dass er steigt, macht meiner Meinung nach durchaus Sinn. Die Geschwindigkeit macht mir Sorgen. Da spielt es auch keine Rolle "von wo wir kommen". Wenn du mal hochrechnest, dann bist du auf Jahresfrist bei Änderungen jenseits der 30%. Und das deutet ganz stark auf Spekulationsgeschäfte im großen Stil hin. DAS beunruhigt mich, weil damit wieder Fundamentaldaten ignoriert werden bei der Jagd auf das schnelle Geld, womit die Nachhaltigkeit des Anstiegs schwer in Frage steht (dann dreht sich der Wind und schon gehts in derselben Geschwindigkeit in die andere Richtung).
Wie ich vor einiger Zeit mal gepostet habe, würde ich persönlich den fairen Wechselkurs auch bei ca. 1.40 sehen (+/- 0.10)
Und was die Schweizer Wirtschaft angeht: Ich denke, dass von beiden Seiten ziemlich an der Propagandaschraube gedreht wird. Einerseits teile ich die Sorgen aufgrund der Deindustrialisierung der Schweiz. Ein ausschließliches Angebot von Dienstleistungen kann auf Dauer nicht funktionieren. Das läuft auf etwas ähnliches hinaus, das ich letztens mal gehört habe: Henry Ford II und Walter Reuther, der damalige Vorsitzenden der Auto-Gewerkschaft gehen in den 40igern durch eine neue, moderne Fabrik und Ford sagt scherzhaft zu Reuther: "Hey Walter, wie bringst du diese Roboter dazu, Gewerkschaftsbeiträge zu zahlen?" Und Reuther schießt zurück: "Hey Henry, wie bringst du sie dazu, Autos zu kaufen?" Auf dasselbe läuft eine reine Dienstleistungsgesellschaft hinaus - wenn niemand produziert, dann wird auch niemand eine Dienstleistung erwerben können. Neben den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen hängt über allem in der Schweiz auch immer das Damoklesschwert der direkten Demokratie, durch die in der Vergangenheit doch einige ziemlich wirtschaftlich nachteilige politische Entscheidungen umgesetzt wurden. Wobei man sagen muss, dass der gesunde Menschenverstand in den meisten Fällen am Ende doch gesiegt hat. Direkte Demokratie kann Chance oder Fluch sein, je nachdem wie man sie gebraucht. Hinzu kommt, dass alle Kennzahlen darauf hindeuten, dass die Schweiz mit gröberen wirtschaftlichen Problemen kämpft (seit geraumer Zeit eine Deflation, selbst wenn man die Ölpreise rausrechnet, eine relativ schwach wachsende Wirtschaft, wachsende Arbeitslosenzahlen, ...)
Andererseits steht es um die Schweizer Wirtschaft auch sicher nicht so düster, wie in den 90igern des letzten Jh. In der Schweiz gibt es eine beispielhaft reduzierte Bürokratie. Hervorzuheben ist auch, dass Schweizer Firmen in der Tat sehr innovativ sind (weltführend) und entsprechend immer noch ein sehr hohes Wertschöpfungspotential haben. Allerdings doch nicht so hoch, wie es der aktuelle Stand des Franken vorgaukelt. Und auf die oben angeführten schwachen Wirtschaftskennzahlen muss man immer in Relation zum Rest der Welt sehen: ja, in der Schweiz herrscht Deflation. Aber auch andere Länder kämpfen mit einer sehr niedrigen Inflation. Ja, die schweizer Wirtschaft schwächelt - aber auch andere Wirtschaften in der Welt schwächeln und das noch viel stärker. Ja, die Arbeitslosenzahlen steigen. Aber erstens steigen sie verhältnismäßig langsam - man schaue zum Vergleich nur mal nach Österreich!!! - und zweitens sind sie immer noch auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau. Über solche Zahlen würden die meisten Staaten der Welt jubeln. Außerdem muss man neidlos anerkennen, dass die öffentliche Hand in der Schweiz verhältnismäßig gering verschuldet ist.
Dieser letzte Punkt ist sehr wichtig, aber auch sehr fragil. Man schauen nur einmal nach Irland und Zypern, welche durch die dortigen Bankencrash mit in den Abgrund gezogen wurde. Das (zu?) liberale Klima in der Schweiz erhöht das Risiko erheblich, dass "systemrelevante" (was ist das eigentlich???) Banken durch einen Crash den ganzen Staat in die Krise ziehen können. Ich denke, dass die Schweiz da deutlich mehr tun muss, damit diese Gefahr nicht zur Realität wird, vor allem bei der Bedeutung des Bankensektors für die Schweiz.
LokivonAsgard
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