Konzept für Abgeltungssteuer steht in Grundzügen
Die Bundesregierung hat ihr Konzept für eine Abgeltungssteuer auf Zinserträge sowie Maßnahmen zur Rückführung von Steuerfluchtgeldern dem Ausland offenbar ausgearbeitet. Das Echo ist positiv.
Finanz-Staatssekretär Karl Diller sagte am Montag in Berlin, das Konzept stehe in Eckpunkten. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) werde das Konzept wahrscheinlich in den nächsten Tagen erläutern. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Joachim Poß sagte, nach allem, was er wisse, sei von einem 25-prozentigen Satz für die Abgeltungssteuer auszugehen.
Bundeskanzler Schröder bestätigte in einem Namensbeitrag für das "Handelsblatt" Überlegungen zur Einführung einer Abgeltungssteuer wie über Maßnahmen zur Rückführung von Auslandvermögen deutscher Anleger. Einige Details des Regierungskonzepts sind nach Koalitionsangaben noch offen. Mit dem Konzept könnte auch der SPD-interne Streit über die Vermögensteuer beigelegt werden. Die SPD-Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück, hatten bereits signalisiert, sie würden von ihrer Forderung nach einer Vermögensteuer Abstand nehmen, wenn sie das Konzept der Abgeltungssteuer überzeuge.
Ohne Kontrollmitteilungen geht es nicht
Finanzminister Hans Eichel (SPD) hatte seine Vorstellungen zur Abgeltungssteuer und zur Amnestie für Steuerflüchtlinge am Sonntagabend vor Finanzpolitikern und Länderfinanzministern der Koalition erläutert. Mit Hinweis auf dieses Gespräch sagte der stellvertretende SPD-Bundestagsfraktionschef Poß: "Ich glaube, dass das Konzept insgesamt überzeugender ist, als das, was öffentlich bekannt wurde." Es könne einen Beitrag dazu leisten, dass innerhalb Europas eine Besteuerungslücke geschlossen werde. Der europäische Zusammenhang sei bei dem Konzept wichtig.
Niedersachsens Finanzminister Heinrich Aller (SPD) nannte die Kontrollmitteilungen, die insbesondere von den Banken abgelehnt werden, "richtig und unverzichtbar". Sein Berliner Kollege Thilo Sarrazin sagte, Kontrollmitteilungen werde es auf alle Fälle geben. Sarrazin wie auch Aller sagten übereinstimmend, das von Eichel erläuterte Konzept gehe in die richtige Richtung.
Vermögenssteuer: Simonis gibt die Eiserne Lady
Die rot-grünen Pläne sind bei Ländern, Opposition und der Finanzwirtschaft auf breite Zustimmung gestoßen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) begrüßte die erwogene Abgeltungssteuer mit einem einheitlichen Steuersatz von 25 Prozent. Allerdings müsse dies mit einer Senkung des Spitzensteuersatzes einhergehen, sagte Koch am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen". Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nannte die Pläne in derselben Sendung einen "guten Schritt in die richtige Richtung".
Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) stimmt einer pauschalen Abgeltungsteuer zu, will aber an ihren Plänen für eine Vermögensteuer festhalten. "Für mich sind das zwei Paar Stiefel", sagte Simonis dem "Flensburger Tagblatt". "Zwar würde die Abgeltungssteuer helfen, die Staatseinnahmen zu stabilisieren, und sie wäre vor allem für Personen mit hohem Einkommen interessant. Aber sie ist keine Ländersteuer." Die Gewerkschaften IG Metall und Verdi beharren ebenfalls auf einer Neuauflage der Vermögensteuer.
Banken loben politische Entscheidung
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, Christoph Pleister, nannte die neuen rot-grünen Steuerpläne eine "politisch mutige Entscheidung". Die Finanzwirtschaft im In- und Ausland gebe der Bundesregierung dafür einen "großen Pluspunkt", sagte der Banker bei "Sabine Christiansen". Dies bedeute einen "Vertrauensschub" für die deutsche Finanzpolitik.
Ralph Solveen von der Commerzbank und Ulrich Beckamann von der Deutschen Bank äußerten zugleich aber Zweifel am Sinn von Kontrollmitteilungen. "Ein wenig unverständlich scheint mir aber, dass es zugleich auch Kontrollmitteilungen geben soll - die wären dann doch eigentlich überflüssig", sagte Solveen. Es sei im Übrigen schwer zu schätzen wie viele Milliarden aus dem Ausland zurück flössen.
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