Kurssturz bei eigener Hedgefondsgesellschaft
Florian Homm ist ein Medienliebling. Genau wie Markus Frick inszeniert sich Homm selbst. Beide nutzen öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Geschäfte. Während das Leben des Bäckers keinen Stoff für einen Bestseller liefert, könnte Homm auf Filmrechte hoffen.
Venezuela 2006: Schüsse werden auf ihn abgefeuert. Er hat es letztlich überstanden. Szenenwechsel, März 2007: Der ehemalige Basketballer, Florian Homm, steht im Scheinwerferlicht. Verschiedenste Medienvertreter halten gerne ein Mikrofon in seine Richtung, und das kommt Homm entgegen. Denn Florian Homm ist ein selbsterklärter Trouble Maker.
Zuletzt wurde es ruhig um Florian Homm, der vor wenigen Wochen spurlos verschwand. Seit Tagen fehlt jegliche Erklärung seines Verhaltens, und das machte viele Anleger und Aktionäre nervös. Die Aktien seiner Fondsgesellschaft verloren innerhalb von zwei Monaten vom Hoch bis zu 90 Prozent an Wert. Dieser Kurseinbruch ist rekordverdächtig. Was ist passiert? Spekulationen über die Motive für das Verschwinden von Homm entstanden: Er soll den Kurs mit Absicht drücken wollen, um seine geschiedene Frau zu schädigen. Andere vermuten ökonomischen Harakiri. Die seriöse Wirtschaftspresse sieht "Meinungsverschiedenheiten zur Investmentstrategie" als Ursache für den Abgang von Homm an.
>> Fonds illiquide
In den letzten Wochen passierte etwas völlig Unerwartetes: Florian Homm verkaufte einen Großteil seiner Geschäftsanteile an seinen Nachfolger als CIO, Andreas Rialas. Homms ehemalige Gesellschaft, Absolute Capital Management Holdings (ACM), verlor nicht nur ihren Co-CIO, sondern auch ihr Gesicht im deutschen Markt. Als direkte Folge des Personalwechsels flossen binnen weniger Tage 100 Millionen US-Dollar aus den Fonds ab. Das sorgte für Unruhe.
ACM reagierte mit einer Überprüfung der Investmentportfolios. Dabei kam laut einer Pressemitteilung der Gesellschaft heraus, dass sieben der acht betriebenen Investmentfonds illiquide Werte im Portfolio haben. Alleine bei den Aktienfonds sieht die Gesellschaft Assets im Wert von 440 bis 530 US-Dollar als kurzfristig nicht verwertbar an. Die Gesellschaft reagierte mit einer Notmaßnahme: Anteile an den Fonds können zurzeit nicht mehr zurückgegeben werden, da die Berechnung des Net Asset Value (NAV) von der Gesellschaft nicht mehr vorgenommen wird.
>> Ruhe nach dem Sturm?
Die Situation ist für die Fondsgesellschaft ACM weniger dramatisch als es zunächst schien. Das Aussetzen der Rückgabe von Fondsanteilen ist in solch einer Situation ein probates Mittel, dass Anleger bereits von Offenen Immobilienfonds kennen. Diese sind inzwischen in großen Teilen zu Geldmarktfonds geworden, da die Branche mögliche Abflüsse durch höhere Liquiditätsraten kompensieren will. Ein Instrument, dass ACM offenbar nicht genutzt hat.
Die Gesellschaft versucht gegenzusteuern: Seit einer Woche produziert ACM im Tagesrhythmus neue Pressemitteilungen und hält Online-Konferenzen ab, um Investoren zu beruhigen. Schon wird spekuliert, ob Homm, der noch etwa vier Prozent an ACM hält, vielleicht wieder zurückkommt.
>> Rein ist einfacher als raus
Zu Homms Strategie gehörte der Kauf von Micro Caps, also gering kapitalisierten Gesellschaften, die oft nur geringe Handelsumsätze vorweisen. Bei kleinen Aktienwerten erzielte ein Florian Homm durch sein Mediengepolter Aufmerksamkeit und fand Nachahmer für seine Strategie. Dadurch ist natürlich auf dem Papier gelegentlich ein schneller Gewinn erzielbar gewesen. Diese methodische Herangehensweise von Florian Homm erinnert an den Bäcker Markus Frick, der ebenfalls Kleinstwerte zu Höhenflügen treibt.
Viel schwieriger als der Einstieg ist für einen Hedgefonds bei kleinen Börsenwerten allerdings der Ausstieg ? ein Effekt, den ACM jetzt wegen des Ausstiegs von Homm am eigenen Kursverlauf erfährt. Ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet eine Hedgefondsgesellschaft solch einen Kurseinbruch erleben darf.
Anleger warten unterdessen gespannt, wann und wo Florian Homm in der Öffentlichkeit wieder auftaucht. Noch ist nicht klar, warum Homm wirklich verschwunden ist. Es wäre jedoch eine Überraschung, wenn Florian Homm gänzlich lautlos abtreten würde. -------- von Thorsten Cmiel Thorsten Cmiel ist freier Wirtschaftsjournalist in Köln. http://www.yeald.de/Yeald/a/80681/...ener_hedgefondsgesellschaft.html
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