auch von mir noch : wünsche Euch frohe Ostern und ein paar erholsame Tage!
Hans : Noch zu Deiner Euro-Theorie oder Frage -
Ich sehe und erfahre das so. Bei export-orientierten Nationen (und das sind wir ganz besonders) sind die Exportpreise zunächst in der einheimischen Währung gefixed und werden dann für das operative Geschäft nach der aktuellen exchange rate in den Vertrag in USD geschrieben. Beispiel : Nehmen wir an, ich produziere irgendetwas, was ich zu 80% ausserhalb der Eurozone verkaufe. Sagen wir mal - "Börsenkurse-vorhersagende Bananschalen aus Goldstaub". ;-) Mein Verkaufspreis lautet 100.000 Euro pro Stück. Dieser Preis gilt auch innerhalb der Eurozone, da habe ich ja auch Kunden...
Die Kosten betragen ca. 75.000 Euro/Stück. Macht einen Gewinn in der Eurozone von 25.000 Euro/Stück.
Für die Exporte habe ich im Oktober 2007 zum Beispiel einen Preis von 140.000 USD/Stück ausgehandelt und der Vertrag läuft 2 Jahre. Jetzt ist es eigentlich unerheblich, in welcher Währung mein Exportpartner zahlt. Er bezieht sich immer auf den Vertragspreis von 140.000 USD. Der Kunde ist ja König und will für seinen EK keine Wechselkursabhängigkeit (es sei denn zu seinem Vorteil) - also besteht er auf Fixierung des Preises und Zahlung in USD.
Während ich zu Beginn also noch umgerechnet 100.000 Euro bekommen habe, ist nun die gleiche Summe nur ca. 90.000 Euro wert.Und damit nicht genug, ist ja auch noch mein EK für den Goldstaub heftig gestiegen. Das erhöht meine Kosten, während mein VK gleichbleibt und die Marge auf Grund des Wechselkurses 10% verloren hat. (Gold ist natürlich hier ein blödes, da noch zusätzlich katalysierendes Beispiel, aber das geht ja auch mit Öl oder Kakao oder was weiss ich)
Jetzt kommt aber erst der wirklich wichtige Knackpunkt. Viele Waren deutscher OEM's werden exportiert. Und es dauert in der Regel nur einen Bruchteil einer Wirtschaftssekunde, bevor findige Händler diese Waren re-importieren. Durch den exchange-rate Vorteil von ca. 10% kauft er also zunächst im Ausland ein um es wieder zurück nach Deutschland zu bringen und hier unter meinem Preis von 100.000 Euro anzubieten. Jetzt habe ich als Hersteller ein doppeltes Problem. Jetzt habe ich nicht nur höhere Kosten und niedrigere VK's im Export, sondern auch noch eigenen Wettbewerb unter meinem Preis im EU-Land. Das heisst die restlichen 20% meines Geschäftes, welches normaler Weise währungsgesichert laufen sollte, verlieren nicht nur Marge auf Grund steigender Rohstoff (und by the way auch Lohnkosten) sondern mein VK wird hier zusätzlich nochmal gedrückt durch diese Re-importe und meine Marge verliert zusätzlich. Also kommt dann doch wieder die exchange-rate ins Spiel.
Wie Du schon geschrieben hast, kaufen wir ja auf Grund des "starken" Euro's günstiger ein - klar, aber da der Preis der Zukäufe schonmal prinzipiell steigt, mein Vk aber leider nicht, ist ein Ungleichgewicht entstanden, welches zu meinen Ungunsten ausfällt. Das kann ich drehen und wenden, wie ich will - Die Marge ist gesunken.
Und jetzt kommt noch das nächste große Übel für mich als Exporteur. Auf Grund der Kreditkrise an den Weltmärkten sinkt natürlich die Kaufkraft meiner Kunden. Dies wiederum wirkt sich erheblich auf meine Umsätze aus. Das bedeutet also dass nicht nur meine Verkaufspreise im Export sinken und meine Marge in EU durch steigende EK's verliert - nein meine verkauften Stückzahlen gehen auch noch erheblich zurück. Das zwingt mich dann Kosten zu sparen und ich nehme echte Bananschalen und lackiere sie gold. Tja und echte Bananenschalen sind eigentlich dazu da, dass man darauf ausrutscht und das passiert auch und spricht sich rum .... und die Spirale geht weiter und weiter nach unten.
Als Exportnation kann ich das drehen und wenden wie ich will, es gibt für mich keinen positiven Ansatz, solange Rohstoffpreise (welche (Rohstoffe) ich nicht habe) steigen und die Weltwährung Dollar verfällt. Und dann bin ich auch noch arg gebeutelt von der EU-Zone durch extrem hohe Steuern und Umweltauflagen, was zusätzlich meine Margen drückt...
Zusätzlich - für mein Binnengeschäft kommt dann noch hinzu, dass ein Konsument hier in D unter Aufwendung aller möglichen Tricks selten auf einen höheren Brutto/Netto Anteil kommt, als 65%, wohingegen der amerikanische Bürger beispielsweise locker 75 bis 85% erreicht. Das bedeutet, dass meine eigenen Arbeitnehmer weniger Geld ihres Lohnes (was ja meine Kosten sind) auch wieder auf meinem eigenen Markt und vielleicht auch in meine Produkte investieren kann....
Also - aus meiner Sicht kann man die Diskussion hier in D nicht auf EUR/USD Kurse oder Kreditkrisen weit weg von uns reduzieren. Da spielt irgendwie alles ein Rolle und beeinflusst mich als Exportnation sehr. Leider.
Das ist zumindest meine Sicht und meine tägliche Erfahrung im Geschäftsleben. Hört sich deprimierend an und ist auch so ! Das bedeutet zwar nicht, dass ich als Exporteur nichts verdiene. Im Gegenteil, es läuft gut, aber eben nicht mehr so gut, wie es schonmal war. Und hier schliesst sich dann der Kreis. An der Börse und auch in der Wirtschaft wird zunächst immer ein Vergleich mit dem Vorjahr oder den vergangenen 10 Jahren gezogen und der Preis und die Attraktivität meiner Wertpapiere (!!!) bestimmt sich dann aus der Wachstumsaussicht und der Perpektive hinsichtlich steigender Profite. Und die ist momentan in diesem Weltwirtschaftsszenario nur sehr schwer positiv darstellbar.
In diesem Sinne : Frohe Ostern !
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