polizisten fast zu Krüppeln geschlagen werden, ist kein Aufschrei zu hören.
So jetzt bitte die Nazi-Keule.
Die Strafe würde verhängt, wenn den Tatverdächtigen ein fremdenfeindliches Motiv und die Tötungsabsicht nachgewiesen würde, sagte der Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg, Erardo Rautenberg, am Freitag im Inforadio des RBB.
Bodybuilder mit Pieps-Stimme
Einer der beiden Verdächtigen gehört nach einem Zeitungsbericht zur rechten Szene. Die ?Bild?-Zeitung berichtete am Freitag ohne Nennung von Quellen, der Verdächtige sei Bodybuilder und habe häufig als Türsteher gearbeitet. Er sei der Polizei wegen Drogendelikten und Waffenhandels bekannt.
Der Festgenommene habe eine ungewöhnlich hohe Stimme. Freunde des Mannes hätten der Polizei gesagt, der 29-Jährige werde wegen seiner Stimme ?Piepsi? genannt, berichtete das Blatt weiter. Auch auf der Handymailbox ist eine hohe Stimme zu hören. Das Opfer, ein Deutscher afrikanischer Abstammung, hatte seine Frau vor den lebensgefährlichen Schlägen angerufen. Die auf der Mailbox aufgezeichneten Stimmen der Täter, die den Deutschen unter anderem als ?Nigger? beschimpften, hatte die Polizei veröffentlicht.
?Vernehmungen erbrachten noch nichts?
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagte, die Vernehmungen hätten ?bisher nichts erbracht?. Es lasse sich aber sagen, dass die beiden Männer ?bei den uns bekannten rechtsextremistischen Organisationen nicht aktiv waren", sagte der Politiker im Deutschlandradio Kultur. Man müsse sehen, ?wo es Verflechtungen gibt, die bisher nicht so bekannt waren?.
(it/dpa/Reuters) aus focus-Online
ironisch aber in münchen/köln und vielen anderen stätten ist das bild genau anderes herum. Sehr viel gewalt angeführt durch Türken.. wie in den letzten wochen bekannt geworden vorallem auch in den Schulen. Ich will damit nicht sagen das das dumpfe verhalten in ostdeutschland damit gerechtfertigt, die dummen sollten sich mit anderen klopen.. Mit mangelde integration hat das in München und Köln jedenfallls auch nie was zu tun gehabt - wenn Türkische kinder angehalten werden sich demensprechend aufzuführen!!! Es ist der selber Irrsinn... es ist gut das es in diesem Fall besonders laut wird! aber dann bitte auch denn rest in die Schranken weisen sonst wird ein zusammenleben nie möglich!
ich bin dafür das für jeden Afrikaner der bei uns angegriffen wird
10 neue einreisen dürfen (zum schutz des individums) und umgekehrt
bei jedem Türken mit mehr als 10 einträge in den Vorstraffen wird die ganze sippe ausgewiesen
denn diese betreiben gezielte politischegewalt...
Optionen
Also Sippenhaft kann es nie geben, wäre ja noch schöner die ganze "Sippe" wie Du es nennst, für die Verfehlungen eines einzelnen verantwortlich zu machen. Dann hätteste aber Millionen von Deutschen im Gefängnis.
Und warum sollen 10 neue Afrikaner kommen, weil einer geschlagen wird?
Nee, Gewalt ist Gewalt, Körperverletzung bleibt eine schwere Straftat, wohl noch schlimmer, wenn es aus dumpfer Ausländerfeindlichkeit passiert.
Aber, und da haste auch wieder Recht, viele junge Ausländer führen sich auch sehr schlecht auf. Und wenn sie Gewalttaten begehen, werden sie genauso verurteilt, hoffe ich zumindest.
Und Deine Vergleich, zumindest was Köln betrifft kann ich sehr wohl bestätigen. Ich weiss nicht warum und wieso, doch hat man überall dort das Gefühl, die "aus"-länder, werden wie "In"-länder behandelt, oder eben wie Gleiche oder Gleichen.
