hier mal paar Infos über Ish, die jetzt für 2Mrd verkauft werden soll.
Dagegen ist Primacom mit ihren Schulden und der aktuellen MCap ein wahres Schnäppchen!
Kabelnetzbetreiber Ish will in vier Jahren Gewinn machen Kunden nehmen digitale Angebote nur zaghaft an - Anbieter steht nach gescheiterter Übernahme weiter zum Verkauf von Lutz Frühbrodt
Köln - Der nordrhein-westfälische TV-Kabelnetzbetreiber Ish sieht sich durch das Scheitern der Fusion mit dem Marktführer Kabel Deutschland GmbH (KDG) und zwei weiteren Anbietern nicht geschädigt. "Wir sind ungeschoren davongekommen", sagt Ish-Chef Jim Bonsall, "denn wir haben unsere Strategie der Digitalisierung auch während des Kartellverfahrens fortgesetzt und konnten unsere Ertragskraft im laufenden Jahr um 20 Prozent steigern."
Während Ish frühzeitig die Digitalisierung seiner Netze startete und damit neue Fernsehprogramme sowie schnelle Internetanschlüsse anbot, verfolgt Marktführer KDG hier eine eher zurückhaltende Linie. Vor drei Wochen untersagte das Bundeskartellamt die Fusion in Höhe von 2,7 Mrd. Euro.
Bonsall unterlegt die "finanzielle Gesundheit" der vor einigen Jahren noch stark kriselnden Ish mit Zahlen: So werde das Kölner Unternehmen im Geschäftsjahr 2004 voraussichtlich einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 180 Mio. Euro erzielen. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig und wird sich bei 400 Mio. Euro einpendeln. Die Schulden wurden innerhalb von zwei Jahren von 875 Mio. Euro auf 633 Mio. Euro gedrückt. "Den Nettoverlust werden wir in diesem Jahr wahrscheinlich auf 45 Mio. Euro halbieren können", sagt Bonsall. Es werde allerdings noch vier Jahre dauern, bis Ish unter dem Strich schwarze Zahlen schreibe, denn es fielen bis dahin enorm hohe Abschreibungen auf das Netz an.
Die guten Zahlen resultieren in erster Linie aus einer strikten Kostenkontrolle. Trotz der Netzaufrüstung, in die Ish bis zu 35 Mio. Euro pro Jahr investiert, läuft das Geschäft mit neuen Produkten nur langsam an: Innerhalb knapp eines Jahres hat das Kölner Unternehmen 32 000 digitale Programmpakete verkauft, zum Großteil fremdsprachige Programme wie "LigTV", das Spiele der türkischen Fußball-Liga überträgt. 13 000 Kunden haben einen schnellen Internet-Anschluß gebucht. Insgesamt könnten über eine Millionen Haushalte in NRW derzeit digitalisiert werden.
Für das kommende Jahr rechnet Ish mit insgesamt rund 25 000 Internet-Abonnenten. Diese sollen dann auch verbesserte Angebote bekommen, um über das Netz telefonieren zu können. Bei den digitalen TV-Paketen hält Bonsall für 2005 einen Kundenstamm von 40 000 bis 60 000 für befriedigend. Zu deutlich höheren Zahlen würde es erst kommen, wenn alle Sender, die über den analogen Anschluß zu empfangen seien, sich bereit zeigten, auch digital ausgestrahlt zu werden. Sender wie RTL sträuben sich, weil sie in Folge erhöhter Programmvielfalt einem härteren Wettbewerb ausgesetzt wären. Bonsall erwartet jedoch spätestens 2006 eine Einigung.
Ish gehört derzeit einem Konsortium aus über 30 Banken. Zwischen zehn und 40 Prozent des Kapitals wollten ihre Anteile halten, so Bonsall. Die für einen Verkauf notwendige Mehrheit von 75 Prozent sei aber dennoch möglich. Offenbar gibt es mehrere Interessenten und Optionen. "Bei uns haben mindestens sechs Finanzinvestoren angeklopft", sagt der Ish-Vorstandschef.
Es sei aber zum Beispiel auch ein Zusammengehen mit den TV-Kabelnetzbetreibern Iesy aus Hessen sowie Kabel Baden-Württemberg möglich. Allerdings könnte auch das Projekt "Kabel West" beim Kartellamt auf ähnliche Vorbehalte stoßen wie die Fusion mit der KDG, befürchtet Bonsall.
Für denkbar hält er auch, daß der Betreiber eines Netzes mit direktem Zugang zu den Endkunden Ish mit seinem Überlandnetz übernimmt. Hier käme zum Beispiel Telecolumbus in Frage. Über die Zukunft von Ish dürften die Eigner Anfang 2005 entscheiden.
Artikel erschienen am Do, 14. Oktober 2004
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