Hier eine Chronologie der Ereignisse:
30. September 2004: Walter Bau hat laut eigenen Angaben 488 Millionen Euro offene Forderungen.
19. Oktober 2004: Das Unternehmen kündigt die vollständige Übernahme des Stuttgarter Baukonzerns Ed. Züblin AG an. Dazu will Walter Bau ein Aktienpaket von rund 43 Prozent erwerben, das der Industriellen-Familie Lenz gehört. Walter Bau hält bereits rund 49 Prozent an Züblin.
28. Oktober 2004: Firmengründer und Aufsichtsratschef Ignaz Walter sagt in einem Zeitungsinterview: "Wir sind kein Pleitefall."
15. November: Walter Bau gibt den Kauf von weiteren 4,9 Prozent an Züblin bekannt.
1. Dezember 2004: Die geplante Baufusion platzt. Trotz zugesagter Kaufpreisfinanzierung durch die vier Kernbanken und Unterstützung durch eine große Mehrheit der finanzierenden Banken und Versicherer für das Übernahmekonzept habe die Walter Bau AG die Option zur Übernahme der rund 42 Prozent Züblin-Anteile der Familie Lenz nicht ausgeübt, teilte das Unternehmen mit. Walter Bau verfolge weiterhin die vollständige Züblin-Übernahme.
12. Januar 2005: Walter Bau legt seinem Finanzierungskonsortium aus 27 Banken ein weit gehendes Sparprogramm vor, das unter anderem die Entlassung von 400 der derzeit etwa 10.000 Mitarbeiter und den Verkauf der profitablen Tochtergesellschaft DSI vorsieht. Zudem hat Walter Bau bereits 2004 Einsparungen von 40 Millionen bis 60 Millionen Euro jährlich eingeleitet.
Die Verhandlungen mit den Banken über Änderungen am Sanierungskonzept beginnen. Zum Finanzierungskonsortium zählen Deutsche Bank, Landesbank Baden-Württemberg, Bankgesellschaft Berlin, Dresdner Bank, Landesbank Rheinland-Pfalz, der französische Kreditversicherer Coface sowie die niederländische ABN Amro. Dem Sanierungskonzept müssen alle 27 Banken zustimmen.
15. Januar 2005: Ignaz Walter gibt erstmals öffentlich zu, dass sein Unternehmen einen Liquiditätsengpass hat.
21. Januar 2005: Die Politik schaltet sich ein. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu treffen sich mit zwei Mitgliedern des Walter-Bau-Finanzkonsortiums in Berlin.
27. Januar 2005: Das Amtsgericht Augsburg lehnt den Insolvenzantrag eines Unternehmens gegen Walter Bau ab.
31. Januar 2005: Ignaz Walter tritt auf Druck der Banken vorzeitig vom Vorsitz des Aufsichtsrats der Walter Bau zurück.
1. Februar 2005: Die Verhandlungen mit den Gläubigerbanken sind endgültig gescheitert. Walter Bau stellt beim Amtsgericht Augsburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
4. Februar 2005: Insolvenzverwalter Werner Schneider will eine Zerschlagung von Walter Bau abwenden. Erste Verkaufsgespräche sind angelaufen. Die Ungewissheit über eine zumindest teilweise Zerschlagung des Konzerns hält dennoch an.
15. Februar 2005: Die österreichische Strabag-Gruppe will Großteile der Walter Bau übernehmen. Dafür wird eine neue Gesellschaft namens Dywidag Bau GmbH gegründet.
14. März 2005: Rund 1.000 Beschäftigte der Walter Bau AG demonstrieren in Augsburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
18. März 2005: Insolvenzverwalter Walter Schneider kündigt für den 1. April die Eröffnung des Insolvenzverfahrens an.
Hintergrund: Der Walter-Bau-Konzern Der zusammengebrochene Augsburger Baukonzern ist mit rund 9.500 Beschäftigten das drittgrößte deutsche Bauunternehmen. Zu den Kernbereichen gehören der Schlüsselfertigbau, der Verkehrswegebau, die Vorspann- und Geotechnik sowie der internationale Infrastrukturbau. Über eine Tochtergesellschaft ist das Unternehmen in Europa, Nordamerika und Australien vertreten.
