Regionalnews Salzgitter " Lottoläden fürchten neue Konkurrenz"
Ein neues Lotto-Annahmesystem bereitet den traditionellen Lottoläden Bauchschmerzen.
Von Florian Arnold, Kristina Branz, Stefan Henschel und Sascha Heutling
SALZGITTER. Den alteingesessenen Lotto-Läden im Stadtgebiet droht vielleicht schon bald neue Konkurrenz: Toto-Lotto plant nach Schleswig-Holstein nun auch in Niedersachsen Lotto-Annahmestellen an den Supermarktkassen einzurichten.
Die Kunden können so an der Kasse gleich beim Großeinkauf ihren Tippschein ausfüllen und zusammen mit der Ware bezahlen.
Nun befürchten viele Tippstellenbetreiber finanzielle Einbußen, da somit eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen wegfallen würde. " Kioske brauchen die drei Verkaufsbereiche: Zeitschriften, Tabak und Lotto, um zu überleben. Mit einem Bereich allein kann man kein Geschäft betreiben. Für traditionsreiche, kleine Läden ist das neue Annahmesystem eine Bedrohung" , sorgt sich Franz Schappert, Geschäftsinhaber einer Kiosk-Filiale in der Lebenstedter Innenstadt. Er begründet: " Denn momentan erhalten die Läden 6,3 Prozent Provision pro Tippschein."
" Vor wenigen Jahren war der Tabak- und Zeitschriftenverkauf noch Haupteinnahmequelle der Betreiber. Durch die Kaufzurückhaltung vieler Kunden und sinkende Gewinnspannen beim Tabak hat sich die Reihenfolge umgekehrt" , weiß Dr. Rolf Stypmann, Sprecher der Geschäftsführung Toto-Lotto Niedersachsen.
Dennoch werde sein Unternehmen an seinen Plänen festhalten. " Auch unsere Umsätze sinken. Wir müssen die Geschäftsgrundlage verbreitern. Wenn nicht wir mit den Supermärkten zusammenarbeiten, tun es andere" , so Stypmann. Die Befürchtung hat einen Hintergrund: Der unabhängige Kieler Lotteriedienstleister Fluxx.com ist in Zusammenarbeit mit der Handelskette Edeka bereits ins Supermarkt-Tippgeschäft eingestiegen. In zehn holsteinischen Märkten wird das Terminal-System getestet.
Werde das Angebot angenommen, soll es bald ausgeweitet werden, sagt Fluxx-Vorstandssprecher Rainer Jacken. Bevor Fluxx bundesweit an die Supermarktkassen geht, wollen die Lottogesellschaften ihre eigene Technik etablieren und mit Handelsketten Verträge abschließen.
Anders als bei Fluxx soll das Supermarkt-Tippen ohne Aufpreis angeboten werden. " Wir raten unseren Partnern, per Shop-in-Shop in die Supermärkte hineinzugehen." Auf die Interessen bisheriger Partner soll zwar Rücksicht genommen werden, eine Bestandsgarantie könne es aber nicht geben. Stypmann: " Ein bisschen Druck soll ruhig da sein."
" Mit dieser Behauptung fällt Stypmann den kleinen Filialen in den Rücken" , kritisiert der Lebenstedter Kiosk-Inhaber Franz Schappert. Zu dem wüssten die Menschen nicht, dass das neue Annahmesystem teurer sei, weil zusätzliche Bearbeitungsgebühren anfielen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das neue Konzept tatsächlich den gewünschten Erfolg bringt. " Ich glaube, dass nur Gelegenheitsspieler ihren Tipp an den Supermarktkassen abgeben werden. Die Stammkunden werden weiterhin kommen, um sich beraten zu lassen, denn sie wollen nicht nur ihren Lottoschein loswerden, sondern auch ein paar Worte" , meint Petra Schneider, Angestellte in Schapperts Kiosk.
Und damit scheint sie erstmal recht zu behalten. " Ich spiele schon seit Jahren hier, und ich werde auch in Zukunft dabeibleiben" , fügt Stammkundin Cordula Schnute hinzu.
Samstag, 07.05.2005
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