Heute hat Imperial Brands seine Halbjahreszahlen herausgebracht, der Markt hat sie mit Wohlwollen aufgenommen.
Wie so häufig gibt es positive und negative Aspekte. Die negativen Aspekte betreffen insbesondere die mittel- bis langfristigen Aussichten.
Es ist schon krass, mit welchem Tempo der Volumenrückgang weltweit voranschreitet. Insbesondere war das in den USA und GB zu spüren. Während der Volumenrückgang in GB wohl vor allem auf höhere Steuern und ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld zurückzuführen sind, ist im größten Markt USA anscheinend nach wie vor der Konsum von illegal eingeführten Vaping-Produkten ein echtes Problem, welches wiederholt von BAT und nunmehr auch von IMB beklagt wird. Aber auch das Ausmaß des allgemeinen Volumenrückgangs beim klassischen Tabak in den USA ist schon erschreckend.
Den niedrigsten Volumenrückgang in einem der Top five-Märkte für IMB gibt es in Deutschland. Nur leider verliert IMB nach wie vor Marktanteile in Deutschland.
Sowohl die Zins- als auch die Steuerbelastungen haben bei IMB im Berichtszeitraum zugenommen. Ein unschöner Trend, der sich zumindest im Bereich der Zinsen so auch weiter fortsetzen dürfte.
Warum gibt es bei so vielen negativen Aspekten dann diesen Kursanstieg?
Wir können auch so einiges an positiven Nachrichten in den Halbjahreszahlen finden.
Vielleicht die wichtigste Nachricht ist, dass man die bereinigten Umsätze um 2,8 % steigern konnte, so stark wie nie in den letzten zehn Jahren. Dieses ist vor allem darauf zurückzuführen, dass man am Markt im ersten Halbjahr sehr deutliche Preissteigerungen in einer Höhe von 8,6 % durchsetzen konnte. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es den Zigarettenfirmen durch ihre Preisgestaltung gelingt, bröckelnde Volumina aufzufangen. Etwas bange bleibt natürlich die Frage, wie lange das noch so weitergehen kann?!
Insgesamt hat man in den fünf selbst definierten Kernmärkten seine Marktanteile etwa halten können. Gute Signale kommen nach Jahren endlich einmal aus Deutschland. Zwar ging der Verlust von Marktanteilen weiter, jedoch deutlich langsamer als in der Vergangenheit. Man sieht hier Anzeichen für eine Trendwende. Dafür hat man seine Marketinganstrengungen wohl deutlich intensiviert.
Auch finanziell liefert IMB nach wie vor. Die Interimsdividende wird um 4 % erhöht, zusammen mit dem massiven Aktienrückkaufprogramm ist das ein echtes Statement. Und Stück für Stück profitiert man immer mehr von der sinkenden Zahl der ausstehenden Aktien, der bereinigte Gewinn pro Aktie ist um 1,4 % gestiegen, bei gleichen Währungsverhältnissen sogar um 7,7 %!
Im Bereich der NGP´s hat man die Umsätze gesteigert und die Verluste reduziert, insbesondere durch Skaleneffekte. Auch das sind natürlich sehr positive Nachrichten.
Logista entwickelt sich, auch Dank der letzten Zukäufe, sehr befriedigend, Umsätze und Gewinn klettern deutlich.
Ganz wichtig, man hat im Ausblick seine Jahresziele vollumfänglich bestätigt. Das betrifft sowohl die Umsatzhöhe, das Ergebnis und auch das Leverage, also das Verhältnis von Schulden zum EBITDA, im niedrigen Bereich der Spanne 2,0 - 2,5.
Fazit:
Es ist nicht alles Gold was glänzt, aber IMB hat wiederum ein gutes Halbjahr abgeliefert und fährt weiterhin eine sehr aktionärsfreundliche Politik, die sich an der deutlichen Steigerung der Interimsdividende von 4 % ablesen lässt, neben dem laufenden Rückkaufprogramm. Da man seine Finanzen aktuell gut im Griff hat, wäre ich mehr als überrascht, wenn im Herbst kein neues Buyback-Programm verkündet werden würde.
Mittel- bis langfristig sind aus meiner Sicht durchaus Sorgen angebracht, insbesondere die Höhe des Volumenrückgangs macht mir Angst. Es ist noch nicht klar, wie erfolgreich auf Dauer die Transformation gelingt. Aber andererseits hat IMB, und auch BAT, ein solch niedriges Bewertungsniveau erreicht, dass Mister Market die vorgelegten Zahlen nicht komplett ignorieren kann und heute den Buy-Button drückt.
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