Da Walter Bau vor allem auf dem schwierigen Inlandsgeschäft aktiv ist, gingen im Vorjahr die Bauleistungen von knapp 3,1 Milliarden Euro auf rund 2,8 Milliarden Euro zurück. Im ersten Halbjahr 2004 machte das Unternehmen einen Verlust von 29,4 Millionen Euro. Zahlen für das Gesamtjahr liegen noch nicht vor.
Die Gruppe wurde von Ignaz Walter aufgebaut. Die Wurzeln hatte dieser 1978 mit dem Erwerb der Augsburger Baufirma Thosti gelegt. Rasch wuchs das Firmengeflecht, wichtige Schritte waren in den Jahren 1999 bis 2001 die Fusion des Mutterkonzerns mit den Schwesterunternehmen Heilit+Woerner sowie Dywidag. Zuletzt wollte sich Walter die Stuttgarter Züblin komplett einverleiben, die bereits mehrheitlich zur Walter Bau AG gehört. Dieses Geschäft aber platzte.
Chronologie: Zwischen Hoffen und Bangen Baubranche Walter Bau meldet Insolvenz an Der angeschlagene Augsburger Bauriese Walter ist pleite und hat Insolvenz beantragt. Die Gläubiger rechnen mit einer Zerschlagung des Konzerns.
Baubranche Walter Bau reißt das Ruder herum Die Zukunft des angeschlagenen Augsburger Bauriesen Walter sieht nicht mehr so düster aus. Die Banken wollen offenbar die Milliarden-Bürgschaften verlänger Baubranche Walter Bau in großen Nöten Nach einer gescheiterten Übernahme steht dem Baukonzern Walter Bau aus Augsburg das Wasser bis zum Hals. Offenbar lehnen mehrere Banken das Sanierungskonzept des Konzerns ab.
Augsburg Sparorgie bei Walter Bau Der Augsburger Baukonzern Walter Bau will mit massiven Einsparungen sein Überleben sichern. Um 40 bis 60 Millionen Euro sollen die Kosten pro Jahr gesenkt werden. mehr
Walter-Tochter DSI soll bald verkauft werden
Die Walter-Bau-Teilkonzern Dywidag-Systems International (DSI) soll noch im Sommer dieses Jahr verkauft werden. Das kündigte der Insolvenzverwalter der Walter Bau AG
, Werner Schneider, am Dienstag in Augsburg an. Bisher hätten bereits etwa 20 Unternehmen aus dem In- und Ausland Interesse angemeldet.
Schon jetzt zeichne sich ab, dass ein Verkaufserlös deutlich über dem Buchwert zu erzielen ist. Offerten liegen sowohl [B]von strategischen wie auch von Finanzinvestoren[/B] vor, so der Insolvenzverwalter. Seit dieser Woche werden die in die engere Wahl kommenden Angebote ausgewertet und die Zahl der Kandidaten plangemäß auf rund die Hälfte reduziert. Sicherung von Arbeitsplätzen angestrebt DSI ist eine hundertprozentige Tochter von Walter Bau und beschäftigt rund 1100 Mitarbeiter. Sie ist ein Zulieferbetrieb von Spann- und Ankersystemen für die Bau- und Bergbauindustrie.
Im vergangenen Jahr hatte die DSI einen Umsatz von etwa 300 Millionen Euro erwirtschaftet - davon mehr als 80 Prozent im Ausland.
"Mit dem Verkauf des Teilkonzerns DSI wird bei einem weiteren wichtigen Kerngebiet der insolventen die Fortführung sichergestellt und damit Arbeitsplätze gesichert", hieß es in einer Mitteilung. Dies sei bereits bei der Walter-Hellit Verkehrswegebau sowie beim Auslandsgeschäft Dywidag International gelungen
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