Wirtschaftsblatt
1/2011
Kompetenz auf der Schiene
Es sind die Herausforderungen, die kreative Köpfe zu Hochleistungen motivieren. Diese Erkenntnis prägt das Arbeiten bei Windhoff in Rheine, denn die Sonderschienenfahrzeuge und Bahntechnikanlagen, die das Unternehmen in viele Teile der Welt liefert, sind meist Unikate.
Die Mannschaft von Windhoff produziert Einzellösungen. Mit 223 Frauen und Männern werden am Firmensitz im Münsterland besondere Produkte entwickelt und konstruiert. Zum Einsatz kommen sie beim Bau und der Instandhaltung von Gleisanlagen und Oberleitungen, sie übernehmen besondere Cargo- und Rangieraufgaben oder sind bei Lösch- und Rettungseinsätzen anwendbar. "In unserer vielfältigen Nische sind wir der Technologieführer", erklärt Manfred Schmitz, der gemeinsam mit Georg Vennemann die Geschäfte führt. Zum Windhoff-Portfolio gehört auch der Bereich Bahn- und Industrietechnik. Erst im vergangenen Herbst hat das Segment ein neues Bahndepot im algerischen Caroubier mit einer Unterflur-Hebeanlage ausgestattet. Zum Auftrag zählten auch schienenverfahrbare Hebebocksätze, ein Drehgestell-Prüfstand und ein Zwei-Wege-Rangierfahrzeug. "Wir haben uns in der internationalen Bahnindustrie als Generalausrüster für alle Werkstattbereiche profiliert", beschreibt Schmitz die Position des Traditionsunternehmens, das seit 2002 zur Sparte Anlagenbau der Unternehmensgruppe Georgsmarienhütte gehört. Für die Industrie liefert Windhoff Schrottkorbfähren, Pfannentransporter, Torpedopfannenwagen und Rangierfahrzeuge.
Auf allen Gleisen vertreten Schienenfahrzeuge aus Rheine sind weltweit im Einsatz. Sie fahren auf Bahnstrecken, auf Straßenbahnschienen, in U-Bahn-Tunneln, auf Werksgeländen oder in trimodalen Verladeterminals. Windhoff liefert beispielsweise Instandhaltungsfahrzeuge in die Niederlande, Lösch- und Rettungszüge für die Schweizerischen Bundesbahnen und Oberleitungswartungsfahrzeuge für eine über 300 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke in Taiwan. "Jedes Fahrzeug wird auftragsbezogen gefertigt", beschreibt Georg Vennemann das Geschäftsprinzp. Die Firma arbeitet mit rund 6.000 Zulieferern zusammen. Schon wegen der unterschiedlichen Gesetze und Betriebsverordnungen kann man keine Standardprodukte anbieten. Aktuell bilden 45 Ingenieure und Techniker die Denkfabrik der Technologieschmiede. Um die Forderung der Märkte nach flexibleren Lösungen erfüllen zu können, haben sie in den zurückliegenden Jahren ein modulares Produktsystem entwickelt. Die neue Technik flexibilisiert den Einsatz der Fahrzeuge und erhöht ihre Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Auf- und Anbauten wie Container, Krane, Arbeitsbühnen, Schneeräumer oder Tanks können sicher und schnell gewechselt werden, was die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweitert. Die modulare Technik bietet Windhoff mittlerweile auch für Zweiwegefahrzeuge, die auf der Straße und auf Gleisen bewegt werden können. Auf Basis leistungsstarker zwei-, drei- und vierachsiger Marken-LKW kann Windhoff eine neue Generation multifunktioneller Fahrzeuge anbieten, die jeder Aufgabe im Gleisumfeld gewachsen sind.
Sondermaschinenbau trifft Bahn Die Zukunftsaussichten in der globalen Bahnindustrie sind rosig. Marktanalysten rechnen auch in den kommenden Jahren mit stetigem Wachstum. Bei Windhoff sorgen die Prognosen zukünftig für zusätzlichen Personalbedarf.
F: Herr Schmitz, welche Kompetenzen brauchen Sie? A: Um weiter wachsen zu können, wollen wir unsere Entwicklungsabteilung personell nachhaltig stärken. Wir suchen dafür erfahrene Ingenieure aus den Bereichen Schienenfahrzeugtechnik, Antriebs- und Elektrotechnik sowie Anlagen- und Maschinenbau. Zudem halten wir die Ausbildungskapazitäten auf hohem Niveau. Aktuell lernen bei uns 25 junge Männer und Frauen.
F: Was können Sie den hellen Köpfen offerieren? A: Die Marke Windhoff steht für eine breitgefächerte Palette technologisch anspruchsvoller Produkte aus den Bereichen Schienenfahrzeuge sowie Bahn- und Industrietechnik. Als technologischer Schrittmacher einer Branche bieten wir spannende Aufgaben für Männer und Frauen mit Ideen. Bei uns können sie an der Zukunft des spezialisierten Schienenverkehrs mitwirken.
F: Welche neuen Herausforderungen kommen auf Windhoff zu? A: Die Innovationszyklen in der internationalen Bahnindustrie werden immer kürzer. Vor allem in den Wachstumsmärkten in Südamerika und Asien entstehen neue Bahninfrastrukturen. Deswegen professionalisieren wir unser Veränderungsmanagement. Wir entwickeln neue Modulvarianten für unsere Basisfahrzeuge und steigern deren Wirtschaftlichkeit und Multifunktionalität. Wir wollen zudem auch immer internationaler werden und erweitern unsere flankierenden Beratungs- und Serviceangebote.
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