Die jüngsten finanziellen Zauberkunststücke von Bernanke, Paulson & Co - Geld(über)flutungen; Tiefstzinsen weit unter der realen Inflation (gekoppelt mit Inflations-Schönrechnungen); Discount-Fenster- und Bilanz-Schiebereien; Aufweichung von Kreditstandards bei den halbstaatlichen Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac und anderswo, Steuergeschenk-Schecks und sonstige Pseudo-Lösungen - dienen allein dazu, das Problem der US-Überschuldung zu verschleiern. Eine Lösung sind sie nicht.
Wer zahlt bei dieser Inflationierungs-Politik am Ende die Zeche? Ich vermute: Vor allem Ausländer, deren Dollarguthaben entwertet werden sollen; die Amis wollen sich in den nächsten Jahren von der Entwertung chinesischer US-Staatsanleihen und anderer Auslandsschulden "ernähren".
Diesen "Weimarer Entschuldungs-Coup" (auch der deutsche Staat entwertete nach dem verlorenen 1. Weltkrieg mit einer Mega-Inflation die lästigen Kriegsanleihen) haben die Amis vermutlich schon länger vor. Doch vor der jüngsten Finanzkrise gab es noch keinen geeigneten Aufhänger. Denn letztlich bedarf es für diesen Betrug zwingend einer "Legitimation".
Nun haben die Amis die Finanzkrise, und sie dient als Allround-Legitimation für "unkonventionelle Maßnahmen", die allesamt darauf abzielen, die größte Schuldernation der Welt durch Inflationierung und damit Entwertung ihrer Auslandsschulden zu gesunden. Tenor: "Tut uns leid, aber die widrigen Umstände zwingen uns leider dazu."
Mir kommt der böse Verdacht, dass den Machern in den Chefetagen der US-Broker, die diese desaströsen CDOs und CLOs ersannen, von Vornherein klar war, dass dieser "Coup" in einem Riesen-Fiasko enden würde. Der Trick war ein Spiel auf Zeit. Zunächst mal mussten sie den Schrott - wider besseres Wissen - als Super-Anlage-Chance anpreisen, wobei die AAA-Einstufung der Rating-Agenturen half, um ihn dann rechtzeitig, d.h. ehe der Mist zu stinken anfing, unbedarften Ausländern wie deutsche Landesbanken anzudienen.
Kurzum: In den USA sind Zyniker am Werk, die die Welt um ihre Ersparnisse betrügen wollen. Eine Finanzposse, die an einen schlechten Western erinnert.
Wenn diese Thesen zutreffen, müsste Folgendes zu beobachten sein:
- Der Dollarverfall sollte sich fortsetzen
- Die Rohstoff- und sonstigen Asset-Preise (inkl. Aktien) sollten weiter steigen
- Der Dollarverfall sorgt dabei für bilanzielle Scheingewinne der US-Firmen mit hohem Exportanteil (Einnahmen in Euro werden rechnerisch höher, da in Dollar bilanziert wird), die den Anstieg der Aktien-Indizes pro forma rechtfertigen.
Der Knackpunkt an dieser Krücken-Konstruktion ist die galoppierende Inflation, die sich nicht ewig schön- bzw. wegrechnen lässt. Bereits heute merkt jeder Ami, der Nahrung und Benzin kauft, dass die Schönrechnungen der US-Statistiker ein einzige Lüge sind: Die reale Inflation liegt vermutlich bei deutlich über 8 Prozent, wenn man die Nahrungs- und Energiepreise korrekt einbezieht. Auf den Dollar gibt es somit -6 % Realzinsen.
Eine Weile werden es die Amis vermutlich noch schaffen, ihre 2002 mit Tiefstzinsen begonnene Politik der Vermögenswert-Inflation fortzusetzen - mit entsprechenden Anstiegen der US-Aktienindizes (das sind freilich "kranke" Anstiege, die auf einer Flucht in Sachwerte gründen und nicht auf "Wertanlage" im klassischen Sinn.)
Doch wenn die Inflation so weit ausufert, dass sie sich nicht mehr mit Statistiktricks weglügen lässt, wird dies - wie in den 1970-er Jahren - gravierende wirtschaftliche Folgen haben, u. a. einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit, drastische Konsum- und sonstige Wirtschaftsschwäche. Ausländer werden es sich nicht mehr gefallen lassen, dabei zuzusehen, wie ihre Dollar-Ersparnisse, gerechnet in ihren Heimatwährungen, immer stärker abwerten, weil die Fed sie mit negativen Realzinsen abspeist.
Dies wird das Ansehen der USA im Ausland immer stärker schädigen, Chinesen rümpfen schon heute insgeheim die Nase. Damit wird auch der Zustrom ausländischen Kapitals, an dem die Amis hängen wie der Junkie an der Nadel, abreißen. Dies dürfte den durch die galoppierende Inflation angeschobenen Abschwung weiter verschärfen. Ich rechne in der Folge mit einen wirtschaftlichen Kollaps, bei dem auch US-Aktien stark fallen und die Tiefs von 2003 deutlich unterbieten. Die Lage dürfte der großen Depression in den 1930-er Jahren ähneln.
Fazit: Sollten US-Aktien in den nächsten Wochen bzw. Monaten (bis zur Wahl?) weiter steigen, so ist dies kein Grund zur Beruhigung. Dem allenthalben zu vernehmenden Stimmen-Chor, "die US-Krise ist überwunden", sollte man daher äußerst skeptisch begegnen. Es dürfte sich um das vorerst "letzte Hurra" handeln.
P.S. (Diesen Beitrag hab ich heute schon - sehr viel kürzer - in den US-Bären-Thread gestellt, wünsche mir aber zu diesem mMn für alle Arivaner wichtigen Thema eine breitere Diskussion ohne das Filter der geschlossenen Benutzergruppe.)
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