Neben großen US-Häusern scheinen besonders einzelne britische Banken von der Schieflage des US-Energieriesen Enron betroffen zu sein. Ingesamt werden Kreditvolumina von 16 Mrd USD genannt. Die Analysten von HSBC Trinkhaus & Burkhardt schätzen die Kreditengagements von Barclays auf 250 Mio GBP und von Royal Bank of Scotland (RBOS) auf 200 Mio GBP. Sie geben allerdings an, genaues wüssten sie dazu bisher noch nicht. Analysten anderer Häusern äußerten sich zu vwd noch zurückhaltender und wollten keine Einschätzungen abgeben. Das liegt anscheinend auch daran, dass einige Institute möglicherweise selbst betroffen sind und deshalb "mauern".
Die Analysten von HSBC Trinkaus bestätigen zunächst die Sektorgewichtung für die britischen Banken mit "Neutral" und stufen Lloyds TSB und Abbey National als "sicherste Wette" ein. Denn beide Institute hätten bestätigt, dass sie nicht bei Enron engagiert seien, sagen die HSBC-Analysten. Während sie Barclays trotz kurzfristig möglicher Verluste weiter mit "Add" einstufen, bleiben RBOS auf "Reduce" mit weiterem Abwärtsrisiko.
Laut Marktgerüchten sind aber angeblich auch noch andere europäische Banken stärker bei Enron involviert. Genannt werden als "die üblichen Verdächtigen" ABN Amro, CS Group, HSBC, die französischen Großbanken, aber auch von Deutscher Bank ist die Rede. Laut Analysten geben sich die einzelnen Banken jedoch bedeckt, so dass sich eine Einschätzung der Auswirkungen schwierig gestaltet. BNP Paribas bleibt nach einem Gespräch mit den Chefs der Risikomanagement-Abteilungen von ABN Barclays und Deutscher Bank bei ihrer "Outperform"-Einstufung für alle drei Institute. Inbesondere Deutsche Bank trage ein geringes Risiko.
Dieser Ansicht ist auch Heino Ruland von Steubing: "Die Deutsche Bank dürfte nur mininal involviert sein", sagte er. Allerdings gäben sich die Banken "äußerst zugeknöpft" mit Informationen. Etwas stärker betroffen sei ABN Amro, die allerdings mitgeteilt haben, sie hätten hauptsächlich Projekte von Enron finanziert, die wiederum weitgehend abgesichert seien. Den Löwenanteil der Kreditlast dürften sich ohnehin amerikanische Banken aufgeladen haben. Mit den starken Kursrückschlägen hatten bereits am Vortag Citigroup und JP Morgan, die Hauptgläubiger, reagiert. Enron selbst waren um 85 Prozent eingebrochen, nachdem der Fusionspartner Dynegy den Zusammenschluss aufgekündigt hatte. +++Susanne Jung
vwd/29.11.2001/sju/hru/reh
29. November 2001, 12:35
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