L’Oréal ist es sich wert: Gegenüber der Migros weigert sich der Kosmetikhersteller, die Einkaufspreise um über zehn Prozent zu senken. Mit den Franzosen geeinigt hat sich Coop. Von Roman Seiler | Aktualisiert um 09:53 | 09.10.2011
Liliane Bettencourt (88) kann es sich leisten, ihrem Freund Vermögenswerte in Milliardenhöhe zu schenken. Die Tochter des L’Oréal-Gründers Eugène Schueller gilt dank des 31-Prozent-Anteils ihrer Familie am Hersteller von Kosmetika als reichste Frau Europas.
L’Oréal kennt seinen Wert. Dem Konzern eilt der Ruf voraus, seine hohen Preise in der Schweiz hartnäckig zu verteidigen. Um gegenüber grenznahen ausländischen Konkurrenten einigermassen zu bestehen, senkte die Migros Ende August die Preise von Kosmetika der Franzosen zwar um 10 Prozent – zulasten der eigenen Margen.
Denn obwohl der Franken immer noch sehr stark ist, biete der Kosmetikaproduzent der Migros nur eine Senkung der Einkaufspreise um eine Million Franken an, sagt Mi-gros-Sprecher Urs-Peter Naef: «Wir erwarten, dass die Einstandspreise um vier bis fünf Millionen fallen.» Das entspreche einem Preisnachlass um etwas mehr als zehn Prozent.
Die Migros-Einkäufer wollen jetzt nochmals mit L’Oréal um eine Nachbesserung des Angebots verhandeln. Lässt der Kosmetikriese auch diese Runde platzen, prüfen die Gremien des orangen Riesen, gewisse Produkte aus dem Regal zu kippen und nicht mehr zu verkaufen. Von L’Oréal Schweiz war keine Stellungnahme zu erhalten.
Coop hat sich jetzt mit den Franzosen einigen können. Die Mitte August entfernten Haarfestiger von Studio Line kommen «in Kürze» in die Läden zurück, sagt Coop-Sprecherin Susanne Sugimoto: «Beide Verhandlungspartner mussten sich bewegen.» Der Preisnachlass von L’Oréal dürfte daher wohl unter der Zehn-Prozent-Marke liegen.
L’Oréal argumentiere, der Konzern generiere in der Schweiz mit rund 400 Stellen eine hohe Wertschöpfung, weiss Naef. Produziert wird hier aber nicht. Die Angestellten sind weitgehend dafür da, um Shampoos und Haarsprays an Coiffeur-Salons zu vertreiben. Auch deren Betreiber erhalten gemäss Branchenverband kaum Preisnachlässe.
Es geht bei diesem Streit um viel Geld: Allein Migros verkauft rund 300 Produkte von L’Oréal. Obwohl diese in der Regel nur vier und sechs Franken kosten, setzen die beiden Grossverteiler damit mehr als 100 Millionen Franken um.