News - 29.08.06 15:19 Ein Flughafen ganz ohne Flugzeuge
Siemens hat im mittelfränkischen Fürth einen Test-Airport aufgebaut. Mitten auf der grünen Wiese zeigt der Konzern, was rund ums Flugzeug alles bietet. Das Interesse der Kunden ist groß.
FÜRTH. Donnerstag, 10. August, nachmittags um halb drei. Vor den Lufthansa-Schaltern am New Yorker Flughafen Newark stehen die Menschen in einer langen Schlange. Die Leute sind verunsichert. Seit Stunden laufen die Bilder der englischen Polizei über die Fernseher. Die Ermittler haben gerade eine Bande mutmaßlicher Flugzeugattentäter festgenommen.
Die Menschen am Check-in haben viele Fragen. Manche sind ängstlich, doch die meisten Gespräche drehen sich um praktische Dinge. Es gibt Gerüchte, dass es verboten wurde, Handgepäck mit in die Kabine zu nehmen. Nun wollen die Reisenden wissen, ob sie ihr Notebook überhaupt aufgeben können. Oder ob die Handtaschen in den Mühlen der Gepäckanlage kaputt gehen. Und sie fragen sich, wie das aufgegebene Gepäck kontrolliert wird.
Szenenwechsel: Einige tausend Kilometer entfernt rattert eine Gepäckförderanlage in einer Industriehalle in Fürth-Bislohe. Flugzeuge sind nicht zu sehen, auch keine Start- und Landebahn. Trotzdem rumpelt eine Tasche nach der anderen über die Gleise. Zwischen Wiesen und Feldern hat Siemens einen Mini-Flughafen aufgebaut. Mit Parkleitsystem, Check-in-Schaltern, Sicherheitsschleuse und einer riesigen Gepäckförderanlage. Nach Frankfurt und München ist es laut Siemens die "drittkomplexeste" Anlage in Deutschland.
In seinem Airport-Center zeigt der Konzern, was er rund ums Flugzeug alles bietet. Zudem testen die Ingenieure hier neue Anlagen. Das Interesse der Kunden ist groß: Seit das Zentrum im Dezember eröffnet wurde, sind 3 100 Flughafen-Manager und Techniker aus der ganzen Welt gekommen. Hier würden auch die Fluggäste in New York eine Antwort auf ihre Fragen bekommen.
Das Forschungszentrum ist freilich vor allem für Flughafenbetreiber gedacht. Derzeit stehen dutzende Projekte an. Sicherheit spielt dabei eine besondere Rolle. "Vor allem in Amerika rüsten viele Flughäfen auf. Sie kaufen Anlagen, um künftig jedes einzelne Gepäckstück kontrollieren zu können", sagt Franz-Ferdinand Friese vom Siemens-Bereich I&S, der das Center betreibt. Denn noch immer gibt es Airports, in denen nur ein Teil der Koffer und Taschen unter die Lupe genommen wird. Doch der Druck auf die Betreiber steigt, weil die Politik stärkere Sicherheitsmaßnahmen fordert.
"Drücken Sie ihren Finger auf die Glasplatte", fordert Friese sein Gegenüber auf. Ein Fingerabdruck beim Einchecken? Siemens hat ein System entwickelt, das die Bordkarte untrennbar mit der Person verbindet, die am Schalter eingecheckt hat. Denn später am Gate, vor dem Einstieg ins Flugzeug, ist wieder der Fingerabdruck gefragt. Nur wenn der Abdruck vom Einchecken mit den Daten auf der Bordkarte übereinstimmen, öffnet sich die Schranke.
Was Siemens in Fürth an Sicherheitstechnik vorführt, sind keine Zukunftsvisionen. Angesichts der Terrorgefahren sind die Siemens-Strategen überzeugt, dass der Markt wachsen wird. So ist es kein Wunder, dass sich auch die Konkurrenz auf das Thema stürzt. General Electric hat aus dem Geschäft mit Sicherheitsanwendungen wie der Videoüberwachung oder der Sprengstoffsuche eine eigene Sparte gemacht.
Siemens sieht sich als Intergrator solcher Technologien in komplexe Abläufe. Das Gewirr an Gepäckbändern, das die Fluggäste nie zu Gesicht bekommen und das ein bisschen aussieht wie eine Achterbahn, ist eine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Da müssen Kofferscanner so in den Ablauf eingebunden werden, dass der Betrieb auch dann nicht stockt, wenn auf einmal zusätzlich noch das Handgepäck in den Laderaum muss. Mit 1,1 Mrd. Euro Umsatz betrachtet sich Siemens als weltgrößten Anbieter von Flughafentechnik.
Wer die Anlage in Fürth gesehen hat, der weiß: Notebooks lassen sich in den Wannen einer Gepäckanlage befördern. Nur: Wie die Männer, die das Gepäck ins Flugzeug einladen, mit den zerbrechlichen Gütern umgehen, ist eine ganz andere Frage.
Quelle: Handelsblatt.com
News druckenName Aktuell Diff.% Börse SIEMENS AG NAMENS-AKTIEN O.N. 66,02 -0,12% XETRA
ACAd Siemens kaufen - EURO am Sonntag 28.08.06 ho Siemens verteilt die Mitarbeiter der . 27.08.06 ACAd Siemens "buy" - WestLB 25.08.06 ACNd Siemens und Nokia: Neues Joint Ve. 25.08.06 ACAd Siemens kaufen - Independent Rese. 25.08.06
Vielleicht sollte man sich eine Siemens zu aktuellen Kursen mal anschauen, muß ehrlich gestehen das ich diesen Wert in der letzten Zeit etwas vernachläßigt habe. Was denkt ihr?
|