Streit um längere Frist für ausgeglichene Haushalte Der belgische Finanzminister Didier Reynders sieht eine Gefahr für den Stabilitätspakt, falls Deutschland, Frankreich und Italien im nächsten oder im übernächsten Jahr keine ausgeglichenen Haushalte erreichen. Dann wäre zudem das "legitime Vertrauen der Investoren und Verbraucher in die Entwicklung der Europäischen Union" in Gefahr, sagte Reynders einem belgischen Radiosender. "Wir wissen, dass es für Frankreich, Deutschland und sogar Italien praktisch unmöglich wird, 2004 nominell oder exakt einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen ", fügte Reynders hinzu. Neben Belgien kritisierten auch Österreich, die Niederlande und Spanien den Plan der EU-Kommission, die Defizitziele des Stabilitätspaktes zu verschieben. Auch die Bundesregierung erklärte, es gebe "keinen Grund, von dem Ziel" 2004 abzurücken. Unter Hinweis auf die schlechte Konjunktur hatte die Europäische Kommission am Dienstag den Staaten der Euro-Zone mehr Zeit zur Konsolidierung ihrer Haushalte eingeräumt. Die Staaten müssen laut Prodi nun erst im Jahr 2006 einen nahezu ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Prodi sieht in dieser Entscheidung keine Änderung des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts. "Die Haushaltslage ist besonders akut in vier Ländern, die ihre Finanzen in starker Expansion nicht konsolidieren konnten, in Frankreich, Deutschland, Italien und Portugal ", sagte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi. "Auf jeden Fall muss das Ziel bis spätestens 2006 erreicht werden", fügte er hinzu. Die Kommission passe sich mit der Entscheidung der "Realität des Moments" an. Ein Sprecher des niederländischen Finanzministeriums sagte, Länder wie die Niederlande, Spanien, Belgien, Österreich und Finnland hätten große Anstrengungen unternommen, um ihre Haushalte bis 2004 auszugleichen. Die Niederlande "äußerst kritisch und sehr unglücklich" und wollten die Entscheidung der Kommission nicht unterstützen.
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