Jedenfalls ist bei mir immer der Eindruck erzeugt worden. Das ist richtig und gut so.
Das es dort besonders viel Gewalt von Migranten gegenüber Deutschen geben soll, weiss ich nicht.
Doch, wenn sich die jungen Leute, oder auch Kinder in den Schulen dermassen daneben benehmen, dann muss auch mit voller Härte durchgegriffen werden.
Es einfach auf eine mangelnde Integration zu schieben, wo die Politik oder wir alle Schuld dran haben, kann zu keinen Lösungen führen.
Egal, wie es nun stande kam, wir müssen jetzt damit leben!
Und da kann es nicht hingenommen werden, dass sich Menschen, egal ob nun Deutsche oder Migranten, dermassen daneben benehmen, dass sie die Lehrer und Mitschüler in Angst und Schrecken versetzen, und überhaupt auch ein normales Lernen unmöglich machen.
Dann muss eben, so kleinlich und hart es sich anhört, eben jede Bemerkung, jeder Schubs, direkt und unnachgiebig verfolgt und geahnet werden. Notfalls soweit, bis man zu "Besserungsanstalten" oder "Schwererziehbarenheime" oder wie das auch immer heisst, kommt. Die Schule muss ein Ort des Lernens sein, auch des Lernens wie man mit anderen Menschen umgeht, und wie man andere menschen toleriert und akzeptiert.
URL: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,412246,00.html
Rassistische Gewalt
"Sollen wir Bannmeilen um ostdeutsche Städte ziehen?"
Angst vor Gewalt gehört zum Alltag von ausländischen Studenten und Wissenschaftlern. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview erklärt Georg Schütte, Generalsekretär der Humboldt-Stiftung, wie sein Institut die Stipendiaten vor rassistischen Pöbeleien warnt und schützt.
SPIEGEL ONLINE: Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung fördert die internationale Kooperation in der Forschung und holt jedes Jahr rund 2000 Wissenschaftler aus aller Welt nach Deutschland. Herr Schütte, müssten Sie den Stipendiaten nicht von einem Aufenthalt in Ostdeutschland abraten?
Humboldt-StiftungGeneralsekretär Schütte: "Wir dürfen nicht zurückweichen" |
SPIEGEL ONLINE: Immerhin liegt in Potsdam Ermyas M., ein Deutscher äthiopischer Herkunft und Wissenschaftler am Leibniz-Instut, im Koma. Seit der Wende gab es mehr als 90 Mordopfer und allein 2005 rund 600 Gewalttaten gegen Ausländer in Ostdeutschland.
Schütte: Ich will den Übergriff in Potsdam nicht als Einzelfall abtun, jedes Opfer ist eines zu viel. Das ist moralisch die einzig richtige Antwort. Die Frage nach den Konsequenzen ist hingegen schwieriger.
SPIEGEL ONLINE: Sie könnten die Bewerber zumindest darüber aufklären, dass das Risiko von Gewalttaten in Halle für einen Afrikaner höher ist als in Heidelberg.
Schütte: Das sehe ich zwiespältig. Auf der einen Seite müssen wir unsere Stipendiaten schützen. Natürlich sind wir für sie verantwortlich. Andererseits wollen und brauchen alle Hochschulen, ob in West- oder Ostdeutschland, ausländische Wissenschaftler. Es kann doch nicht sein, dass die östlichen Bundesländer in der Forschung isoliert werden, weil es Rechtsradikalen gelingt, ein Klima der Unsicherheit zu schaffen. Die Mehrheit der Menschen in Ostdeutschland ist nicht fremdenfeindlich. Wir dürfen uns die erfolgreiche internationale Zusammenarbeit nicht zerstören lassen.
<!-- Vignette StoryServer 5.0 Sat Apr 22 10:18:05 2006 -->
|
SPIEGEL ONLINE: Gab es in der Vergangenheit bereits Überfälle auf Humboldt-Stipendiaten?
