Der deutsche Aktienmarkt geht mit unspektakulären Vorgaben in den Tag. An der Wall Street haben sich Standardwerte kaum bewegt. Technologietitel, die am Mittwoch an Boden verloren haben, könnten indes von der gut behaupteten Nasdaq profitieren. Belastend dürften sich allgemein wieder steigende Ölpreise auswirken. Am Rentenmarkt stehen die Zeichen auf Rekord.
Impulse von außen könnte der Aktienmarkt am Nachmittag erhalten, wenn Arbeitsmarktdaten aus Amerika und Zahlen zum Immobilienmarkt einlaufen.
Zinsspekulationen: Rentenmarkt wieder auf Rekordjagd
Am deutschen Rentenmarkt stehen die Zeichen nach einer zwischenzeitlichen Konsolidierung offenbar wieder auf Rekord. Der wegweisende, auf langlaufende Bundesanleihen gemünzte Bund-Future legte am Mittwoch um 64 Basispunkte auf 123,37 Prozent zu; der Rekord steht bei 123,58 Prozent. Er profitierte von Spekulationen auf eine Leitzinssenkung in Euroland, die wiederum von dem überraschend großen Zinsschritt abwärts in Schweden befördert worden ist.
?Wie Phoenix aus der Asche? präsentiere sich der Bund-Future gegenwärtig, kommentierte Gregor Beckmann von HSBC Trinkaus & Burkhardt lauit Dow Jones-vwd. Am Donnerstag dürfte er weiter zulegen, die Vorgaben aus Amerika sind gut und die Spekulationen noch nicht vom Tisch.
Euro bleibt unter Druck
Der Euro bleibt in Fernost angesichts anhaltender Zinssenkungsphantasien zum Dollar unter Druck. Der Euro notiert am Donnerstag im Verlauf mit 1,2127 Dollar und damit in etwa auf dem am Vorabend im späten New Yorker andel erreichten Niveau. In der Vorwoche war der Euro in Fernost mit 1,2000 Dollar auf den tiefsten Stand seit neun Monaten gefallen. ?Es riecht nach Zinssenkungen in der Euro-Zone und in Großbritannien", sagte ein Händler einer japanischen Bank. Die seit Tagen anhaltenden Zinssenkungsphantasien hatten am Dienstag neue Nahrung erhalten, da eine Senkung des Leitzinses der Notenbank Schwedens um 50 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent am Markt als Signal für einen künftigen Schritt der Europäischen Zentralbank (EZB) in dieselbe Richtung gedeutet wurde. Zum Yen tendiert der Dollar in Fernost um 108,64 Yen. Der Schweizer Franken notiert zum Euro mit 1,5419 und zum Dollar mit 1,2713.
Börse Tokio fester
Wenig verändert tendiert der Tokioter Aktienmarkt am Donnerstag im Verlauf. Der Nikkei-225-Index gewinnt gegen 6.08 Uhr MESZ weniger als eins Punkt auf 11.548, der Topix tendiert mit 1.173 auf dem Schluß-Stand des Vortages. Es fehlten neue Impulse, heißt es aus dem Markt. Der Gesamtmarkt werde nach den Aufschlägen der jüngsten Zeit etwas von Gewinnmitnahmen belastet, Technologie- und Exportwerte tendierten uneinheitlich.
HSI hält sich über Marke von 14.000 Punkten
Gut behauptet tendiert der Aktienmarkt in Hongkong am Donnerstagmittag (Ortszeit). Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte gewinnt der Hang-Seng-Index (HSI) 0,2 Prozent oder 28 Punkte auf 14.189 Zähler. Der Markt steht im Zeichen des Börsengangs von Bank of Communications, die sich um 14 Prozent auf 2,85 Hong Kong Dollar erhöhen. Ein Teilnehmer rechnet damit, dass nach erfolgreichem Abschluß des IPO nun mit der bereits lange erwarteten Stärke des Markts gerechnet werden könne. COSCO Pacific legen um 3,4 Prozent auf 15,05 Hong Kong Dollar zu, nachdem sich der Titel in jüngster Zeit unterdurchschnittlich entwickelt hatte.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Fester zeigten sich die amerikanischen Aktien am Mittwoch nachbörslich. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator stieg um 0,19 Prozent auf 1537,22 Punkte.
Bed Bath & Beyond haben am Mittwoch im nachbörslichen Handel trotz überraschend guter Quartalszahlen nachgegeben. Die Aktie sank um 3,2 Prozent auf 42,97 Dollar. Das Unternehmen hatte für das erste Quartal (28. Mai) seines Geschäftsjahrs ein Ergebnis von 98,9 Millionen oder 0,33 Dollar je Aktie ausgewiesen. Die Prognose der Analysten hatte um 0,01 Dollar darunter gelegen.
