handlungen mit Paris Peter Wolf-Karnitschnig Gestern, 10:40 Uhr Der Kursverlauf der Atos-Aktie ist dieser Tage nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Seit Anfang der Woche schwankt der Kurs des französischen IT-Dienstleisters jeden Tag um über 50% nach oben oder unten. Und auch am Freitag sieht es wieder nach einem gewaltigen Kurssprung aus. Was steckt hinter der atemberaubenden Volatilität von Atos? Und wie können Anleger sie sich zunutze machen?
stock.adobe.com/Florence Piot Was ist passiert? Das jüngste Auf und Ab des Kurses der Atos-Aktie ist auf die sich momentan überschlagenden Ereignisse zurückzuführen. Zur Erinnerung:
Einst galt der französische Konzern als einer der europäischen Champions im Software- und Technologsektor. Doch von dieser Spitzenposition ist nicht viel übriggeblieben. Management-Fehlentscheidungen haben Atos an den Rand des Zusammenbruchs geführt.
Der Tech-Konzern leidet unter einer gewaltigen Schuldenlast von fast 5 Milliarden ?, von denen über 3,5 Milliarden bis Ende 2025 fällig werden. Deshalb musste Atos kürzlich eine Sanierung unter einem gerichtlichen Schutzschirm beginnen.
Inzwischen hat sich das Unternehmen mit seinen Gläubigern darauf geeinigt, Verbindlichkeiten in Höhe von fast 3 Milliarden ? in Eigenkapital umzuwandeln. Zusätzlich soll Atos frisches Kapital in Höhe von ca. 230 Millionen ? über eine Kapitalerhöhung zufließen. Damit wäre die Liquidität fürs Erste gesichert.
Paris muss handeln Die prekäre Lage von Atos ist nicht nur für den Konzern und seine Geldgeber ein großes Problem, sondern auch für den französischen Staat. Atos stellt nämlich die Kommunikation für das französische Militär und die Geheimdienste sicher.
Dementsprechend hat der französische Staat ein überragendes Interesse an einer erfolgreichen Sanierung von Atos. Zum Wochenbeginn wurde bekannt, dass das Unternehmen mit der Regierung in Paris Verhandlungen über eine mögliche Übernahme des Geschäftsbereichs Advanced Computing begonnen hat. Im Raum steht ein Kaufpreis von 500 Millionen ?.
Die Sparte Advanced Computing gehört wie Critical Systems und Cyber Products zur Atos Cybersicherheitsabteilung BDS. Auch die beiden anderen Sparten von BDS sollen angabegemäß verkauft werden.
Ein Spielball von Daytradern Die Atos-Aktie entzieht sich derzeit jeder vernünftigen charttechnischen Beurteilung. Das Papier ist zum Spielball von Daytradern geworden, die für völlig unvorhersehbare und übertriebene Kursschwankungen sorgen.
Ist Atos trotzdem einen Kauf wert? Die jüngste Kursexplosion der Atos-Aktie gründet sich auf die Hoffnung, dass die französische Regierung das Überleben von Atos sichert. Wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind und ob es tatsächlich zu einem Deal kommen wird, lässt sich aktuell noch nicht beurteilen.
Ich halte es jedoch für sehr wahrscheinlich. Aufgrund der immensen strategischen Bedeutung von Atos für den französischen Staat bleibt Paris kaum etwas anderes übrig, als sicherheitskritische Bereiche zu übernehmen. Im Gegensatz zu anderen Staaten betreibt Frankreich seit Jahrzehnten eine sehr gezielte strategische Industriepolitik, über die nationale Champions aufgebaut und im Lande gehalten werden. Das wird meiner Meinung nach auch bei Atos nicht anders sein.
Anleger, die auf einen positiven Ausgang der Verhandlungen mit dem französischen Staat und letztlich der Sanierung von Atos setzten wollen, können in die Aktie einsteigen. Sie sollten sich aber vor Augen halten, dass die Atos-Aktie inzwischen zu einem puren Spekulationsobjekt geworden ist. Derzeit wird der Kurs primär von Daytradern bestimmt, die die Aktie nur für wenigen Stunden oder gar Minuten halten. Das Risiko von großen Tagesverlusten ist deshalb enorm hoch.
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