Schütte: Es gab zwei Übergriffe auf asiatische Studenten, das ist aber schon länger her. Eigentlich hatte sich die Probleme in den vergangenen fünf Jahren ja etwas entschärft. Nun macht der Überfall in Potsdam mit einem Schlag wieder das kaputt, was sich dort positiv entwickelt hatte. Zeitungen in aller Welt schreiben, dass Deutschland ausländerfeindlich ist.
SPIEGEL ONLINE: Liegen bereits Anfragen von Wissenschaftlern vor, die jetzt ihren Standort wechseln oder ihr Stipendium absagen möchten?
Schütte: Momentan nicht. Dennoch beschädigt jeder Überfall und jede Pöbelei das Ansehen Deutschlands. Im Ausland wird jede Tat aufmerksam beobachtet. Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, werden sich die besten Köpfe für andere Wissenschafts-Standorte entscheiden.
SPIEGEL ONLINE: Welche Vorkehrungen treffen Sie konkret, um die Humboldt-Stipendiaten vor Übergriffen zu schützen?
Schütte: Wir sind auf die Hilfe der Universitäten und Institute angewiesen, da sie die Bedingungen vor Ort besser kennen. Die neuen Kollegen klären unsere Stipendiaten über gefährliche Ecken auf. Das genügt in der Regel. Allerdings mussten in der Vergangenheit auch schon mal Notrufhandys ausgegeben werden, weil sich fremdenfeindliche Übergriffe häuften. Inzwischen haben wir in den ostdeutschen Städten internationale Gästehäuser aufgebaut, in denen sich die Wissenschaftler sicher fühlen können.
Das Interview führte Antonia Götsch
© SPIEGEL ONLINE 2006
Optionen
Kommentar: Süppchen kochen
Allein das Bundesfamilienministerium fördert Programme gegen Rechtsextremismus mit 19 Millionen Euro. Auch das erklärt, warum manche die Gewalttat von Potsdam so eilig der rechtsradikalen Szene zuordnen wollen: Damit sich der staatliche Geldsegen weiter über die rot-grünen Netzwerke ergießt, muss der Einzelfall zur berühmten ?Spitze des Eisberges? stilisiert werden. Wo so viel Gefahr ist, darf doch nicht nach der sinnhaften Verwendung von Steuergeldern gefragt werden.
Dass der brutale Überfall in Potsdam nicht für Rassismus, sondern für die Alltäglichkeit der Gewalt in Deutschland steht, passt natürlich auch nicht ins Klischee. Also wird Generalbundesanwalt Nehm - aus früheren Vorwürfen der Untätigkeit klug geworden - viel Energie aufwenden, um den Vorwurf ?überzogener Ermittlungen? (Innenminister Schönbohm) zu widerlegen.
So werden die üblichen Reflexe abgearbeitet - und jeder kocht sein Süppchen. Doch das eigentliche Thema wird in den ideologischen Mühlen zerrieben: Wie begegnen wir einer Respektlosigkeit, die nur zu oft in Brutalität mündet? Greift der Bundesanwalt auch ein, wenn Nicht-Deutsche Banden einen Deutschen halbtot prügeln? Oder wenn afrikanische Drogendealer brutal ihr Revier abstecken?
So viel Empörung wie in Potsdam wünschte man sich auch bei anderen Überfällen. Gewalt gehört entschieden geächtet. Dabei ist es zweitrangig, wer die Täter und wer die Opfer sind.
24.04.2006 00:00
Die Taz kann ja nicht gemeint sein. Da steht dieser Kommentar:
Schäuble und Schönbohm schaden dem Land
"Den törichtsten Vergleich stellte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf. Er kommentierte die rassistische Bluttat von Potsdam mit den Worten, auch Blonde würden Opfer von Gewalt. Sein Brandenburger Innenministerkollege und Parteifreund Jörg Schönbohm sorgt sich ganz offensichtlich einzig und allein um das Image seines Bundeslands. Dabei geht er sogar so weit, dem unabhängigen Chefermittler, Generalbundesanwalt Kay Nehm, die Kompetenz abzusprechen, und versucht, von oben in die Justiz hineinzuregieren. Und: Trotz aller Medienschelte zeitigen die unsäglichen Äußerungen der beiden Innenminister Wirkung.
