Egbert Prior: Axel Springer vor Pro7Sat.1-Übernahme? Leser des Artikels: 256
Indizien sprechen dafür, daß Europas größtes Verlagshaus (WKN 550135) die Übernahme von ProSiebenSat.1 vorbereitet. So kündigte Springer-Chef Mathias Döpfner auf der Bilanzpressekonferenz Investitionen an. Ihm steht für Zukäufe eine Kreditlinie von 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Döpfner schränkte jedoch ein, lediglich 300 bis 500 Millionen Euro für Akquisitionen in diesem Jahr ausgeben zu wollen. Diese Summe könnte ausreichen, um den Sender zu schlucken. Denn die ProSiebenSat.1-Vorzüge sind angesichts der hohen Verschuldung und tiefroter Zahlen auf 1,22 Euro abgestürzt. Börsenwert 135 Millionen.
Wenn Sie die von Hedgefonds gehaltenen Stammaktien und eine Übernahmeprämie hinzufügen, kommen Sie auf diese 300 bis 500 Millionen Euro. Ein weiteres Indiz für Döpfners Griff nach ProSiebenSat.1 sind die kürzlich erfolgten Verkäufe der Minderheitsbeteiligungen an Regionalzeitungen. Diese Transaktionen spülten 315 Millionen Euro in die Kriegskasse.
Ebenfalls spricht der Wechsel des Springer-Finanzvorstands für sich: Steffen Naumann wird ab 1. Mai von Lothar Lanz beerbt - zuvor Finanzchef von ProSiebenSat.1. Springer steht stark da: 2008 kletterte der Umsatz um sechs Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Der Gewinn 571 Millionen Euro nach Steuern. Rekord! In die Höhe getrieben wurde das Ergebnis freilich von einem Sonderertrag von 515 Millionen Euro, der aus dem Verkauf der Restbeteiligung (zwölf Prozent) an ProSiebenSat.1 stammte.
Das Verlagshaus hatte bereits im Jahr 2005 versucht, den TV-Sender zu übernehmen. Jedoch untersagte das Kartellamt seinerzeit den Zukauf wegen der befürchteten marktbeherrschenden Stellung. Angesichts der Medienkrise dürfte die Behörde unter Auflagen nun ein Auge zudrücken. Springer kann beim Kaufpreis sparen, müßte aber eine Schuldenlast von 3,4 Milliarden Euro mit übernehmen. Weil Springers Kerngeschäft aber unter Auflagenschwund leidet, ist der Verlag auf Übernahmen angewiesen.
Autor: Egbert Prior
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