Herman Miller verbesserten sich um 4,2 Prozent auf 31,05 Dollar. Das Unternehmen hat im ersten Quartal 0,31 Dollar je Aktie verdient. Die Konsensprognose der Analysten hatte bei 0,27 Dollar gelegen. CV Therapeutics gaben bis 17.08 Ortszeit 5,8 Prozent auf 21,60 Dollar ab. Das Unternehmen plant die Ausgabe neuer Aktien in Zusammenhang mit einer Wandelanleihe.
Wall Street schließt abermals uneinheitlich
Uneinheitlich haben die Aktienkurse am Mittwoch an Wall Street den Handel beendet. Das teure Öl habe das Sentiment getrübt, sagten Marktteilnehmer. Der Preisrückgang am Berichtstag habe keinen Stimmungsumschwung herbeiführen können. Am Markt herrsche nämlich die Überzeugung vor, dass der Ölpreis seinen Anstieg fortsetzen werde. Spekulationen um Zinssenkungen in Europa hätten zudem Angst vor einem schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft aufkommen lassen. Auch die für kommende Woche angesetzte Sitzung der Notenbank habe ihre Schatten vorausgeworfen.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte verlor 0,1 Prozent oder 12 Punkte auf 10.588. Der S&P-500-Index schloß kaum verändert bei 1.214 Zählern. Der Nasdaq-Composite-Index gewann dagegen 0,1 Prozent oder eins Punkt auf 2.092.
Eines der zentralen Themen am Markt war die Gewinnwarnung von Ford. Der Automobilhersteller hatte am Vortag nach Börsenschluß seine Ergebnisprognose für 2005 gesenkt und will zudem mehr Arbeitsplätze abbauen als zunächst angekündigt. Die Nachricht setzte nicht nur die Ford-Aktie unter Druck, sondern auch die Papiere von Wettbewerbern und Zulieferern. Ford gaben um 4,4 Prozent auf 10,68 Dollar nach. General Motors verbilligten sich um 3,0 Prozent auf 34,82 Dollar.
An der Nasdaq verteuerten sich Ameritrade um 21 Prozent auf 17,87 Dollar. Das Online-Wertpapierhandelshaus beabsichtigt die Übernahme des Wettbewerbers TD Waterhouse USA. Die Aktie von Toronto-Dominion Bank, der Muttergesellschaft von TD Waterhouse USA, legte um 1,2 Prozent auf 44,15 Dollar zu. Die Papiere der Investmentbank Morgan Stanley verloren 0,8 Prozent auf 50,52 Dollar. Die Bank hatte im zweiten Quartal 24 Prozent weniger verdient als im Vorjahr. Das Ergebnis verfehlte die ohnehin schon gesenkten unternehmenseigenen Schätzungen, aber auch die Erwartungen der Analysten.
Motorola gewannen 3,2 Prozent auf ein 52-Wochen-Hoch von 18,80 Dollar. Die Analysten der Banc of America haben ihre Prognosen für den weltweiten Absatz von Mobiltelefonen für 2005 und 2006 angehoben.
Amerikanische Anleihen fester: Zinsspekulation treiben
Spekulationen um Zinssenkungen in Europa haben am Mittwoch die amerikanischen Anleihen sehr fest tendieren lassen. Im späten Handel gewannen zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,125 Prozent 28/32 auf 101-16/32 und rentierten mit 3,94 Prozent nach 4,05 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30jährige Treasury stieg um 1-19/32 auf 117-22/32. Seine Rendite sank auf 4,24 Prozent nach 4,33 Prozent. Da Konjunkturdaten am Berichtstag als Impulsgeber ausblieben, richtete der Markt den Blick nach Europa.
Unter den Anlegern setze sich immer mehr die Überzeugung durch, daß das schwache Weltwirtschaftswachstum die Europäer zwingen werde, ihre Leitzinsen zu senken, erklärten Beobachter. Spekulationen, dass der Ölpreis schon in Kürze die Marke von 60 Dollar überwinden werde, hätten sie in dieser Ansicht bestärkt. Höhere Energiekosten dürften das Wirtschaftswachstum nämlich zusätzlich beeinträchtigen.
Die drohende Rezession in Europa erhöhe das Risiko, daß der schwächere Inflationsdruck nach Amerika exportiert werde, erklärte ein Analyst. Dies habe die Renditen der langfristigen amerikanischen Anleihen unter Druck gebracht. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe sei dabei der Rendite der vergleichbaren Bundesanleihe nach unten gefolgt. In den rückläufigen Renditen spiegele sich die Erwartung, daß die Europäische Zentralbank ihren Leitzins bald senken werde.
Am Dienstag hat schwedische Notenbank schon eine überraschend deutliche Zinssenkung vorgenommen. Und aus dem am Mittwoch veröffenlichten Protokoll der jüngsten Sitzung der Bank of England (BoE) ging hervor, daß zwei Mitglieder des Geldpolitischen Rats für eine Zinssenkung in Großbritannien gestimmt hatten.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.