Seit dem Wochenende wird in der Öffentlichkeit verstärkt der Verdacht geäußert, dass das Opfer von Potsdam womöglich selbst die Schuld trägt. Schließlich sei der 37-jährige Afrodeutsche angetrunken gewesen. Und vor dem Übergriff habe er sich mit einem Busfahrer gestritten, weil dieser ihm den Geldschein mit zu viel Kleingeld wechseln wollte. Zudem habe das Opfer die beiden Täter als "Schweine" beschimpft, bevor sie auf ihn eintraten. Hat die Öffentlichkeit wirklich zu schnell geurteilt? Ist den Verharmlosungen der beiden Innenminister womöglich Recht zu geben?
Mitnichten. Denn auch die neuen Mutmaßungen machen den Angriff von Potsdam nicht weniger verachtenswert. Seit wann darf sich ein Schwarzafrikaner nicht verbal wehren, wenn er als "Nigger" beschimpft wird? Seit wann rechtfertigt ein hoher Alkoholpegel einen Schädelbruch?
Dass nun aufgrund von vagen Mutmaßungen das Opfer zum Täter gemacht wird, zeigt: Selbst eine Woche nach dem Angriff scheint nicht angekommen zu sein, worum es wirklich geht. Potsdam war kein brutaler Einzelfall. Die Gefahr für farbige Menschen, Opfer eines rassistischen Angriffs zu werden, ist real. In ganz Deutschland. Die braune Seuche ist längst da.
Nicht der Generalbundesanwalt hat das Ansehen Brandenburgs oder der Republik beschädigt - all die Schäubles und Schönbohms mit ihrem unsäglichen Gerede schaden dem Land. Denn sie haben das Problem Rechtsextremismus immer noch nicht begriffen."
http://www.taz.de/pt/2006/04/24/a0001.1/text
Gruß BarCode
Optionen
... allerdings, geehrter kd bin ich der meinung, dass diese rechten schläger eine ganz andere qualität ins spiel bringen - diese aus der rechten ecke drohende gewalt ist kein unfall und keine ausnahme - sondern deren prinzip. ich bin nicht bereit das zu akzeptieren oder "eben mit diesen leuten leben zu müssen".
Optionen
Auch das ist zu verurteilen, und abzuurteilen, ob es was nützt, ist doch zu bezweifeln, aber hingenommen werden kann das auch nicht.
Wenn jedoch eine politische tendenziöse Richtung, wie jetzt hier wohl die Neonazis, oder bestimmte Skinheads, bewusst und dauerhaft Gewalt anwenden wollen , gegen bestimmte Leute, oder Gruppen, so ist sowas als sehr gefährlich einzuschätzen und da muss versucht werden, das im Keim zu ersticken.
Doch ist es so?
Gibt es da Gruppen, von Menschen die ganz klar zur Gewalt aufrufen?
Auch wird doch, wie schon hier sichtbar ist, alles zusamemn geworfen!
Rechts, rechtsradikal ist von vornherein schlecht und die sind Schläger, so auch hier von vielen die gängige Meinung!
Ich weiss ja nicht, wie die sich verständigen, ob es überhaupt da eine grobe gemeinsame Richtung gibt.
Doch meine ich, dass es, wie in anderen Staaten ja auch, u.a. Israel, Frankreich, Niederlande, demokratische Rechtsradikale gibt.
Rechtsradikal bedeutet eben nicht "radikal" in der Umsetzung der politischen Ziele, sondern eben konsequent die Meinung der eben als "rechts" eingeschätzen Einstellung zu vertreten!
Wohl nur, so meine Überlegung, ist "Rechts", "Rechtsradikal" "Skins" "Skinheads" alles Metaphern, für Ausländerfeindlichkeit einhergehend mit Gewalt.
Das dieses zumindest bei "Skins" und "Skinheads" nicht pauschal das Fall ist, das weiss ich aber ganz sicher, da gibt es auch völlig an Politik oder Ausländerferinlichkeit desinteressierte Personen, wie auch volle Demokraten und Grün-, SPD-, CDU- und xxWähler.