FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Entschärfung der Bilanzregeln für kriselnde Wertpapiere hat die Deutsche Bank im dritten Quartal vor einem erneuten Absturz in die roten Zahlen bewahrt. Der DAX-Konzern profitierte zudem von einer Steuergutschrift (321 Mio Euro) und dem Verkauf seiner restlichen Anteile am Versicherungskonzern Allianz (229 Mio Euro). Unter dem Strich wies Deutschlands größte Bank am Donnerstag somit trotz einer "eklatanten Verschärfung der Finanzmarktkrise", wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann es fasste, für das dritte Quartal einen Gewinn von 414 Millionen Euro aus. Das ist zwar deutlich weniger als die 1,631 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, aber besser als von den meisten Experten erwartet: Sie hatten mit einem mindestens dreistelligen Millionenverlust für die Monate Juli bis September gerechnet. Zum Jahresauftakt war die Deutsche Bank erstmals seit fünf Jahren in die Verlustzone gerutscht. Eine Prognose für den Rest des Jahres wagte Ackermann nicht. "Angesichts der schweren Marktturbulenzen bleiben die Geschäftsaussichten für Banken schwierig", schrieb er in einem Brief an die Aktionäre. "Das sich verschlechternde wirtschaftliche Umfeld beeinträchtigt unser Geschäft in allen Kundensegmenten." In den ersten neun Monaten brachen sowohl das Ergebnis vor als auch nach Steuern ein: Vor Steuern stand ein Gewinn von 481 Millionen Euro nach 7,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, nach Steuern wies die Bank 918 Millionen Euro Gewinn aus nach 5,5 Milliarden Euro vor Jahresfrist. BELASTUNGEN SUMMIEREN SICH SEIT SOMMER 2007 AUF 8,4 MRD EURO Im dritten Quartal sank der Vorsteuergewinn im Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden binnen eines Jahres um 14 Prozent auf 262 Millionen Euro. In der Vermögensverwaltung rutschte die Bank vor Steuern mit 95 Millionen Euro in die roten Zahlen - nach einem Gewinn von 265 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Im klassischen Investmentbanking gab es vor Steuern 789 Millionen Euro Verlust, im Vorjahr hatte hier ein Minus von 179 Millionen Euro gestanden. Im Zusammenhang mit der Krise an den internationalen Finanzmärkten musste der Branchenprimus im dritten Quartal weitere 1,2 Milliarden Euro an Wertberichtigungen vornehmen. Damit summierten sich die Belastungen seit Beginn der Krise im Sommer 2007 auf 8,4 Milliarden Euro. Von Juli bis Ende September blieben dem Konzern 845 Millionen Euro an Wertberichtigungen erspart, weil die Bank die von der EU- Kommission gelockerten Bilanzierungsregeln nutzte: Banken müssen somit bestimmte Wertpapiere, für die es wegen der Krise derzeit keinen Markt gibt, nicht mehr zu aktuellen Marktpreisen bewerten. Dass die Deutsche Bank keine Hilfe aus dem 500-Milliarden-Paket der Bundesregierung annehmen werde, hatten der Frankfurter Konzern und sein Vorstandsvorsitzender mehrfach bekundet. Ackermann betonte aber: "Wir haben die abgestimmten Maßnahmen von Regierungen und internationalen Organisationen zur Stabilisierung des Finanzsystems von Anfang an begrüßt und werden sie weiter unterstützen." ERTRAGSRÜCKGANG UND STEIGENDE MITARBEITERZAHL Die Erträge gingen zum Vorjahresquartal, als sich die Krise bei der Deutschen Bank zum ersten Mal spürbar niederschlug, weiter zurück. Sie lagen bei 4,4 Milliarden Euro nach 5,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Rücklagen für faule Kredite fielen mit 236 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr - ein weiterer Effekt der neuen Bilanzierung: Die umgebuchten Wertpapiere müssen nun klassisch nach ihrem Ausfallrisiko bewertet werden. Trotz der Zuspitzung der Krise stellte die Deutsche Bank im dritten Quartal neue Mitarbeiter ein. Die Zahl der Vollzeitstellen stieg im Vergleich zum Vorquartal um gut 1.000 auf 81.308. Ende September 2007 hatte das Unternehmen weltweit 77.920 Vollzeitstellen. In Deutschland wuchs die Zahl der Vollzeitstellen von Ende Juni bis Ende September dieses Jahres um 136 auf 28 069. Ein Jahr zuvor waren es in Deutschland 27.799 Stellen. Die Personalkosten fuhr die Bank in den drei Monaten bis Ende September um 28 Prozent auf 1,928 Milliarden Euro zurück - vor allem, weil es weniger Bonuszahlungen gab. Im dritten Quartal 2007 lagen die Personalkosten mit 1,696 Milliarden Euro allerdings noch niedriger./sb/jb/zb |