Montag, 23.05.2011, 10:59 Ende des klassischen Parketthandels
Ab jetzt haben die Computer an der größten deutschen Börse das Sagen. Nach 426 Jahren endet in Frankfurt der klassische Parketthandel. Ab 23. Mai wird der gesamte Handel an der Frankfurter Börse über das elektronische System Xetra gesteuert. Einbezogen sind auch alle Papiere, deren Preise bisher noch von Börsenmaklern festgelegt wurden, wie die Deutsche Börse in Frankfurt am Main mitteilte. Von der Neuerung betroffen seien insgesamt 38 000 Wertpapiere, darunter vor allem Aktien und Anleihen. Insgesamt gingen auf dem Parkett zuletzt noch sieben bis acht Prozent des Börsenhandels vonstatten, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse. ?Xetra kommt auf einen Wert von über 90 Prozent.? Das im Jahr 1997 eingeführte elektronische Handelssystem sei ?ein bewährtes System?, begründet der Börsen-Sprecher den nun erfolgenden Komplett-Umstieg auf Xetra. Auch sei es wesentlich internationaler aufgestellt als das bisher beim Parketthandel benutzte System.
Spezialisten bleiben im Handelssaal Der Übergang auf den elektronischen Handel bedeutet allerdings nicht, dass das Parkett am Frankfurter Börsenplatz fortan verwaisen wird. Die Akteure im Handelssaal bleiben, wenn auch mit veränderten Aufgaben und einem neuen Namen. Bisher hießen sie ?Skontroführer? und hatten die Preise für Wertpapiere festzulegen. Nun nennen sie sich ?Spezialisten? und sind dazu da, die Computer zu überwachen, die fortan selbständig die Preise machen.
Die Spezialisten haben laut dem Frankfurter Institut dabei eine Präsenzpflicht auf dem Parkett, genauso wie zuvor, als sie noch Skontroführer waren. ?An den Bildern im Börsenfernsehen wird sich rein gar nichts ändern?, versicherte deshalb Rainer Riess von der Deutschen Börse in der ?Börsenzeitung?. Für den Anleger bedeutet die Umstellung vor allem eine neue Bezahlstruktur. Die Maklercourtage fällt weg. Dafür erhalten die Spezialisten anders berechnete Entgelte. Wie sich dadurch die Kosten für die Kunden verändern, ist laut Deutscher Börse noch nicht absehbar. Das hänge von den Banken ab, die die Gebührenstruktur für ihre Anleger individuell gestalteten.
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