2011 - Dow Jones bei 30.000 Punkten
Eine konzertierte Zins- und Steuerpolitik wird die US-Wirtschaft wieder flott machen, sagt Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer der SJB Investment-Beratung. Seine Empfehlung an Fondsinvestoren: Jetzt in US-Fonds einsteigen.
Es waren sechs kleine Schritte für Alan Greenspan, aber ein großer Schritt für die US-Wirtschaft. Die diesjährigen Zinssenkungen der Fed auf aktuell 3,75 Prozent werden wahrscheinlich zum Jahreswechsel an den Aktienmärkten Wirkung zeigen. Anders als befürchtet wird die US-Wirtschaft wohl weich landen. Sie wächst zwar behutsam, aber sie wächst.
"Noch nimmt sich die aktuelle Wachstumsrate von 1,5 Prozent bescheiden aus", sagt Gerd Bennewirtz, geschäftsführender Gesellschafter der 1989 gegründeten unabhängigen SJB Investment-Beratung. "Aber ab Herbst wird die umfangreichste Steuerentlastung der US-Geschichte anfangen zu greifen." Das Steuerpaket, das Ende Mai von US-Präsident Bush durch Senat und Repräsentantenhaus gebracht worden sei, werde die US-Bürger bis zum Jahr 2010 um insgesamt 1,35 Billionen US-Dollar entlasten, melde die Financial Times Deutschland. Bereits ab diesem August würden zuviel gezahlte Steuern zurück erstattet. Das US-Finanzamt werde dann 95 Millionen Schecks an die amerikanischen Haushalte verschicken und frisches Geld in die privaten Kassen spülen. Die Folge der konzertierten Zins- und Steuerpolitik: Das Angebot treffe wieder auf Liquidität, was in Amerika erfahrungsgemäß die Nachfrage ankurbeln werde, erläutert Bennewirtz. Die Unternehmen würden jetzt das günstige Zinsklima zu Umschuldungen nutzen und später bei zu erwartenden höheren Eigenkapitalrenditen wieder langfristige Investitionen tätigen.
Es gebe also Anzeichen, so Bennewirtz, dass sich die Stimmung an den US-Börsen aufhellen werde. Insbesondere bei den Technologiewerten gebe es aktuell gute Aktien mit einer günstigen Bewertung. Denn Technologietitel seien erfahrungsgemäß zinssensitiv. Weil die Unternehmen auf ihrem Wachstumsweg häufig frisches Geld benötigten, reagierten sie unmittelbar auf Zinsbewegungen. So befinde sich beispielsweise der Bereich E-Commerce am Ende einer Konsolidierungsphase. Die überlebenden Unternehmen würden heute in den klassischen Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis und Kurs-Buch-Verhältnis endlich realistisch bewertet, urteilt Bennewirtz. Weil sich das Ende der Marktbereinigung abzeichne und sich parallel dazu eine Nachfrage aufbaue, sei für das I. und II. Quartal 2002 ein stabiles Kurswachstum zu erwarten.
Es sei davon auszugehen, dass der Dow Jones, der Mitte Juli bei rund 10.380 Punkten gestanden habe, danach rasch zu seinem historischen Höchststand von 11.750 Punkten im letzten Jahr zurückfinden und neue Fahrt aufnehmen werde. Das gelte auch für den Nasdaq, betont Bennewirtz. Dieser sei zwar Mitte Juli mit rund 1.975 Punkten noch beträchtlich von seinem historischen Höchststand von 5.132 Punkten entfernt. Aber die Börsenhistorie zeige, dass es trotz des Wechsels von Baisse- und Hausse-Phasen im Durchschnitt nur eine Richtung gab: Nach oben. Bennewirtz: "In zehn Jahren wird der Dow Jones bei 30.000 Punkten stehen."
Bennewirtz empfiehlt Fondsinvestoren, die im Jahr 2000 Gewinne mitgenommen haben, die unterbewerteten Märkte und günstigen Fondspreise für antizyklische Käufe zu nutzen und jetzt wieder in den US-Markt zu investieren. Wer erst im Jahr 2000 eingestiegen sei, könne jetzt durch günstige Nachkäufe seinen durchschnittlichen Einstiegspreis lehrbuchmäßig senken. Dafür gebe es zwei Gründe: Zum einen sei der US-Markt der größte Aktienmarkt der Welt und solle allein deswegen in jedem Fondsdepot vertreten sein. Und zweitens sei eine konstante Anlagestrategie ein besserer Garant für eine schnelle Kompensation als Hin-und-Her-Strategien.
So zeige eine Studie von Fidelity aus dem März 2001, dass die Gewinne am Aktienmarkt nur an wenigen, außergewöhnlich starken Börsentagen gemacht würden, erläutert Bennewirtz. Wer beispielsweise in den 13 Jahren zwischen Ende 1987 und Ende 2000 in den 30 Dax-Titeln permanent voll investiert gewesen sei, habe eine Rendite von 15,4% erzielen können. Wer aber in dieser gesamten Zeit die besten 40 Tage - nur 3 Tage pro Jahr! - verpasst habe, erreiche nur noch 1,6%. Dabei seien die stärksten Anstiege des Marktes laut Fidelity oft unmittelbar nach drastischen Abstürzen zu beobachten. Also genau dann, wenn zyklische Anleger gerade aus dem Markt ausgestiegen seien. Das Fazit von Bennewirtz: "Wer Timing-Poker spielt, verliert."
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